Filmszenen I „Ich habe ihren makellosen Körper bewundert…. „; In: Nachts im Park. Dr. Steffen Hennings – Heino Ferch Teil 1 2001-02

DVD Cover Kinofilm Nachts im Park. Heino Ferch - Dr. Steffen Hennings

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„Ich habe ihren makellosen Körper bewundert…. Ein kleiner Leberfleck, der einzige…“ In: Nachts im Park. Porträt Dr. Steffen Hennings (Heino Ferch) Teil 1, Regie: Uwe Janson, Drehbuch: Jens Urban, Deutschland, Schweiz, 2001-02

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Dr. Steffen Hennings sitzt in Untersuchungshaft. Er ist in Tatverdacht, eine Frau im nächtlichen Park ermordet zu haben.
Einen Kurz-CV von Dr. Hennings bekommen wir von den beiden Kriminalbeamten. Der projektverantwortliche Beamte informiert den Polizeipsychologen:

Steffen Hennings so eine Art Genie-Herzchirurg. 36 Jahre alt, schon Privatdozent, wartet auf seine Professur. Kommentar Psychologe; das ist ein Beruf, der Tatkraft und Engagement verlangt.

Hennings hat kein Alibi. Zur Tatzeit war er tatsächlich in einem Park oder Garten. Er hat eine seltsame Angewohnheit. Immer beobachtet er nachts – zwischen den Bäumen des Gartens stehend, – scheu und von Details der beobachteten Person zärtlich und erotisch fasziniert, seine ihm beruflich unterstellte Kollegin und Teammitarbeiterin Dr. Lumis in ihrem Haus.

Das ist aufgrund der Frank Lloyd Wright – Architektur von Dr. Lumis´ Haus mit mannshohen Glaswänden möglich.

Ein derartiges Borderline-Verhalten von einem hochintelligenten und vielbeschäftigten Mann scheint völlig unrealistisch.
Erklärt wird es durch die grenzwertige persönliche Situation von Steffen Hennings.

Der Mann ist Witwer.

Er hat vor kurzem seine Frau verloren.

Er hat den Verlust seiner Frau selbst verschuldet.

Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit seinerseits hat ihm die geliebte Frau entrissen.

Wir erfahren nicht, ob er Schuldgefühle hat.

Offensichtlich ist seine Trauer.

Er wirkt fast die ganze Zeit wie ferngesteuert.

Szene 1 Verhörzelle.

Alles grauer Beton. Wände, Boden, Decke, grauer Beton.
Metallgitter werfen ein Schattenmuster auf die Wand.
Hennings sitzt mit verschränkten Armen, so wie er aus dem OP geholt wurde, also in grüner OP-Kleidung in einem Freischwinger-Stuhl am Tisch.

Der Polizeipsychologe versucht – völlig ergebnislos – ihn einzuschüchtern. Hennings zeigt ausser einer leicht besorgten Spannung, die uns transportiert, daß er den Psychologen für nicht ganz zurechnungsfähig hält, keine Regung.

Der Psychologe tritt dicht an Hennings heran, dringt körperlich in seine Intimsphäre ein. Übergriffig zwingt er ihm frecherweise seinen Willen auf: er setzt mit der Hand den Freischwinger in eine leichte, aber lästige Schaukelbewegung, redet so nah auf ihn ein, dass Hennings seinen Atem spüren muss.

Der Psychologe wartet, bis Hennings auf die Schaukelei genervt reagiert. Hennings macht nicht viel, er blickt dem Psychologen ins Gesicht, öffnet einen Moment den Mund, sagt aber nichts. Der Psychologe bläst ihm einen Atemstoß ins Gesicht. Unverschämt.

…wie wär´s , wenn er (der Park-Mörder) ihre Frau erwischt, Herr Doktor?

Very Close Up auf Hennings´ Gesicht. Das entgleist. Die Verschlossenheit bricht einen Moment auf, er blickt vor sich nieder, öffnet den Mund, wie unter einem plötzlichen Schreck. Eine kleine Vorwärtsbewegung mit dem Kopf und ein nervöser Lidschlag sind wie der Schatten einer Bewegung, die wirkt, als müsse er sich plötzlich übergeben.

——

Rückblende. In einem Auto.

Im Very Close Up die grünen Augen von Hennings junger Frau. Wir hören ihre sanfte Stimme, einige wenige liebevolle Worte aus ihrem Mund.

Dann Hennings Augen im Rückspiegel, er sieht uns direkt in die Augen.
Uns trifft der wache Blick wie ein angenehm kitzelnder Blitz, sehr männlich, sehr attraktiv, erotisch, ein Blick, von dem man plötzlich Schmetterlinge im Bauch bekommt.

