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Filmszenen I …..if you help me through this time I sure would be grateful…..in: Cinderella Man – Das Comeback. Regie: Ron Howard, 2004-05

Bildquelle und Bildrechte: Universal Pictures und Buena Vista International

..if you help me through this time I sure would be grateful…“

sagt James J. Braddock im Boxclub, als ihm und seiner Familie die Decke hinten und vorne zu kurz wird.

…dem können wir uns nur anschließen, das Folgende ist kein Gimmick:

Liebe Leute,

Bitte spendet für den Erhalt dieser kleinen Publikation. Jeder Cent ist willkommen, auch Spenden von 10ct oder 50 ct. – Steter Tropfen höhlt den Stein. Ganz einfach via Paypal, auch wenn Ihr kein Paypal Konto habt.

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Eure Redaktionsmannschaft


Frau Ignaz, Frau Wrobel, Frau Dito und Frau Glaser

Dear Readers,

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What will you get? We´ll be able to publish again on a regular basis , one new scene per week to read on filmszenen.blogspot.de or to listento on http://filmszenen.podspot.de/ bzw podster.de.

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Your editing team

Mrs Ignaz, Mrs Wrobel, Mrs Dito and Mrs Glaser

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Filmszenen I ..des is so passiert…in. Baching. Teil 4. Marisa Burger – Gabi Stemmer. Regie: Matthias Kiefersauer, 2008-09

Bildquelle und Bildrechte: movienet-Film, Tellux Film und EurovideoFilmverleih 

Vor der Szene

Berhard Stemmer möchte unbedingt versuchen, seinen Zorn,seinen inneren Druck abzubauen.

Er will, ganz im christlichen Sinne, seinem Schuldner verzeihen.

Beni soll hören: „ich hab´ Dir verziehen“. Deshalb lädt Bernhard ihn an einem Abend zu sich nach Hause ein.

Die Begegnung verläuft verkrampft, Beni kann den Satz nicht annehmen, und dann läutet auch noch plötzlich Gabi an der Tür.

Schnell wird Beni versteckt, im Nebenzimmer. Gabi soll nicht sehen, dass der Mörder ihres Kindes im Privatbereich des geschiedenen Paares ist.

Gabi geht auf der Suche nach ihren Rollerblades in Lena´s Kinderzimmer. Ausgerechnet hier steht Beni. Gabi erleidet einen Schock. Und läuft fort.

Wochen später versucht das Ex-Ehepaar, beide Lehrer, beide täglich in denselben Räumen unterwegs, einen Annäherungsversuch.

Du derfst mia ned imma so weh doa.

Du darfst mir nicht immer so weh tun.


sagt Gabi.

Beide umarmen sich, halten sich aneinander fest. Zwei Menschen, derselbe Verlust, derselbe Schmerz. Sich aneinander festhalten tröstet. Kurzfristig.

Man verabredet sich ins Kino, der Film ist lustig, eine Komödie, endlich lacht man mal wieder, die zwei verlassen das Kino hoch gestimmt. Wir fühlen: Bernhard erhofft sich eine Rückkehr seiner Frau in´s gemeinsame Haus.

Die Szene

Vor dem Neues Rex in der Agricolastrasse in München. Sommerabend. Der Film ist aus. Die großen Glastüren des Hauptausgangs sind geöffnet und spucken Kinogänger aus. Nach links, nach rechts, nach vorn.

Vorne bei uns laufen Gabi und Bernhard. Beide lächeln noch, der Schluß der Komödie war witzig.

Gabi ist, wie immer, gut angezogen, ein gelbes Ensemble, türkisblaue Halskette, sorgfältig geschminkt, großes Make Up mit glutroten Lippen;leichte Sommersandalen klackern mit diesem typisch emsigenGeräusch über das Kopfsteinpflaster, das sagt: Meine Besitzerin ist gertenschlank und federleicht.

Bernhard muss sich einen Ruck gegeben haben, denn er hat sein graubraungrünes Schlammfarben-Jacket tatsächlich mit einem frisch gewaschenen hellgelben Poloshirt konfrontiert. Passt nicht, aber der gute Wille zählt als Tat.

