„Das Karussell.“ Gedicht aus: Das RILKE Projekt, Audio CD, Teil 3: Überfliessende Himmel, Schönherz & Fleer, 2004
Es gibt sie noch, die guten Dinge. Ab und zu trifft man noch auf eines dieser altmodischen nostalgischen Karussells mit buntbemalten Zirkuspferden, Löwen, Elefanten, Hirschen.
Die Holzpferde bewegen sich nicht nur im Kreis. Eine Mechanik läßt die Tiere an ihren Messingstangen langsam steigen und sinken, wie in Zeitlupe, während das Karussell seine Runden dreht.
Musik setzt ein – Ein einzelner Klavierton, dann eine fallende Quint, ein Impuls steigt zur Terz darüber kehrt freundlich zur Tonika zurück.
Akkordeonklänge kommen dazu – französisches Flair. Die Musik malt für uns das Auf und Ab der Pferde.
Die Stimmung ist friedlich, lyrisch, man spürt die letzte Nachmittagssonne, der Sprecher versetzt uns in einen barocken Garten in Paris, den Jardin du Luxembourg.
Dort steht das Karussell, seine Manege dreht sich im Kreis.
Die Stimme erzählt,
Impressionen, – von den bunten Pferden, dem roten Löwen, einem gesattelten Hirschen.
Ein kleines blaugekleidetes Mädchen, selig,
auf dem zähnezeigenden Löwen reitet ein Junge, weiss gekleidet wie ein Akrobat.
Die Karoussellreiterinnen ziehen vorbei, ein anderes Mädchen, ihr Pferd im Sprung, schaut auf, – ein Blick..
…ein Lächeln, –
Farben schimmern vorbei in der gemessenen Drehung des Karoussells., – Rot, Grün, Grau, Blau, das Auge des Mannes nimmt einfach wahr, ungezielt, die Farbe weiss – eine kurzes Erinnern..?
Die Szene:
Der Erzähler steht in einem Garten und betrachtet ein Karussell. Er sieht ein kleines Mädchen, ein anderes, vielleicht schon eine junge Frau. Die beiden wenden sich manches Mal her, wenn sie auf ihren Tieren vorbeifliegen, lächeln…
„Ein kleines, kaum begonnenes Profil.“
Die Musik klingt dem letzten Vers nach,
sie endet nicht in einem dezidierten Schluss,
– warum auch? Die Geschichte hat ja gerade erst begonnen…
zum Reinhören:
www.rilke-projekt.de
das komplette Gedicht aus dem Rilke-Projekt, gelesen von HF, auf youtube.de->
Sprecher: 2004 Heino Ferch, Musik: Schönherz & Fleer
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