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Filmszenen I …nein, ich will mit.. in: Jedermann. Teil 2. Jedermann – Ulrich Tukur. Buch: Hugo von Hoffmannsthal. Regie:Gernot Friedel 2000 Salzburg

Bildquelle und Bildrechte Arthouse 2009

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Vor der Szene.

Jedermann hoffte auf Begleitung bei seinem letzten Gang, den Gang vor das Jüngste Gericht.

Vor Gott muss er Rechnung legen, Rede und Antwort stehen. Wie hat er gelebt? Egoistisch oder sozial gerecht?

Eine Person soll mit ihm gehen und für ihn sprechen. – Doch leider, keiner will mit in „ jenes unentdeckte Land, von des Bezirk Kein Wandrer wiederkehrt“ (Hamlet III,1). Sein Spezl, der Gesell nicht, seine Verwandten, der dicke und der dünne Vetter nicht und auch sein Geld, der Mammon, will nicht mit. Geld und Gold, so sagt der Mammon, regieren hier auf Erden. Im Himmel hat er nichts zu suchen.

Jetzt ist Jedermann ganz allein.

Allein soll er seinen letzten Gang gehen, mit leeren Händen und unvorbereitet.

Allein steht er auf der Bühne vor dem Dreifachportal des Gotteshauses in Salzburg. Da hört er eine leise Stimme:

Die Szene

Kaum sichtbar, in ein dunkelrotes Leichentuch gehüllt, liegt am Bühnenrand eine Gestalt. Sie ruft schwach.

Die Guten Werke
Jedermann!

Jedermann hört nicht

Die Guten Werke
Jedermann, hörst mich nit?

Jedermann sieht sich um. Er ist völlig erschöpft.

Jedermann
Ist als wenn eins gerufen hätt,
Die Stimme war schwach und doch recht klar.

Jedermann krümmt sich zusammen, Schmerz, Erschöpfung, Angst, er ist kurz vor den Tränen.

Wieder die Stimme, wir sehen die Gestalt jetzt nah. Es scheint eine Frau zu sein. Auch ihr Kopf ist vom Tuch umhüllt. Sie bewegt sich schwach.

Die Guten Werke
Jedermann!
Hörst mich nit, Jedermann?

Jedermann kommt näher, bis er zu erkennen glaubt, wer oder was hier liegt.

Jedermann
Ist ein krank Weib,
Was kümmerts mich, soll sehn wo sie bleib.

Die Guten Werke
Mein Jedermann, ich gehör zu dir,
Um deinetwillen lieg ich hier.

Jedermann geht wieder weiter weg. Setzt sich.


Wie soll denn das bewendet sein?

Die Guten Werke
Ich trag Deiner Sünden tiefe Wunde,
bin all die Werke dein.

Jedermann
Ich will kein Spott, ich sterb allweg.

Die Guten Werke
Komm doch zu mir den kleinen Weg.

Jedermann
Meine Werke will ich jetzt nit sehn.

Er blickt weg, er scheint etwas zu hören, schrickt auf.

Die Guten Werke
Wär ichs imstande – ich lief zu dir.

Jedermann
Liegt Angst und Marter g´nug auf mir.

Die Guten Werke
Mich brauchst, der Weg ist schreckbar weit,
Bist annoch ohne ein Geleit.

Jedermann lauscht wieder nach etwas, das er hört. Eine Glocke schlägt die Stunden.


Des Weges muß ich jetzt allein –

Die Guten Werke
Nein, ich will mit, denn ich bin dein.

Jedermann sieht endlich zu der Gestalt hin.

Die Guten Werke


Du bist entboten zu deinem Erlöser,
Vor ein höchst Gericht zu kommen!
Willst du nit gehn verloren, Mann,
Tritt nit allein die Wandrung an.

Jedermann lauscht der Gestalt, steht auf, kommt näher.

Jetzt scheint er etwas anderes in der Frau zu sehen.

Jedermann
du – du – Willst mit mir?

Jedermann, immer noch körperlich völlig erschöpft, läßt sich auf ein Knie nieder, stützt sich dabei auf der Treppe ab.

Die Guten Werke
Fragst du mich das, mein Jedermann?

Die Gestalt streckt ihm einen verhüllten Arm hin. Jedermann nimmt die Hand zärtlich wie die Hand einer Geliebten. Er traut sich, das Velum vom Gesicht der Frau zu ziehen. Ein schönes Antlitz, schneeweiss, wird sichtbar, umrahmt von schwarzem Haar. Eine Frau, die ihr Leben gelebt hat, aber noch nicht alt ist.

Sie sieht ihn an.