Small Talk. Eine Bemerkung.

Beide laufen jetzt schweigend neben einander her. Gabi wird langsamer, bleibt stehen. Wir gehen mit Bernhard noch ein kleines Stück weiter. Bernhard ahnt noch nichts. Unser Blick geht zurück, an Bernhard vorbei: Wir lesen in Gabi´s Gesicht, dass sie etwas auf dem Herzen hat.

Bernhard bleibt auch stehen, dreht sich jetzt nach Gabi um. Wo bleibt sie denn.

Gabi ist steif. Als sie

Bernhard!

sagt, so hart, mit ansteigender Stimme, klingt das gar nicht gut. Ärger ist in der Luft.

Sie macht zwei Schritte auf ihn zu, jedes Mal nervöser Lidschlag. Sie steht ganz dicht vor ihm, als sie sagt:

Ich bin schwanger.

Schnitt. Close up Bernhard. Wir sehen, er kann nicht glauben, was er hört. Sein Blick wandert zwischen ihren Pupillen hin und her, er muss feststellen, ob sie wirklich die Wahrheit sagt.

Ja. Keine Taktik. Bernhard atmet ein, dann die Frage:

Vo wem?

Von wem?

Gabi geht nicht weiter darauf ein, – von Feller natürlich.

Des isso passiat, i woids dia söiba sagn, so früh wia möglich.

Das ist so passiert, ich wollte es Dir selbst sagen – so früh wie möglich.

Bernhard kann gar nichts mehr erwidern. Er ist schockiert. Dreht sich ruckartig weg und will zu rennen anfangen. Gabi hält seinen Arm fest, weinerlich.

Bernhard, bitte…..

Bernhard schleudert die Hand seiner Ex-Frau ab.

Schnitt.

Wir stehen am Straßenrand, auf der Beifahrerseite von Bernhards Wagen. Der blaue Lack des alten Ford ist voller Wassertropfen, das Kopfsteinpflaster der Straße dahinter glänzt nass. Es hatte geregnet, als die beiden im Kinosaal waren.

Wir sehen Bernhard auf uns zukommen.

Schnitt. Gabi very close up.

Ihr Blick immer noch zum Weinen bereit, ängstlich, jetzt auch ehrlich besorgt um Bernhard´s Gesundheit. Er hat sich in Zorn und Schock an das Steuer gesetzt, eigentlich ist er nicht fahrtüchtig.

Wir hören, der Wagen wird gestartet.

Schnitt.

Wir wieder auf der Beifahrerseite auf dem Trottoir, sehen gerade noch, wie der Wagen anfährt, die Reifen quietschen, dann stehen Gabi und wir allein auf dem Platz vor dem Neuen Rex.

Sie ruft ihm noch nach:

I hob doch a Angst davoa.

Ich habe doch auch Angst davor.

Du deafst mia ned imma so weh doa. Du darfst mir nicht immer so weh tun, hatte sie gerade noch gesagt.

Jetzt hat sie ihm weh getan: ein Kind. Ein neues Kind dreht das Rad der Zeit weiter. Ein neues Kind setzt Weichen, ein neues Kind bestimmt eine neue Zukunft. Mit Feller. Nicht mit ihm, mit Bernhard.

Schnitt.

Dunkelheit. Wir ahnen eine Landstraße, die Stämme einer alten Allee, als die Scheinwerfer von Bernhards Wagen zwei Lichtflecken zeichnen, die durchs Bild wandern. Die Flecke bewegen sich, weiter, weiter, jetzt kommt eine Kurve, – auf uns zu, – der Asphalt glänzt nass.

Bernhard nah, am Steuer.

Er weint. Jetzt weint er. Jetzt endlich.

Er fährt, er steuert ein Automobil, er fährt eine Landstrasse entlang, er schließt im Schmerz die Augen. Lang. Er hält seine Augen lange geschlossen.

Viel zu lang, um den Straßenverlauf noch verfolgen zu können. Wir fühlen, er will es jetzt darauf ankommen lassen. Wenn er jetzt – wenn er jetzt einen Baum trifft… das wird ein Unfall sein, das ist dann nicht mal Selbstmord.

