Filmszenen I „…steig´ ein oder ich fahr´!“ in: Winterschläfer. Teil 6a Marco ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer. 1996-1997

Teaser Film "Winterschlaefer" Regie: Tom Tykwer. Heino Ferch - Marco.

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„…steig´ ein oder ich fahr´!“ in: Winterschläfer. Teil 6a Marco ( Heino Ferch ) Regie: Tom Tykwer. Buch: Anne-Françoise Pyszora, Tom Tykwer 1996-1997

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„…steig´ ein oder ich fahr´!“

Beide sehen sich erregt an. Rebecca atmet heftig. Marcos verletzter trauriger Ausdruck bleibt unverändert, auf dem Status Quo.

Becki sieht, als von ihm nichts kommt, ratlos und erregt in seine Augen. Dann dreht sie sich weg. Wir stehen hinter ihr. Als sie sich herumdreht, können wir ihr wieder ins Gesicht sehen.

Oh je.

Wir gehen mit ihr zu ihrem Auto, der Schnee knirscht eiskalt. Marco bleibt zurück.

….prima…

Murmelt sie. Etwas lauter:

…haste ja prima hingekriegt.

Wir hören ein leises Klirren, als sie ihre Autoschlüssel aus ihrem Mantel holt.

Der Mantel knirscht ein wenig.

Sie schließt das Auto auf, setzt sich hinein und öffnet für ihren Freund die Beifahrertür. Er soll auch kommen und einsteigen.

Während sie die Autotür öffnet, schwenkt die Kamera soweit nach links, dass wir die Straße sehen können. Dort hinten steht Marco, unverändert, unbewegt.

Sie sitzt hinter dem Lenkrad und wartet.

Nahaufnahme Marco Kopf und Brust.

Traurige Augen, bockiger Zug um den Mund. Er atmet sichtbar. Er ist so erregt, dass er tiefer atmet. Seine Augen sind nicht ganz offen, die Augenlider halb gesenkt. Die großen Pupillen kohlschwarz bis auf zwei silberne Glanzlichter, von denen wir nicht wissen, ob sie Tränenglanz sind.

Er sieht zum Auto hin, zwei, drei Atemzüge lang. Um seinen Mund immer noch ein bockig-trauriger Zug. Er streckt sich, sinkt wieder zusammen. Er weiß nicht, soll er hingehen oder stolz stehen bleiben.

Du liebst mich doch sowieso nich mehr.

Das sagt er halbleise. Sie kann es nicht gehört haben, in ihrem Auto.

Probehalber murmelt er es, so vor sich hin. Eigentlich ist es a fishing for a compliment. Er glaubt nicht, was er redet. Wir auch nicht. Es ist der resignierte Pessimismus des Bockigseins, der ihm diesen Satz einflüstert.

Sie sagt laut im Auto:

Steig ein oder ich fahr!

und steckt den Zündschlüssel ins Schloß. Sie lässt – eben nicht – den Motor an. Statt dessen legt sie die Arme über´s Lenkrad und stützt traurig und genervt ihren Kopf auf. Wir sehen nur noch ihren blonden Haarschopf.

Rebecca würde ihn niemals einfach so stehen lassen. Sie wartet. Nicht mit anzusehen, diese Eiseskälte, die Autotür offen, der Freund bockig, aber: sie wartet.

Marco sieht das. Er sieht, dass Rebecca ihn nicht zurücklassen würde, der Motor wird ja nicht angelassen.

Close up Marco.

Es kommt ein wenig Bewegung in ihn, die resignierte Starre löst sich, er tritt von einem Fuß auf den anderen. Wir sehen nicht genau, macht er etwa ein paar kleine Schritte rückwärts, will er weggehen?

Ja, vielleicht, aber dann bewegt er sich doch Richtung Auto, mit zögernden Schritten zuerst, dann, auf den letzten Metern, schneller.

Jetzt kommt er, in normalem Tempo. Er setzt sich auf den Beifahrersitz und schließt endlich die Autotür – von innen.

Schnitt. Szene bei Rebecca zu Hause.

Die Kamera zeigt, wie eine Überwachungskamera, statisch von schräg oben Beckis Mutterbauch-Wohnschlafzimmerhöhle.

Die beiden kommen herein. Becki setzt sich auf ihr Bett, schlägt die Beine unter.

Marco geht – nicht – zu ihr hin.

Sie wirft ihm einen Blick zu, eigentlich in Erwartung, dass er auch kommt, zum Reden oder Wieder- Zusammen-Finden über den vertrauten Körperkontakt.

Aber er kommt nicht. Er zögert kurz, unschlüssig, wohin er sich setzen soll, geht dann zum Fenster und lässt sich, weit weg von Becki und ihrem Traum–Himmelbett, auf der Couch nieder. Beide sehen sich an. Becki sagt irgendeinen einen Satz. Keine Antwort.

Da sitzen sie.

Marco hat sich vorgebeugt, die Arme auf den Knien abgestützt. Er sieht zu seiner Freundin frontal hinüber, sie hockt auf dem Bett und sieht zu ihm herüber.

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