Jedermann wagt es nicht, sie über die Wange zu streicheln. Er nimmt ihre Hand und drückt sie an sein Gesicht.

Jedermann

Wie du mich sehnlich siehest an
Ist mir, als

Er kann kaum weiter sprechen, er kämpft mit den Tränen.

hätt in meinem Leben
Nit Freund, noch Liebste, nit Weib noch Mann
Mir keinen solchen Blick gegeben!

Jedermann begegnet in diesem Blick seiner tiefsten Sehnsucht. Um seiner selbst geliebt zu werden.

Die Guten Werke
O Jedermann, daß du so später Stund
Dich kehrest zu meinem Aug‘ und Mund!

Jedermann
Hast ein Gesicht verhärmt und bleich
Und dünkt mich doch an Schönheit reich.

Jedermann nimmt die Frau in den Arm, drückt sie an sich. Die Frau läßt alles geschehen, sie ist schwach.


Mir ist, könnt deiner Augen Schein
Durch meine Augen dringen ein,

Jedermann wiegt sich und die Frau hin und her, wie es Menschen tun, die jemanden verloren haben, den sie lieben. Die Frau wirkt wie tot.

Ein großes Heil und Segen dann
Geschäh an einem armen Mann.

Sie bewegt sich nicht. Jedermann läßt die scheinbar Tote zu Boden zurückgleiten. Er denkt, sie kann nicht mitkommen, weil sie nicht mehr lebt. Er wendet sich ab.



Doch weiß ich, dies ist nun versäumt
Und alls nur wie geträumt!

 

Doch die Gestalt spricht plötzlich doch wieder, klar und laut.

Die Guten Werke
Hättest erkannt in deinem Leben,
Daß ich nit völlig häßlich bin,
Wärest bei mir verblieben
Aufgegangen wäre dein Herz
Ich wäre Dir worden ein göttliches Gefäß,

Jedermann beugt sich über die Liegende, drückt sein Gesicht gegen ihr Herz.


Ein Kelch der überströmenden Gnaden

Jedermann nimmt die Frau hoch, trägt sie auf den Armen, steht auf.


Und dich wollt ich erkennen nicht!
War so verblendet mein Gesicht!

Er schwankt, versucht zu gehen. Das lange dunkle Gewand der Last auf seinen Armen schleift über den Boden wie ein Schatten.


was sind wir für Wesen dann
Wenn solches uns geschehen kann!

 

Die Guten Werke
Ich war ein Kelch, der vor dir stand…

 

Jedermann. Salzburger Festspiele 2000. Ulrich Tukur – Jedermann, Maria Bill – Die Guten Werke.

 

 

– –


Kommentar:

s.a. Der Tunnel. Szene: Entweder wir beide – oder keiner!

Filmszenen I ..ein Gefangener – wie Du… in: Heilige Kühe Teil 3 (Neues Deutschland 1993) Heino Ferch – Gero. Buch: Oliver Czeslik. Regie: Uwe Janson 1992-93

Bildquelle und Bildrechte bei COLON, Dok Film Babelsberg, FOOL , Gemini Film, Neue Sentimental Film, Philip-Gröning-Filmproduktion für Westdeutscher Rundfunk (WDR)

Die Szene

Drängend treibende Musik, bedrohlich.

Es hat zu schneien begonnen. Die Landschaft ist weiss. Der Zug fährt, wir sehen ihn aus der Vogelperspektive. Links und rechts der schnurgeraden Gleise Birkenwälder, vom Horizont her bis zu uns.

Schnitt auf einen Tunnelausgang.

Ein grauer Mann stolpert die Gleise entlang dem Zug entgegen. Er läuft wie ein Mensch, der seine letzten Kräfte aktiviert, um sich vorwärts zu schleppen.

Ulli Nah.

Sie sitzt auf dem Frontpuffer des ersten Waggons. Zufrieden. In Lederjacke, Schottenkaroröckchen, schwarze Handschuhe, die blonden Haare zu Jun gmä de l zö pfen geflochten. Pfeifft.

Blickt nach unten :

Los…… los……  Carl Clementi…… Glubscher auf!!

Schnitt auf den Angesprochenen. Er liegt vor dem Zug quer über den Schienen. Er steckt bis über die Brust in einem deutschen Postsack. Der Sack ist verschnürt und f es  se  lt Clementis Arme.

Ulli, beugt sich vor, flüstert verächtlich:

Was für ein Filmer bist denn Du?

Totale. Der graue Mann hat Clementi erreicht.

Schnitt. Clementi und der Mann nah.