———-

Ein lautes Geräusch schneidet die Rückblende ab, jemand ist in die Verhörzelle gekommen.

Hennings Gesicht ist wieder verschlossen, besorgt angespannt, wie vorher. Jede Spur des hinreissend erotischen Appeals, in dessen Genuß wir soeben kommen durften, ist verwischt, als hätte es ihn nie gegeben.

Der Hauptkommissar bricht mit Hektik in die Zelle ein, man hat bei Hennings eine Waffe und ein Brecheisen mit Blutspuren gefunden.

Mit in die Zelle kam Dr. Katharina Lumis, sie ist wütend, schreit Hennings an.

Was soll das? Wieso sagen Sie, dass Sie zu mir wollten? Was haben Sie denn denen erzählt?

Dr. Lumis verstrickt sich in eine erregte Schreierei mit den anwesenden Kommissaren. Dr. Hennings sitzt weiter unbeweglich mit verschränkten Armen am Tisch, man hat ihn fast vergessen. Da meldet er sich zu Wort:

Ich habe…
Sein Mund ist leicht geöffnet, die Arme immer noch vor seinem Körper verschränkt, er blickt vor sich hin ins Nichts…

Ruckartiger Abbruch jeder Bewegung im Raum. Alle starren ihn an.

…..Frau Lumis beobachtet.
Er atmet deutlich aufgeregt. Was er da sagt, erfordert Mut. Gleichzeitig erregt ihn die Erinnerung an das, was er nachts gesehen hat derartig, dass er – was ihn dummerweise weiterem Tatverdacht aussetzt – selbst hier vor den Kommissaren nicht ruhig bleiben kann.

Ich wollte ihr zusehen, wie sie sich auszieht.

Schnitt auf das entgeisterte Gesicht von Dr. Lumis. Sie kann offensichtlich kaum glauben, was ihr Vorgesetzter da redet.

Ich habe ihren makellosen Körper bewundert… Hennings spricht leise, ohne Druck, so vor sich hin.

Dr. Lumis sucht entsetzt Blickkontakt zu den anderen Personen im Raum.

Jetzt wendet er ihrem Körper sein Gesicht zu

…. Ein kleiner Leberfleck, der einzige…

Dr. Lumis stürzt auf Hennings zu, schreit ihn an:

Schweigen Sie..!!!

Sie schlägt mit ihrer Handtasche nach ihm, erbost, sehr wütend, strafend. Sie bestraft seine Erzählung und sein inakzeptables Handeln mit einer Tracht Handtaschen-Prügel.

Hennings schützt mit beiden Armen seinen Kopf vor Lumis´ Schlägen, die Beamten reissen sie zurück. Sie ist gar nicht zu beruhigen, tobt. Die Beamten drängen sie in die Raumecke.

Diesen Moment nutzt Hennings, um die auf dem Tisch liegende Tatwaffe an sich zu bringen.

Er nimmt den Polizeipsychologen als Geisel und flieht zusammen mit ihm.

Die beiden werden die nächsten 90 Minuten des Films ein unfreiwilliges Gespann bilden. Der Psychologe soll ihn solange begleiten, bis der wahre Mörder seine nächste Tat begangen hat. Der Psychologe wird Hennings Alibi werden, wenn Hennings Plan gelingt.

Bilder zum Film

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2001-2002 Heino Ferch – Dr. Steffen Hennings, Heike Makatsch – Frau Dr. Katharina Lumis Filmographie Makatsch
Pasquale Aleardi – Polizeipsychologe Bernhard Rosenblum.

Kommentar:

24.4.2008 Nachtrag:

Das faszinierte Beobachten einer schönen Frau, das Erotik und Liebe entzündet, ist ein sehr alter erzählerischer Topos.

Ein Beispiel aus der Musik: Mozart (1756-1791) , Das Lied „Die Verschweigung“, KV. 518 :

Strophe 1:
Sobald Damötas Chloën sieht,
So sucht er mit beredten Blicken
Ihr seine Klagen auszudrücken
und ihre Wange glüht.

Strophe 7 :
Wenn sie ein kühler, heitrer Bach,
Beschützt von Büschen, eingeladen,
In seinen Wellen sich zu baden,
So schleicht er listig nach.


Strophe 8:

In diesen schwülen Sommertagen
Hat er ihr oftmals zu geseh’n,

Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.

Oder ein früher Deutscher Film von Henrik Galeen (1928) Alraune mit Brigitte Helm, deren suggestiver Blick übrigens auch für das Logo von www.filmszenen.info seine Wirkung tut. (Remake 1952 mit Hildegard Knef.)

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