Filmszenen I „…Jetzt wird´s aber Zeit..“ in: Das Konto. Teil 1a (Heino Ferch – Dr. Michael Mühlhausen ) 2003-2004


Bildquelle: www.daserste.de, Bilder: Boris Laewen . vlnr: Julia Jäger, Heino Ferch, Franziska Petri, Heino Ferch, Jürgen Schornagel

„…Jetzt wird´s aber Zeit, Dr. Mühlhausen!“ in: Das Konto. Teil 1a (Heino Ferch – Dr. Michael Mühlhausen ) Regie: Markus Imboden. Buch: Martin Pristl, M. Imboden, 2003-2004

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Erste Szenen porträtieren unseren Mann, Dr. Michael Mühlhausen, in den verschiedenen Rollen seines Alltags, beruflich und privat: als Manager, als Ehemann, als Vater.

Jetzt wird´s aber Zeit, Doktor Mühlhausen!

Nacht. Wir verfolgen den Weg eines Security-Mannes durch Räumlichkeiten der Olson AG: Empfangshalle, Kantine. Totalen vermitteln uns einen ersten Eindruck der Firma.

Es ist offensichtlich ein Konzern. Der Blick in die Empfangshalle mit zwei Rolltreppen und Deckenlichtermeer scheint groß wie eine amerikanische Shopping- Mall.

Eine zweite Totale in die Kantine, in die der Wachmann geht, um sich sein Pausenbrot zu schmieren, zeigt uns Räumlichkeiten, die weit über Hundert Angestellten Platz zu bieten scheinen.


Der Wächter kehrt zurück in den Überwachungs-Leitstand in der Eingangshalle, setzt sich, beißt in sein Pausenbrot.

Eine Bewegung auf einem der drei Kontrollbildschirme zieht seine Aufmerksamkeit an. Wir verfolgen zusammen mit dem Wächter via Bildschirm den Weg einer Person über die Gänge, per Knopfdruck wechselt der Securitymann die Beobachtungskameras.

Der nächtliche Überstundenschieber, ein Mann in grauem englischen Zwirn, Mitte Ende dreißig, kann auf jedem Meter seines Weges bis in die Tiefgarage beobachtet und gehört werden.

Mit Aktenkoffer und Mantel in der Hand tritt er aus einem Büro auf den breiten Flur. Das Geräusch der Tür, als er sie ins Schloß zieht, verrät uns durch ein leises distinguiertes Klicken, daß es sich um einen leichte Tür aus echtem Holz handelt, wie sie nur in der Management-Etage zu finden ist, also nicht um eine normale DIN ISO Büro-Kunststofftür. Der Mann ist offensichtlich Manager.

Wir verfolgen seinen Weg über die Gänge. Er macht eine ausgleichend ziehende Bewegung des Kopfes erst gegen die eine, dann gegen die andere Schulter. Die Bewegung zeigt uns, dass er – wohl von langem starren Sitzen am Schreibtisch – verspannt ist, durch die Bewegung die Verkrampfung zu lösen versucht. Er hat offensichtlich bis tief in der Nacht gearbeitet.

Ein paar Bildschirmausschnitte der Überwachungskameras später sehen wir seine Ankunft an der Lifttür. Er drückt den Liftknopf und wartet.


Schnitt.

Wir im Lift. Die Türen schnellen auf. Wir werden unfreiwillig Zeuge der Geste, mit der sich der Mann gerade noch die Müdigkeit aus dem Auge gewischt hat. Er tritt dicht an uns vorbei in den Lift. Während der Liftfahrt, der Mann steht ruhig da und wartet das Ende der Fahrt ab, können wir ihn genauer betrachten.

Frischer exakter Haarschnitt, schlank, wirkt gesund und prinzipiell optimal leistungsfähig.

Zu dieser späten Stunde hat er den Kragenknopf seines White-Collar Hemdes geöffnet, die Krawatte etwas gelöst. Er atmet durch, sein Lidschlag ist müdigkeitsbedingt langsam. Er erlaubt sich, kurz die Augen zu schließen, senkt dabei einen Moment den Kopf.