Bildquelle und Bildrechte bei COLON, Dok Film Babelsberg, FOOL , Gemini Film, Neue Sentimental Film, Philip-Gröning-Filmproduktion für Westdeutscher Rundfunk (WDR)

Der graue Mann ist Gero. In einem alten Wehrmachtsmantel. Er ist völlig verändert. Abgehärmt. Ausgelaugt. Bleich wie ein Toter. Vom Ertragen großer Kälte gezeichnet, er at met schwer, erschöpft, wie kurz vor einer Ohnmacht. Er hält Clementi in den Armen, stützt ihn. Clementis Kopf liegt an Geros Brust. Gero hält sich fest an Clementi, an dessen Kleidung, an dem Str ick, der Clementi ge fe sse lt hält.

Clementi, ohne ihn anzusehen:

Wer bist Du?

Gero,  ängstlich, als hätte er gerade geweint:

Ein Gefangener.

…wie Du!

Atmet schwer.

Leise und zärtlich zu Clementi:

…was für einen Film machst Du?

Clementi wirft einen Blick nach oben zu Geros Gesicht, das über ihm schwebt. Die beiden sehen sich an. Clementi lässt sich wieder zurücksinken, denkt nach. Dann, langsam, nachdenklich:

Über den Krieg.

Gero wirkt wie ein Flüchtling am Ende seiner Kräfte, wie jemand, der zu viel erlebt hat, um noch Willenskraft aufzubringen, jemand, von Hunger geschwächt und ausgelaugt ist,  der fast keine Kraft mehr hat, sich aufrecht zu halten. Er nickt schwach. Weich und sanft, freundlich:

…schön…

Gero atmet erschöpft, schwer.

Clementi

Das heißt: der Krieg dient eigentlich nur als Vorwand.

Während Clementi spricht, atmet Gero wie ein Mensch, der gleich das Bewusstsein verlieren wird vor Schwäche. Leise, schwach.

..aber für einen Kriegsfilm….

Er pausiert, um Kraft zu schöpfen

…brauchen wir noch was…

…den Feind.

Clementi, sinnierend, ruhig:

Natürlich ! Den Feind!

Beide blicken vor sich hin, sehen sich dann an.

Ulli aus dem off:

Bald.

Sind wir in Cottbus.

Ulli Nah.

Lächelt. Schuldenfrei, rein.

Ein Kind fast, ein makelloses reines Gesichtchen.

Schnitt

Der Zug rollt.

Clementi wird aus dem Zug hinaus geworfen. Es ist nicht mehr Winter.

Gero, in seiner Hunter-Uniform, sitzt in einer offenen Tür. Singt. Hält die Kamera in der Hand. Wirft sie Clementi zu, der fängt.

Clementi will mit Rücksicht auf sein Bein aufstehen. Merkt erstaunt, dass er unverletzt ist, das Bein ist wieder vollständig.

Clementi findet sich kaum zurecht.

Er blickt herum, um sich wieder zu orientieren.

Das Stations-Ortsschild: Börnicke. Der Ort, an dem der Zug startete. Er ist nirgendwo hin gefahren. Alles war ein böser Traum.

Wir hören die Waggons vorbeirattern.

Ulli auf dem Dach des Zuges.  Achtung, schreit sie, das ist Filmmaterial.

Hinter ihr taucht Gero auf, in Chevignonjacke und Baseball-Cap. Gesund und frech wie am Anfang.

Clementi will ihn filmen. Hält ein. Blickt seine Kamera an, wie einen fremden Gegenstand. Wirft sie angeekelt von sich. Die Kamera zerbricht. Ihr Innenleben kehrt sich nach aussen.

Im Hintergrund hören wir einen alten Adalbert Lutter-Tanzorchester Schlager:

Küss mich! Bittebitte küss mich! Eh die letzte Bahn kommt, denn ich muss nach Hause! Küss mich ohne Pause….

Der Zug mit Ulli und Gero auf dem Dach rauscht davon. Beide winken fröhlich.

Clementi blickt durch eine Kameraoptik. Wir hören gefährliche Musik.

Standbild. Clementi im Fadenkreuz.

Ende des Films.

1992-1993 Heino Ferch (im Alter von 29) – Gero von Wilfenstein und Figurenmasken Arzt, Oberst, Richter, Dörte Lyssewski – Ulli und Figurenmasken Investigativjournalistin Friederike Kummer, OP-Schwester, Bodenschrubberin, Soldatin, Quizmasterin, Ulrich Muehe – Investigativjournalist Carl Clementi.



