Filmszenen I „…Los Komm! Einsatz! -….was machen Sie hier?“ Heino Ferch als Klaus Asmus in: Wedding. Teil 1b. Regie: Heiko Schier 1988-89

„…Los Komm! Einsatz! -….was machen Sie hier?“ Heino Ferch als Klaus Asmus in: Wedding. Teil 1b. Regie: Heiko Schier, Buch: Heiko Schier, 1988-89

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Der ältere Polizist tut, was er gelernt hat.

Mit Borderlinern muß man reden.

Ärger mit der Frau – Ärger im Beruf – plötzlich denkt man – s´ist alles vorbei….

Der Polizist kommt dabei langsam näher.

Jetzt nimmt seine Stimme Tempo auf:

Was halten Sie davon? Wir setzen uns da an den Tisch und reden über alles.

Schnitt.

Wir sehen den Unterkörper von Klaus, ab Taille, bis Oberschenkel.

Er hat seinen Sohn an sich gedrückt, hält ihn ganz dicht an sein Bein gepresst.

Der Junge blickt ruhig herum. Er hat keine Angst.

Klaus´ andere Hand hält ein langes stilettoartiges Küchenmesser, spitz wie ein Dolch, so eines, wie man zum Haut Abziehen benutzt.

Seine Hand ruht. Der Daumen ist in die Gürtelschlaufe eingehängt, er hält das Messer eher passiv bereit, zeigt über seine Handhaltung, dass er ein Messer hat, er droht nicht damit aktiv.

Jetzt wird er lauter, allerdings steht er nicht fest, er scheint zu schwanken:

Abhaun, aber sofort! ….. Hat Euch meine Frau geschickt? Foto Klaus

Der ältere Polizist zieht sein Programm weiter durch. Er redet ruhig, sachlich. Ganz ohne Erregung.

Uns hat niemand geschickt, wir wollen nur mit Ihnen reden.

Der junge Polizist kommt einen Schritt näher, bereit, das Kind an sich zu nehmen.

Korn, der ältere Polizist: Geben Sie uns das Kind.

Klaus: Das ist mein Junge.

Korn: Wie heißt denn der Kleine?

Schnitt auf das Kind. Es drückt sich eng an das Bein seines Vaters, sieht jetzt ängstlich zu den Polizisten hinüber.

Klaus Ich weiß doch, was ihr wollt. Ich geb´ Euch das Kind und dann knallt ihr mich ab.

Klaus redet ruhig, er wirkt jetzt normal, ansprechbar. Lächelt sogar leicht sarkastisch, als er spricht und auch, als er der Antwort des Polizisten zuhört.

Herr Asmus, wir wollen Ihnen helfen. sagt der.

Totale.

Wir stehen hinter den schützenden Rücken der Polizisten. Der jüngere der beiden versucht einen Vorstoß. Er hat mit dieser Situation noch keine ausreichende Erfahrung und macht den üblichen Anfängerfehler: auf den Borderliner zu schnell zuzugehen.

Wir sehen Klaus.

Er scheint ruhig, seine Haltung ist die leichter Ironie, freundlich-sarkastischer Ironie.

Er hat die Entspannung eines Menschen erreicht, der weiß, dass er bereits jenseits steht.

Er hat sich schon vorher ausgeklinkt.

Er ist innerlich so ruhig, weil er sich durch den Ausstieg aus allem Normalen, allen Pflichten und Rollen, einen kurzen, kleinen Freiraum erobert hat.

Es ist der Freiraum des Amokläufers, der Gesetze, Verhaltensregeln und soziale Übereinkünfte gesprengt hat, der nun, für ein paar freie Atemzüge, in einem regelfreien Raum steht.

Dieser Raum wird eine sehr kurze Halbwertszeit haben. Das weiß er.

Deshalb kann er lächeln. – Das Lächeln der Verzweiflung.

Er hat alle Bindungen gekappt und keine Ahnung, wohin jetzt.

Er weiß nur, dass er das, was er gelebt hat, abgeschafft hat.

Sein Gehirn kennt kein anderes Modell , keinen denk- und beschreitbaren Weg.

Er steht innerlich in einem weißen Raum ohne Haltepunkte. Deshalb hat er jede Handlungsfreiheit, kann alles tun,wenn die zwei falsch reagieren, wird er auch alles mögliche tun.

Der ältere, Korn, weiß das, der junge Polizist nicht.

Prompt macht er auch den Fehler, auf Klaus körperlich einzudringen. Er, der Regelbewacher, kann sich nicht vorstellen: Keine Regel gilt mehr.

Der junge Polizist geht auf Klaus und sein Kind zu.

Der Alte mahnt ihn: Bleib´ hier!

Der Junge zu Klaus: Geben Sie mir das Messer!

Korn zu seinem Kollegen: Mach kein Quatsch, bleib hier!

Wir stehen hinter Korn und sehen Klaus und sein Kind jetzt in der Totale.

Klaus steht ruhig, aber bereit.

Man spürt, dass seine Muskeln geladen sind. Er könnte in jeder Sekunde eine blitzartige Bewegung gegen sich, das Kind oder gegen den Polizisten führen.

Schnitt auf den Jungen. Er guckt zu seinem Vater hoch, als der schnell und monoton antwortet: stehen bleiben..

Papa! quiekt der Kleine, wirft er sich plötzlich zu Boden und krabbelt schnell zu Korn hin, der erregt nach dem Kind greift, es hochnimmt und rückwärts geht. Der junge Polizist ist jetzt auf drei Schritte an Klaus heran gekommen. Noch einmal sagt er:

Geben Sie mir das Messer!

Klaus steht allein vor der Fensterfront des Zimmers.

Geben Sie´s mir!

Es geht so schnell, dass wir gar nicht mitbekommen, wie die zwei aneinander geraten sind.

Wir sehen, wie Klaus und der junge Polizist um das Messer ringen. Klaus entreißt dem Polizisten das Messer, dreht sich und springt zur offenen Balkontür hinaus.

Seine Wohnung ist Hochparterre. Der Balkon höchsten zwei Meter über dem Außen-Bodenniveau. Klaus springt auf die Brüstung, steht dort eine Millisekunde – und springt diesseits herunter.

Er rennt sofort los. Sprinttempo.

Der Polizist nimmt denselben Weg über die Balustrade und spurtet ihm hinterher. Er nimmt, wie es immer heißt, die Verfolgung auf.

Beginn der finalen Szene.

Klaus rennt.

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1988 – 1989 Heino Ferch (im Alter von 25 (in Worten: fünfundzwanzig) Jahren) – Klaus Asmus, Angela Schmid-Burgk – Susanne Asmus, Wolfgang Bathke – Korn. www.filmszenen.info ist blogigo-ignazwrobel-filmszenen

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