Er weint, die Augen geschlossen.

Er wiederholt genau dasselbe Verhalten, das sein Kind getötet hat: führen eines Autos auf öffentlichen Straßen im Zustand der Fahruntüchtigkeit.

Schuld, Schmerz, neue Schuld, neuer Schmerz….ein nächtlicher Fussgänger, ein Jogger, ein Fahrradfahrer. Keine Chance. Bernhard läßt es darauf ankommen.

Mit geschlossenen Augen Auto fahren. Tränen-Schleier – vielleicht ahnt er noch den Verlauf der Straße – einen Menschen würde er nicht sehen. Zumindest nicht rechtzeitig.

Wie eigenartig. Opfer werden zu potentiellen Tätern und Täter zu potentiellen Opfern.

Schmerz und Schuld, eng verbunden, wie zwei Waagschalen, Waagschalen der Gerechtigkeit.

Justizia ist blind.

2008-09 Marisa Burger – Gabi Stemmer, Michael Fitz – Bernhard Stemmer.

Filmszenen I .. Es gibt Sachen im Leben, die verstehen wir nicht… Teil 3. Baching. Regie: Matthias Kiefersauer 2008-09

Bildquelle und Bildrechte: movienet-Film, Tellux Film und Eurovideo Filmverleih

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.. Es gibt Sachen im Leben, die verstehen wir nicht… Teil 3. in: Baching. Regie: Matthias Kiefersauer 2008-09

Friedhof.

Dichtes Blattgrün, eine Reihe Grabsteine, bunte Blumen als Grabdekoration, vorne bei uns das schon bekannte Grab mit dem großen Kieselstein und der roten Windraderl.

Bernhard Stemmer steht davor, sieht auf „sein“ Grab nieder, so wie wir alle an Gräbern unserer Angehörigen stehen, wenn wir die Grabpflege beendet haben; die Blumen sind auch heute wieder gegossen, das Beet geharkt.

Noch ein Blick auf die Grabstelle, ein Gedanke an die Verstorbene, dann werden wir wieder gehen.

Bernhard nah, wir blicken aus tiefer Position nach oben in sein Gesicht: ein trauriges, ein verschlossenes Gesicht.

Eine Hand schiebt sich ins Bild, legt sich auf Bernhard´s Schulter.

Die Kamera fährt etwas zurück, wir sehen den Besitzer der Hand, es ist der Benediktinermönch Bruder Johannes (Johannes Herrschmann) der Religionslehrer der Schule.

Bernhard, blickt weiter auf das Grab:

Ich kann ned weinen Johannes. Keine einzige Träne seit sie tot is.

Ich kann nicht weinen, Johannes. Keine einzige Träne seit sie tot ist.

..s´kommt einfach nix.

Es kommt einfach nichts.


Pause.

Johannes, er hat seine Hand noch immer auf der Schulter von Bernhard:

Darauf kommt´s nicht an.

Darauf kommt es nicht an.


Bernhard fährt herum, blickt Johannes fast zornig an und entzieht ihm seine Schulter. Sofort beugt er sich nieder und holt hinter dem Grabstein ein Gärtnerwerkzeug hervor, einen kleinen blauen Rechen.

Er will wohl die Erde glätten. Bernhard bleibt in er Hocke, der Rechen wandert von der Linken in die Rechte, wird aber nicht benutzt, oder nur zum Gestikulieren. Fünf scharfe Zähne des Rechens deuten auf Bernhard.

Woast…

..ich hab´oafach des Gfui, i hab ned genügend aufgepasst auf sie. …

Weisst Du,

..ich habe einfach das Gefühl, ich habe nicht genügend auf sie aufgepasst…


Bruder Johannes Close up von unten, er blickt zu Bernhard nieder. Freundliches Gesicht.

Wir hören wie Bernhard weiter spricht.

Ich war gar ned dabei…

Ich war gar nicht dabei.


Schnitt auf Bernhard. Jetzt harkt er mit kurzen hektischen Harkstrichen auf der Erde herum.

..als des passiert is. I woa hint´n im Gart´n und bin am Grill g´stand´n.