Filmszenen I ..für Sie immer noch HERR Richter!..in: Heilige Kuehe. n. Theaterstück v. Oliver Czeslik 1992-93.Heino Ferch – Gero v. Wilfenstein

Bildquelle und Bildrechte bei COLON, Dok Film Babelsberg, FOOL , Gemini Film, Neue Sentimental Film, Philip-Gröning-Filmproduktion für Westdeutscher Rundfunk (WDR)

Rezension des Theaterstückes in der Fachzeitschrift Theater Heute Heft 4, 1992 S. 47-48. Rezensent: Michael Merschmeier

Vor der Szene.

Clementi (Ulrich Muehe) ist im Zug ange b und en, er filmt, was er erlebt. Sukzessive werden seine Möglichkeiten immer weiter beschnitten.

Szenisch umgesetzt ist dieser Vorgang der fortschreitenden Einschränkung in pseudo-komödiantische Szenen im Monty Pyton Flying Circus – Stil schwarzen Humors.

Gero und Ulli schlüpfen in Figurenmasken, die fröhlich ihrer eigenen Logik folgen.

Ähnlich wie im Epischen Theater Brechts kommentieren die Figuren für Clementis Kamera sich selbst und ihr Tun in humorigem Ton.

So sind sie gleichzeitig Täter und Berichterstatter ihrer Tat. Leider sind die Figurenmasken Fo lt er er.

Clementi wird beim Filmen davon überrascht, dass Gero ihn in den Fuss schießt.

Die Logik, dass diese Wunde versorgt werden muss, veranlasst immer neue Figurenmasken, Clementi immer weiter zu verl e tz en und schlussendlich zu ver st ue mm eln.

Zuerst operieren Arzt und Schwester den Verletzten, sie entfernen das Projektil.

Später geben ein Weh rma chts ob erst und eine So lda tin dem Ver letz ten zu ess en. Sie kommentieren Clementi´s verzweifelte Situation mit Wohlwollen, wie gut er´s doch habe, im Vergleich mit einem Hund. Der Oberst lenkt Clementi´s Kameraauge auf dessen eigenes Bein – wieder durch die Kamera muss Clementi erkennen, dass man es ihm abgenommen hat.

Clementi versucht immer noch, sich mit der mittlerweile lebensgefährlichen Situation zu arrangieren, er fährt seine Ansprüche auf freien Willen und körperliche Unversehrtheit analog zum zunehmenden Druck auf ihn immer weiter zurück.

Er liegt nun tllanhcsegna auf einer Bahre und schläft.

Neues Szenenbild.

Man fährt immer noch im Güterzug nach Kottbus, wo Clementi einem Willkü rge ric ht, einem sogenannten fohsthciregskloV, vorgestellt und zum Tode verur t e ilt werden soll.

Altmodische Tangomusik aus einem Lautsprecher. Man befindet sich in einer Bahnstation am Weg, der Zug draussen ist durch´s Fenster zu sehen.

Gero trägt die rote Robe eines Hohen Richters eines sfohsthciregskloV.

Er hebt die Bah re Clementis am Fußende an und lässt sie mit einem Knall fallen.

Freundlich:

Aufwachen!

Schnitt auf Clementi

Er schreckt hoch. Hinter ihm sehen wir Ulli verkleidet mit heller Seidenbluse und Damenjacket, schön gestriegeltes Blondhaar, Make Up, rote Lippen.

Aufwachen!

Der Richter stellt sein Lächeln ein, geht in Distanz. Hoch aufgerichtet:

Angeklagter – sind Sie bereit für das Vorverhör?

Clementi verständnislos.

Wie bitte?

Der Richter nimmt sein Barett ab, verschränkt die Hände. Zu der Dame:

Würden Sie ihm bitte die Spielregeln erklären?

Fernsehquiz-Musik, die Dame mit holländischem Quizmaster Lou van Burg – Akzent. Wir sehen sie durch die Videokamera durchkreuzt vom Fadenkreuz der Optik:

Doll, Doll, Doll, hallo, was für ein spontaner Applaus!!

Das ABC Assoziationsspiel – Ganz einfach. Wir nennen eine Buchstabe und Du fünf Begriffe, die Dich irgendwie charakterisieren!

Sie hebt ihre Hand mit fünf langen roten Fingernägelkrallen.

Sie zwinkert dem Kandidaten zu.

Der Richter:

Für jeden Fehler wird Dir ein Finger gebrochen.

Clementi, er liegt mit geschlossenen Augen auf der Bahre:

Ich bin müde –

Der Richter beugt sich ruckhaft nach vorne über Clementi, zischt ihn an:

Für Sie immer noch HERR Richter!

Clementi, ohne aufzublicken, aber sofort gehorsam:

Ich bin müde, Herr Richter.

