Filmszenen I „… Ich bin dieses Ungeheuer gewesen.“ In: Die Drei Musketiere. Teil 1 Porträt Athos (Heino Ferch). 2004-2005

Teaser Die Drei Musketiere - Athos

„… Ich bin dieses Ungeheuer gewesen.“ In: Die Drei Musketiere. Porträt Athos (Heino Ferch). Regie: Pierre Aknine, Buch Pierre Aknine nach Alexandre Dumas, FR, D 2004-2005 für TF1 und Beta Film


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Filmszene auf youtube.de D´Artagnan trifft auf Athos Porthos und Aramis->

Vor der Szene:

Buchstabe Der junge Gascogner D´Artagnan wird Musketier. Zusammen mit Athos, Porthos und Aramis bildet er ein unzertrennliches Gespann.

D´Artagnan, Athos, Aramis, Porthos

D´Artagnan, Athos, Aramis und Porthos

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Einer für alle! Alle für einen!

schwören sie einander.

Die Hände der Vier beim Treueschwur: Einer für alle - alle für Einen!

.

Buchstabe Kardinal Richelieus gefährlichste Waffe gegen den König und damit gegen die vier königstreuen Musketiere ist Lady de Winter. Die geheimnisvolle Frau besitzt übersinnliche Kräfte.

Zeichnung Athos, Comte de la Fère

Für alle zunächst unverständlich gerät ausgerechnet der ehrenhafte und kampferprobte Athos in den Bann von Mylady.

Mit dem Schrei:

Töte mich, oder ich töte Dich!

wirft Athos sich auf seinen Freund D´Artagnan und zwingt ihn in ein Schwertduell.

Nur der gemeinschaftliche Schwur,


Einer für alle, alle für einen!

mit dem D´Artagnan Athos während des Kampfes wieder und wieder beschwört, lässt Athos endlich innehalten.

D´Artagnan allerdings musste sein Leben gegen Athos mit einem den Coup de Foudre verteidigen…Jetzt ist Athos ist bewusstlos, und scheinbar schwer verletzt.

Buchstabe Die drei Freunde und Waffenbrüder transportieren Athos auf einer Bahre zu Constance Bonacieux, D´Artagnans Geliebter, Freundin und Näherin der Königin.

in der nächtlichen Gasse - Athos auf der Bahre

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D´Artagnan zu Constance:

Ich wollte Dich fragen, könntest Du vielleicht meine Freunde für diese Nacht aufnehmen. Es ist etwas passiert. Etwas Ungewöhnliches.

Constance: Nicht doch, Du musst es mir nicht erklären.

D´Artagnan, sehr erleichtert: Habt Dank.

Porthos und Aramis bringen die Bahre in eine Nebenkammer.


Die Szene.

Buchstabe Wir blicken auf einen hölzernen Nachttisch, auf dem wenige dicke Kerzen schon tief herunter gebrannt sind. Viele Stunden sind bereits vergangen.


Langsam sehen wir mehr, das Bett kommt ins Bild.


Da liegt Athos, – ohne Waffenrock, nur im weißen, über der Brust geöffneten Hemd .. Er ist ohnmächtig.


Die Kamera fährt zurück. Wir sehen, dass alle drei Freunde, Aramis, Porthos und D´Artagnen an Athos Bett ausharren. Sie warten besorgt auf sein Erwachen.

Close Up. Athos.

Buchstabe Ein Lebenszeichen. Er versucht, die Augen ein wenig zu öffnen.


Seine Augen sind gerötet. Er wirkt, als erwache er aus schwerem Fiebertraum. In den Augenwinkeln glitzern Tränen.

Close up auf D´Artagnan und Aramis. Die Anspannung weicht Freude.


Athos blickt langsam von einem zum Anderen. Er wirkt, als wäre er noch in der Welt seiner Träume gefangen und erkennt nicht ganz klar, wo er ist.


Seine ersten Worte sind das Ergebnis dessen, was seine Fieberträume ihm eingegeben hatten.


 r ist so geschwächt, dass er nur ein Flüstern zu Stande bringt: Er sagt.

Sie ist es. ….. ….die hinter allem steckt.

Er atmet schwer, blickt suchend zurück in seine innere Welt.

Sie war es ganz sicher.

Endlich kommt er näher in unsere Gegenwart.

Sie ist gestern bei dem Ball gewesen. Ich hab´sie wiedererkannt. ..

Er hat immer noch große Schwierigkeiten zu sprechen, atmet bemüht und stoßend.


D´Artagnan: Von wem redest Du?


Athos scheint unter einem Schmerz zu stehen, der nicht nur körperlich ist. Wir sehen, dass er unter seelischen Qualen um die Antwort ringt. Er zögert, stößt endlich heraus.

…………………..meiner Frau.

D´Artagnan und Porthos sind sehr überrascht.


Porthos: Du bist verheiratet?


Schnitt.


