Filmszenen I Theorie I Der Weg des Schicksals: Fatum.

Fatum.


In den von uns besprochenen Filmen taucht, beginnend ca. 3 Jahre nach der Jt-Wende, immer wieder eine Figur auf, die nicht in derselben Weise zum Personal des jeweiligen Filmes gehört, wie die anderen Figuren. Sie ist teils real, teils symbolisch: das Schicksal – Fatum.

2004: Vom Suchen und Finden der Liebe: die Figur des Hermes Aphroditus. Die Figur Hermes selbst ist natürlich nichts anderes als das Schicksal.
Er/es reicht dem trauernden Mimi eine tröstende Hand,
als Mimi sich so sehr nach seinem Sternchen sehnt.

Hermes Aphroditus reicht dem trauernden Mimi die Hand zum Trost

Und Hermes ist kurzzeitig gütiges Schicksal für Mimi, als er – in Zeugenschaft von Mimi´s Leiden – seine Kraft einsetzt, um Mimi und Sternchen für einen Moment in seinem Reich, am Ort der Vollendung des menschlichen Schicksals, zusammenzuführen.

2005: Ghetto.

Fatum- das gütige Schicksal- taucht aus dem Nichts mitten in der Nacht in Gestalt einer mütterlich anmutenden Figur auf, als sich Jacob aus Verzweiflung an der Situation töten will.

Die Frau verhindert den Weg in den Tod, führt in zurück ins Leben, ihre Hände spenden Trost.


Fatum hält Jacob, der sich töten will

Im übertragenen Sinne:
Jacob befindet sich in der Hand des (gütigen) Schicksals.

2006: Auf ewig und einen Tag.

In der obigen Szene auf dem Hoteldach ist Jan für Gregor das gütige Fatum. Jan ist im Film selbstverständlich eine reale Figur, keine Personifikation.

In der Hoteldach-Szene jedoch bekommt Jan´s Figur kurzzeitig die Bedeutung einer abstrakten Entität, des Fatum.
Jan redet mit dem lebensmüden Gregor

Warum? Jan sitzt plötzlich da, als Gregor den Weg in den Tod wählen will. Es gibt keine logische Erklärung, wie Jan dort auf den Abluftschacht des Waldorf-Astoria in New York kommt. Dieser Umstand überhöht die Figur in dieser Szene zu einer Personifikation. Das gütige Schicksal selbst sitzt dort hinter der Lebensmüden und holt ihn zurück ins Leben.

Im selben Film taucht auch für Jan in Gestalt einer mütterlich anmutenden Figur noch zweimal Fatum, das gütige Schicksal, auf.

Eine geradezu unglaubliche Anhäufung von Zufällen führt Jan zwei Mal in ein sein Schicksal entscheidendes Gespräch mit dieser Figur.

Es ist die lebens- und liebevoll anmutende Figur der schwarzen Bedienung im Eckrestaurant in New York.

Sie gibt Jans Leben zwei entscheidende Stöße in Richtung Glück. Ihre Darstellung im Film ist so geartet, dass sie irgendwie „plötzlich“ da ist und „plötzlich“ wieder ausgeblendet ist.

Im ersten Gespräch gibt sie ihm den entscheidenden Hinweis auf den Verbleib von Paula, Jans nachmaliger Ehefrau und Mutter seines Sohnes. (Paula zu Jan am Hochzeitstag: Glücklich? Antwort Jan: Ja, glücklich!)

Im zweiten Gespräch gibt sie Jan sein zweites Ich, sein alter Ego, seinen besten Freund zurück, indem sie ihm dessen Aufenthaltsort verrät.

Jetzt geschieht etwas entscheidendes, Neues.

Jan und die Frau in der Cafeteria

Das Menschenkind, der Mensch, Jan, bedankt sich bei seinem Schicksal.

Eine ganz kleine Geste, eine ganz kleine Szene. Trotzdem wichtig, zumal, wenn wir projektübergreifend zurückblicken.

Der Darsteller in einem Interview mit Thorsten Otto über die Entwicklung seines (Berufs-/Lebens-)weges:

ich bin auch – ehrlich gesagt – sehr dankbar.“

Vorstufen zu dieser „Fatum“ Figur:

1998: Alternative Schicksalsverläufe durch „zufällig“ auftauchende Figuren waren in Lola rennt Hauptthema.

2000: Carl Seidlitz in Marlene. Er erscheint periodisch plötzlich und verschwindet auch so plötzlich wieder aus Marlenes Lebensweg.

2002: Extreme Ops
Als Ian stürzt, steht Marc plötzlich da. „Alles in Ordnung, da unten?“ fragt er und wirft dem zu Tode erschrockenen einen Flachmann zu, damit der seine Nerven wieder beruhigen kann. Woher Marc kommt? Aus dem Nichts. Wohin er geht? Eben da hin. Die Figur des Marc ist für das Team eine Art Schutzengel.

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5.2.2007

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