Wir sehen, er kämpft mit der Müdigkeit, versucht erneut, sich den Schlaf aus den Augen zu zwinkern.

Das hat der Wächter via Überwachungskamera der Liftkabine auch gesehen. Er spricht den Mann über die Notfall-Sprechanlage an.

Jetzt wird´s aber Zeit, Doktor Mühlhausen!

Mühlhausen erschrickt nicht, er ist sich offensichtlich des Umstandes bewußt, im Lift beobachtet zu werden.

Er deutet in Richtung der Sprechanlage, aus der er die Stimme des Security-Mannes gehört hat, ein schwaches Lächeln an und sagt, ein wenig eitel:

Irgendeiner muss den Laden ja schließlich am Laufen halten.

Schnitt auf den Wächter im Leitstand.

Haben Sie mal wieder einen Tipp für einen armen Nachtwächter, der seine lausige Pension aufbessern will?

Wir blicken zusammen mit dem Nachtwächter auf den Beobachtungsbildschirm und sehen Mühlhausen jetzt aus der Überwachungs-Kameraperspektive schräg unter uns im Lift stehen, abgewandt.

Er spricht wieder in die Sprechanlage neben der Tür:

Ich warne Sie, Heinz ( er hat den Wächter an der Stimme erkannt und kennt ihn offensichtlich schon so lange, daß er ihn beim Vornahmen nennen kann).

Sie entwickeln sich noch zum Zocker,

…aber ich warne Sie, – das macht süchtig.

Der Wächter: Ich hab´ mich im Griff!

Wir beobachten wie Voyeure Mühlhausen durch die Kamera in den Lift hinein. Mühlhausen hebt den Kopf, lacht, ist jetzt wacher.

Wer das sagt, bei dem ist es schon zu spät!

Der Lift ist angekommen, die Türen öffnen sich. Mühlhausen verläßt den Lift. In der Tür bleibt er noch einmal stehen, dreht sich schnell um, – blockiert die Tür mit dem Ellenbogen – und blickt klar, gerade und exakt mit einem Blick in die Kamera, der nicht suchen muss. Er kennt die Position des Überwachungsauges offensichtlich genau und sieht in das Objektiv. Scheinbar blickt er damit uns, die wir am Leitstandmonitor stehen, direkt ins Gesicht.

Kaufen Sie Olson AG.
Wenn die Leute wie uns beide beschäftigen, kann´s mit den Aktien nur bergauf gehen.

Er begleitet seine Worte mit gezielten Gesten, die zeigen, daß er weiß, wo und wie er gesehen wird. Er hebt warnend den Zeigefinger gegen uns.

Keine Zeit!

Kaufen Sie diese Woche!

Er dreht mit einer abschließenden Bewegung weg, ist draussen. Während die Lifttüren sich schließen. wendet er sich noch einmal gegen uns, sein Zeigefinger schießt kurz an seine Lippen. Verschwörerisch:

–und schscht! Klappe halten!

Die Drehung gegen den Gang hin, von uns weg, mit der er das Gespräch von seiner Seite aus beendet, ist lässig, selbstbewußt, überlegen, selbstzufrieden.

Der Spalt zwischen den Türen verringert sich auf Null, die Lifttüren sind zugefahren.

Der Wächter verfolgt den weiteren Weg Mühlhausens in die Tiefgarage über die Leitstandbildschirme. Irgendwann sagt er halbleise:

Arschloch.

Na!

Er mag ihn nicht.

Mühlhausen steigt in seine silbergraue 7er Cabrio-Panzerkarosse und zerrt mit quietschenden Reifen aus der Tiefgarage.

Schnitt.

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2003-04 Heino Ferch – Dr. Michael Mühlhausen.
Hören statt lesen, Radio Comic statt Written Comic: hier lang zur Audio.wma Datei.-

The Account - Das Konto. Heino Ferch als Dr. Michael Mühlhausen

englische Version des Films im Verleih der Bavaria Media->->

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