..als das passiert ist. Ich war hinten im Garten und bin am Grill gestanden.

Aba i hab des Auto komma hean…

Aber ich habe das Auto kommen hören…


Er richtet sich auf, scheint zu lauschen, er scheint das Auto noch einmal zu hören.

Er bestätigt, was sein inneres Ohr hört. Ein Auto, das sich nähert.

..i hob´s komma hean.

Ich habe gehört, wie es näher gekommen ist.


Er denkt, schüttelt den Kopf, redet:

..und dann hat´s den Schlag doa.

Soan…

Soan dumpfen Schlag.

Und dann gab es diesen Schlag.

So einen,… einen dumpfen Schlag.


Seine Augen wandern unruhig hin und her vor dem Bild in seiner Erinnerung.

Pause.

Er schüttelt wieder den Kopf.

I wollt´ doch imma a Kind, warum hob i ned bessa aufbasst?

Ich wollte doch immer ein Kind haben, warum habe ich nicht besser aufgepasst?


Seine Frage ist drängend, drängend, zornig – gegen sich selbst und gegen alles. Er wirkt, als erwarte er von Johannes stellvertretend eine Antwort. Warum musste das passieren. Warum haben sich die Dinge so ergeben? Warum?

Bruder Johannes nah, noch immer blickt er zu Bernhard hinunter:

Du machst Di kaputt, Bernhard. Soiche Fragen bringa de ned weida.

Du machst Dich kaputt, Bernhard. Solche Fragen bringen Dich nicht weiter.


Hinter Bruder Johannes Kopf bewegen sich die großen Äste der alten Bäume mit ihren Millionen Blättern wie Wogen im Wind.

Bernhard nah, verkrampft, wütend:

Ja, was bringt mi dennweida?

Ja, was bringt mich denn weiter?


Er atmet sichtbar.

Die Liebe?

Die Liebe?


Er zuckt ungeduldig die Schultern. Wir sehen, dass ein Mann, der so sehr zornig ist über seine Situation, nicht zu Gefühlen wie Liebe fähig sein wird.

Er weiss das auch. Wieder zuckt er die Schultern.

Welche denn?

Welche denn?


Johannes langsam, aber freundlich und zugewandt trotz der harten Worte.

Mhm… Du willst imma ois kontrollian.

Mhm… Du willst immer alles kontrollieren.


Schnitt auf Bernhard. Kopf und Schultern. An seinen Bewegungen lesen wir ab, dass er wieder im Beet harkt.

Johannes aus dem off:

..aba du kämpfst gega wos wos steaka is wia Du.

Aber Du kämpfst gegen etwas an, das stärker ist als Du.

Es gibt Sacha im Lebn…die vaschdehn mia ned.

Es gibt Sachen im Leben, … die verstehen wir nicht.


Jetzt sicher und stark:

Aber sie folgen einem göttlichen Plan.

Aber sie folgen einem göttlichen Plan.


Schnitt.

Totale. Der Mönch. Die Gräber. Bernhard, der verkrampft und zornig vor dem Grab seiner Tochter kniet. Seine Linke liegt auf dem Grabstein, dicht bei Lena´s Namen.

Bernhard steht auf.

Ja, und…

Wia schaugt der aus, der Plan, füa mi?

Ja, und…

Wie sieht der aus, der Plan für mich?


Bernhard baut sich geradezu auf vor Bruder Johannes. Jetzt will er etwas Gescheites hören.Wir können das Gesicht des Mönches nicht sehen, wir verstehen, hier fragt ein Mensch direkt bei Gott an: was soll das alles?

Bildquelle und Bildrechte: movienet-Film, Tellux Film und Eurovideo Filmverleih

Der Mönch ist nur der Bote. ER sagt:

Guad.

Gut.


Bernhard schüttelt sofort den Kopf und will wegrennen.

Johannes:

Glaubmers Bernhard.

Glaube es mir, Bernhard.


Bernhard läßt den Mönch stehen und eilt über den Kiesweg davon.

2008-09 Michael Fitz – Bernhard Stemmer, Johannes Herrschmann Bruder Johannes, der Religionslehrer.