Filmszenen I „….wir können sie doch jetzt nicht allein lassen.“ Heino Ferch als Dr. Michael Mühlhausen in: Das Konto 7b. 2003 – 2004

„….wir können sie doch jetzt nicht allein lassen.“ Heino Ferch als Dr. Michael Mühlhausen in: Das Konto 7b. Szene Hotel ; Regie: Markus Imboden, Buch: Markus Imboden, Martin Pristl. 2003 – 2004


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Hannah insistiert: …aber wenn


Er atmet durch, dann setzt er noch einmal an.


Wir sehen sein Gesicht ganz nah, zwischen Halblicht und Dunkelheit ein ruhiges, ernstes Gesicht. Augen, die absichtslos nichts fokussieren.


Er versucht, sich zu erinnern. Seine Stimme ist leise, ganz leise, beinahe alterslos, als spräche ein junger Mensch. Wir können die Stimme gerade mal so hören, manchmal bricht der Ton.


Er denkt nach, … seine Züge wirken ein wenig, wie eine Totenmaske. Dann:


Ich dachte jedes Mal, es ist die Richtige.


Im Halbdunkel schimmern die schwarzen Pupillen gläsern, tief, wie man es manchmal bei Tieren des Waldes sieht. Als wäre dort ein Raum, ein Fühlen, ein Sein, ein Wissen, das wir nur ahnen, aber nicht greifen können.


Mühlhausen:

Ich war immer verliebt…..


Aber dann , -nach und nach, – merkt man….


…dass es doch nicht so läuft.


Die Stimme wird noch leiser, bedauernd.


Hannah:

Ich kenn nur, dass es nich so läuft.


Sie hat ihn mit diesem Satz ganz aufgeweckt.

Er sieht zu ihr hin.

Mühlhausen, tröstend:


Das kommt schon noch.


Er redet so leise, dass die Stimmbänder nicht mehr ansprechen.


Pause.


Er blickt wieder weg.


Wechselnde Close ups in Mühlhausens Gesicht und das seiner Tochter.


Hannah:

Hat bei Mama alles gepaßt, gleich so, alles? … von Anfang an?


Mühlhausen:

Na ja, weißt Du, sie hat es mir nicht leicht gemacht.


Seine Stimme streichelt. Sie streichelt in der Erinnerung seine Frau. Drin und draussen oszillieren, verweben sich, es ist wie ein Hauch, der zwischen innen und aussen hin- und herstreicht.


Mühlhausen:


Wenn ich zu den anderen Mädchen gesagt hab: „Ich liebe Dich!“ haben die immer geantwortet: „Ich liebe Dich auch.“ Oder: „Oh, wie schön.“


Bei ihr war das ganz anders.


Seine Stimme ist traurig.


Sie hat gesagt: Mir haben das schon so viele gesagt. Die sind alle weg.

Sag´nich: ich liebe Dich – tu´s einfach.


Wir blicken Mühlhausen so dicht ins Gesicht, als lägen wir direkt neben ihm.


Wir sehen seinen sanften Wildtier-Blick. Der Blick glänzt dunkel. In ihm ein Widerschein wie
fernes Licht in tiefem Wasser. Da scheint ein Raum, der nur zu ahnen, aber unbetretbar ist.


Wir folgen diesem Blick aus einem ganz privaten Damals in unser Hier und Jetzt.


Mühlhausen:

So hat sie gelebt.


Hannah:


Und Du? …hast Du sie mal…..?


Mühlhausen:

…meinst Du , ob ich sie betrogen hab´? Nicht so, wie Du das jetzt meinst, aber es gab mal eine Zeit, da wußt´ ich wohl nich´ so richtig, was ich an ihr hab´ und auch nich´, wie wertvoll mir so eine Freundschaft is´.

.. und wie ernst ihr alles is´.


Hannah:

… und wenn sie Dich betrogen hätte…?


Mühlhausen:

Weißt Du, eine Liebe is´ nich´ gleich zu Ende, wenn einer von Beiden mal einen Fehler macht…..


Er sieht jetzt klar und wach zu seiner Tochter hin, die aufmerksam zugehört hat.


Hannah: Können wir zu ihrer Beerdigung fahren?


Wir können sie doch jetzt nicht allein lassen…


Nein, sagt er, das könn´ wir nich`.


Ende dieses traumhaften Hauches einer wunderbaren, leisen Szene, die ihre Wirkung besonders als ruhiger Kontrapunkt im Gesamtfluss der vorher und nachher schnellen aufgeregten Filmhandlung entfaltet.


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2003- 2004 Heino Ferch – Dr. Michael Mühlhausen, Julia Jäger – Charlotte Mühlhausen Filmographie Julia Jäger, Nadine Fano – Hannah Mühlhausen. Buch : Markus Imboden wikip. Markus Imboden ; filmportal.de Markus Imboden ; Internet Movie Database Markus Imboden


Markus Imboden führte auch Regie in Ferchs neuem Film „Auf immer und ewig und ein Tag“ .´

(Szenenstrukturen s.a. Winterschläfer: Szene: Rebecca: …ich liebe Dich …wenn Du willst; und: Der Tunnel: Szene Wohnung: Harry tröstet Fritzi, die weint, weil ihre Mama gerade verstorben ist. )


Kommentar:

wunderbar – Julia Jägers sanfte Melancholie und diese ihre ungeheuerliche Verlorenheit, wenn sie weint..

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