Wir sind hinter die drei Freunde zurückgetreten und blicken über ihre Schultern auf Athos, der aufs äußerste geschwächt und fieberglänzend unter weisse Linnentücher gebettet ist.


Athos beginnt zu erzählen.


Close up Athos. Er wirkt gequält. Schweiss bedeckt sein Gesicht.

Vor langer Zeit bin ich einer Frau begegnet. … (..) und ich hab´ mich in sie verliebt.

Die Freunde hören aufmerksam, bewegt, gespannt, zu.

Close up Athos.

Buchstabe Er blickt in seine Vergangenheit. Seine Augen sind noch immer gerötet, die Lider dick geschwollen.

Doch eines Tages…

Er scheint die Erinnerung kaum ertragen zu können, schließt im Schmerz die Augen.

..ist alles in Scherben gegangen.

Fade out Athos. Rückblende.

Ein gefährlich donnerndes Rauschen wird immer lauter, Trommeln im Marschrhythmus untermalen unsere Annäherung an ein Himmelbett, das rundum mit schneeweißem Musselinvorhängen umhüllt ist.


Wir kommen so nahe, dass uns ein Blick durch die Vorhänge gelingt.


Auf dem Bett sitzt, ganz in weisse Kleider gehüllt, eine zarte blonde junge Frau, schön wie ein Engel. Sie scheint erstarrt, gedankenleer.

Buchstabe Ein Mann tritt vor uns vor das Bett, wir sehen seinen Rücken, das ornamentgeschlitzte Lederwams des Adligen, das lange Haar des Freien Edlen.


Als er sich ins Profil dreht, erkennen wir ihn. Es ist Athos.


Er scheint entsetzt zu sein, etwas Furchtbares zu ahnen. Seine Augen sind geweitet.


Er dreht sich nach einer Wiege, die am offenen Fenster steht. Auch sie ist mit weissen Tüchern verhüllt. Ein heftiger Windstoß vom offenen Fenster lässt sie hin- und herschaukeln.


Laut metallisch dröhnendes Tönen – Donnern und Rauschen von heftigem Wind machen uns Angst.

Wir sehen Athos zur Wiege eilen.


Alles ist weiss überstrahlt, die Silhouetten doppeln sich, Bewegungen verschwimmen, wir sind wie in einem Fieberrausch.

Reißschwenk in die Wiege:

Sie ist leer.

Wir hören Geräusche wie Schüsse.


Reißschwenk auf Athos. Er sieht den leeren Platz- –


Alptraumhaft hacken Trommeln als der Mann begreift:


Er erkennt, blickt mit Entsetzen nach seiner Frau….


….Der Schrei…


Der Schrei, den er ausstößt,

ist der Schrei eines Menschen,

dessen Schmerz

sich in seiner Kehle

zum Brüllen

eines wilden Tieres

verwandelt.

Der Schrei.

Er ist überall.

Er presst sich durch den Raum,

hallt durch die Zeit,

durch das Leben des Mannes,

durch unseren Kopf.


Der Schrei ist Verzweiflung

er ist das schrankenlose Brüllen

ungreifbarer Ohnmacht.

Er fasst jede Faser, jede Körperzelle,

Er nimmt die Lebenskraft dieses Mannes mit sich,

trägt sie fort,

lässt ihn und uns

wie irr zurück.


Buchstabe Überblendung an Athos´ Bett.

Der Schrei, ein Würgen zuletzt, verstummt.

Athos, noch immer flüstert er:

Die Frau, die ich geheiratet hatte, hatte nichts Menschliches mehr an sich…

Athos weint.

Sie hatte gerade unser gemeinsames Kind…..getötet.

noch immer wie im Fieber:

…….ich hätte fast den Verstand verloren.

Ich war blind vor Wut, war zu allem entschlossen…

Ein Knall erschreckt uns.


Gleichzeitig Rückblende auf damals.


Buchstabe Wir blicken von oben durch eine große Astgabel hinunter auf zwei Menschen auf Pferden.

Es ist Athos und die schöne Frau von vorhin: Anne de Breuil, Comtesse de la Fére (Lady de Winter). Anne ist gefesselt.

Athos legt ihr eine Schlinge um den Hals.

Close up.

Wir sehen sein Gesicht.

Athos und Mylady de Winter ehemals Anne de Breuil, die Comtesse de la Fére

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Kalte Wut.

Anne de Breuil, Comtesse de la Fére,ist immer noch wie in hypnotischer Starre, sie lässt alles passiv mit sich geschehen.

Athos, der Comte de la Fére de Bragelonne, zieht die Schlinge um ihren Hals zu.


Mit der Reitpeitsche holt er aus und gibt sie Anne de Breuils Pferd mit aller Wucht auf die Hinterhand. Das Pferd wiehert auf, steigt und galoppiert an, Anne de Breuil wird in die Luft geschleudert und erdrosselt.


Als Athos wegreitet, sehen wir die sterbende Frau am Seil weit hin- und herschwingen.


Schnitt.


