Filmszenen I „…was war mit Frauen?… und Kindern?“ in : Hunt for Justice – Teil 3B (Heino Ferch als Thomas Keller) 2004-2005

Bildquelle Composing ctv.ca, alle Bildrechte bei: ARTE-TV und ctv.ca


„…was war mit Frauen?… und Kindern?“ in : Hunt for Justice – Teil 3B – Jagd nach Gerechtigkeit – Endspiel im Kosovo. (Heino Ferch als Thomas Keller) Regie: Charles Binamé, Deutschland/Canada 2004-2005

.

zurück zu Teil 3A <-<-

.

Wir sehen punktuell einzelne Zeugenaussagen.

.

29. Tag

.

Kovacevich wird herein- und zu seinem Platz geführt. Anders als Dogmanovich, der während seines Prozesses überheblich und siegesgewiß dasaß, hat Kovacevic Angst. Seine Augen sind schwarz vor Angst.

Keller zu einem Zeugen, ein etwa Fünfzigjähriger Mann:

.

Können Sie uns sagen, was Sie damals im Omarska-Lager erlebt haben.

.

Der Mann

.

Wir waren drei Monate in einem Raum mit Hundert anderen Menschen. Es war so eng, dass wir nur stehen konnten…. (…)

.

127. Tag.

.

Eine junge Frau, vielleicht einundzwanzig:

.

Sie nannten es: das weiße Haus.

.

Keller: Können Sie uns sagen, was dort geschehen ist?

.

Die junge Frau: Viele Männer kamen. ..wählten aus…

.

Die Frau ist zornig, tränennah:

.

….Tag und Nacht…

.

…TAG und NACHT…

.

Sie blickt zu Kovacevich. Der kann dem Blick nicht standhalten, versteckt sich durch Absenken des Kopfes, starrt zu Boden.

.

Die Übersetzerin für eine andere Frau, vielleicht fünfundvierzig, mit Kopftuch:

.

Als ich gefangen genommen wurde, waren meine Töchter bei mir, Fatima und Aischa.

.

Wir sehen das Gesicht dieser Mutter vielfach wiederholt auf allen Bildschirmen.

.

Die Erinnerung macht die Vergangenheit zu einer Gegenwart, die soeben noch einmal stattfindet.

.

Die Frau weint immer mehr, versucht trotzdem weiter zu sprechen.

.

Nach mir kamen Sie zu Aischa.

.

In der ersten Nacht.

.

Ein Soldat trat nach mir. Mit Gewalt hat er sie mir aus den Armen gerissen.

Ich konnte fühlen, wie jeder kleine Muskel unter ihrem Kleid gezittert hat.

Ich sagte: Wehr´ Dich nicht gegen Sie, mach ´einfach die Augen zu.

.

Schließ´ einfach die Augen.

Und dann war sie weg.

.

Pasko Odzak, der simultan übersetzt, hält es nicht mehr aus, er wirft den Kopfhörer weg und verläßt die Dolmetscher-Kabine und den Saal.

.

Richterin Arbour verfolgt im Nebenzimmer die Zeugenaussage der Frau.

Wir sehen am Bildschirm, wie die Frau sagt:

.

Sie kamen nicht zurück.

.

Ende der Szene.

..

zurück zu Teil 3A <-<-

———-

2004 – 2005 Heino Ferch – Thomas Keller, Filmographie Heino Ferch, Wendy Crewson – Richterin Louise Arbour, Stipe Erceg – Pasko Odzak– – – – –

.

s.a Wolfgang Staudte : Der erste Deutsche Spielfilm nach dem Hitlerregime: Die Mörder sind unter uns. ->

..

..

Kommentar: Krieg.

Für Maria Gertrud Helene Rita Cieplik,

geboren 1924 in Oppeln, Deutschland.

Als das Naziregime begann, war sie neun Jahre alt, als sie elf war, starb ihr Vater an einem wandernden Steckschuss aus dem ersten Weltkrieg,

.

als die Allierten der Naziherrschaft ein Ende setzten, war sie einundzwanzig.

.

Beide Brüder bei der Wehrmacht, Georg Matrose auf einem U-Boot der Kriegsmarine, Hanns Pilot bei der Luftwaffe.

Gerade volljährig musste sie zusammen mit ihrer Mutter fliehen,

der Russe direkt hinter ihnen,

.

das Geschützfeuer der Frontlinie in Hörweite.

Die Flucht nach Schwaben gelang.

Der Russe hat die streng im katholischen Glauben erzogene

junge Frau trotzdem erreicht, irgendwann, irgendwo,

auf dem Weg nach Westen.

Danach verlor sie die Fähigkeit, die Süße des Lebens zu fühlen.

Der Versuch, ihren Schmerz zu beseitigen, ließ sie – viel später – Heilpraktikerin werden.

.

Ihre Bemühungen, zu heilen waren bei anderen erfolgreich, sie hatte Patienten bis in die VAR.

.

Sich selbst konnte sie nicht heilen.

1991 starb sie an der Zuckerkrankheit.

Für meine Mutter.

.

.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.