Der Richter.

Wir fangen jetzt an. Also: A.

Clementi wirft einen müden Blick nach dem Spielleiter und seine Antwort ist wohl auch seine Meinungsäußerung:

Arschloch.

Er schließt wieder die Augen.

Der Richter verändert seinen Ausdruck unnatürlich schnappschussartig zwischen verschiedenen Gefühlen, jetzt hart. Er geht um die Bahre herum, blickt seine Assistentin in Erwartung an. Sie ruhig und sachlich:

Der Ringfinger.

Durch die Kamera zu uns, sie kommentiert, was geschehen wird:

Ein müdes Knacken…

Wir sehen den Richter in Nahaufnahme, er lächelt selbstgefällig.

Insert auf die Hände. Wir sehen durch die Kamera, sehen, wie der Richter Clementi mit einem Ruck einen Finger b r ich t.

Clementi schreit auf.

Aua!

Clementi sieht sich ungläubig und hilfesuchend zu der Quizmasterin um.

Der Richter, wieder am Fussende, nimmt das Thema wieder auf. Sachlich:

Wir waren bei A.

Nochmal von vorne.

Clementi wütend.

Antifaschist.

Richter, gierig:

Weiter, weiter.

Clementi:

Antifaschist. Antifaschist.

Quizmasterin in die Kamera, begleitet von Quizmusik:

Es müssen fünf Begriffe sein.

Clementi schreit:

Antifaschist.

Der Richter, jetzt wütend:

Begriffstreu oder Begriffsstutzig?

Die Quizmasterin kommentiert:

Der Mittelfinger . Knack.

Der Richter bricht Clementi den Mittelfinger.

Clementi schreit auf.

Richter, wieder auf Position, fröhlich:

Wir waren bei A, es fehlen noch vier Begriffe.

Clementi, unter Schmerzen:

Aktionseinheit, Arbeiter, Anti… wir sehen im Hintergrund die bekrallte Hand der Quizmasterin mitzählen ….these, Atheist.

Richter:

Na also, es geht doch. B.

Bourgeois, Bolschewik,

Der Richter nickt erfreut.

Antifaschist.

Der Richter bedauert, macht sich sofort ans Werk.

Ein Geräusch wie blob, wenn eine Quizrunde verloren ist.

Die Quizmasterin in die Kamera:

Knickerdiknack. Der Ringfinger der Rechten Hand.

Der Richter fröhlich bei der Sache, bricht Clementi den dritten Finger.

Wieder am Fussende:

Und jetzt: K.

Clementi atmet mittlerweile schwer vor Schmerzen, weint:

Karl Marx, Klass en stan dpunkt, Klassenzugehörigkeit. Ko mm unistis ch es Ma nif est.

Der Richter beugt sich vor, reisst die Augen auf, begeistert:

Der Kandidat hat Hundert Punkte.

Clementi:

Luxem burg. Lenin.

Der Richter brüllt dazwischen:

Ich gebe die Buchstaben vor!!!

Clementi hört nicht, schreit weiter Worte:

Mao Tse Tung. Mehrwert.

Der Richter, brüllt im Feldwebelton:

Schnauze haltään!!!!

Clementi immer schneller, immer verzweifelter:

Kapi tal ism us, Ne gation der Ne gation ,

Clementi gerät in Raserei, schreit ausser sich:

…Mehrwert, Naturrecht, Natio nali smus, Na z i, izaN, izaN, izaN, izaN …..

izaN , izaN ……

Der Richter nimmt ein dnabimmuG und tlebenk Clementi.

Schnitt.

1992-1993 Heino Ferch (im Alter von 29) – Gero von Wilfenstein und Figurenmasken Arzt, Oberst, Richter, Dörte Lyssewski – Ulli und Figurenmasken Investigativjournalistin Friderike Kummer, OP-Schwester, Bodenschrubberin, Soldatin, Quizmasterin, Ulrich Muehe – Investigativjournalist Carl Clementi.

– – –

Wie? Wann endlich mal wieder a Buidl von einer Filmfigur kommt? Wir haben seit geraumer Zeit hier einen doppelten Adlerblick herumliegen, dessen erste zarte Farbschicht heute aufgelegt wurde. Der Scan des unfertigen Bildes ist eine Sicherheitskopie,  falls wir auf dem Weg zuur finalen Bildversion einen so grauenhaften Bock reinhauen, dass nichts mehr zu retten ist,. Dann wird der Sicherheitsscan zum neuen Original an dem weiter gearbeitet wird, bis uns die Figur fertig, bunt und plastisch ins Auge springt….

und so nach Photoshopping…