Athos: Als ich sie beim Ball gestern abend wieder sah, da hab ich erkannt, dass sie wieder Macht über mich hat.

Athos, verzweifelt, Tränen laufen aus seinen Augen über seine Wangen:

Dabei war ich ganz sicher, sie getötet zu haben. Ich hatte sie erhängt.

Die Drei anderen hören ihm zu.

D´Artagnan:

Diese Frau ist Mylady de Winter. Du hast sie zwar erhängt, Athos, aber sie ist nicht gestorben.

Buchstabe Erneute Rückblende auf die Hinrichtung. Ein Blitz zerbrennt die Schlinge. Die Frau überlebt.

D´Artagnan war damals, ein Knabe noch, Zeuge des Vorgangs.

D´Artagnan: Lange konnte ich nicht an diesen Reiter denken, ohne dass mich das Entsetzen packte.

Athos: Ich bin dieses Ungeheuer gewesen.

Als D´Artagnan im Verlauf der weiteren Ereignisse endlich die Gräfin Lady de Winter töten will, wird jetzt, zehn Jahre nach Athos versuchter Selbstjustiz, Athos selbst es sein, der D´Artagnan zurückhält.

Er fällt seinem Freund in den Arm und beschwört ihn:

Nein!!! Diese Frau soll gerichtet werden, nicht ermordet.

Gerechtigkeit statt Rache. Er hat dazugelernt.

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2005 – Heino Ferch – Athos, Emmanuelle Béart – Anne de Breuil, Gräfin von der Fére / Mylady de Winter, Vincent Elbaz – D’Artagnan, Grégori Derangère -Aramis, Grégory Gadebois – Porthos, Diana Amft – Constance Bonacieux

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Siehe zu “Sie muss gerichtet werden, nicht ermordet. Auch: Hunt for Justice, 2005: Gerechtigkeit statt Rache.

s.a. Straight Shooter Rache für Gerechtigkeit. Dieser Handlungsstrang steht in unmittelbarem thematischen Zusammenhang mit der Figur Volker Bretz, dem Straight Shooter)

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Fan-Homepage zu Dumas „Die drei Musketiere“->-> (Porträt Athos)

Athos vollständiger Name ist Olivier, Comte (Graf) de La Fère de Bragelonne, Ritter des Hosenbandordens, Ritter vom Goldenen Vlies, Ritter vom Heiligen Geist. Herkunft: Grafschaft La Fère in der Champagne. Foto Chateau De La Fére (heute ein Hotel)

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Filmempfehlung:

Grégori Derangère in „Die Frau des Leuchtturmwärters „.

Grégori Derangère in Die Frau des Leuchtturmwärters
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Der Film – ein Sahnestückchen .
Die Exposition ähnlich wie in „Moonstruck“ (mit Cher und Nicolas Cage). Auch hier eine Puccini (oder Verdi?) – Arie als Leitmotiv des Liebespaares. Auch hier das unausweichliche „Überwältigt-Werden“ von großen Gefühlen.

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Toll, die Wirkung, die aus der gegensätzlichen Mimik von Derangères stillem leuchtenden Lächeln und der steinernen Fleischermine von Torreton entsteht, toll, wie Derangère eine emotionale Geschichte nur über seinen Gesichtsausdruck erzählt. Schön, wie Derangères Mimik den stufenweise zunehmenden Druck auf ihn in leise, unmerklich, mit immer weniger glühendem Leuchten seines Lächelns widerspiegelt, wie die Augen dann immer wieder schwarz werden, wie man ängstlich wartet, wann das Glühen durch die Gewalt, die er erlebt, verlischt. Grégori Derangère der Aramis (rechts im Bild) in D´Artagnan et les trois Mousquetaires.

Die Storyline ist schnell erzählt: Mann kommt auf Insel, um sich ins Team der Leuchttumwärter von Jumet einzuphasen. Klappt nicht. Mann geht wieder. Besonderheit: der Mann, Antoine, ist kriegsversehrt, seine Hand ist fast unbrauchbar.

Tatsächlich erzählt der Film auch etwas über das Fortwirken von Gewalt. Antoine (Gregori Dérangère) wirkt freundlich und mindestens so sympathisch, wie der nette Typ aus der Heinecken-Werbung. Dennoch zieht er Gewalt an sich. Menschen, deren Gewaltbereitschaft sehr an der Oberfläche ihrer Charakterstruktur liegt, hält er einen – für uns ganz unsichtbaren – Spiegel vor. Der Gewaltbereite sieht in diesem Spiegel eine Fratze. Die Fratze ist seine eigene, aber der Gewaltbereite glaubt, es sei Antoines Gesicht. Er schlägt in den Spiegel und trifft Antoine. Wir sehen diesen Spiegel nicht, nur alle diejenigen, die schon wutgeladen sind.

Wie kann das nur sein? Wie können Männer einen Versehrten schlagen? Haben die keine Ehre im Leib? Im dritten Drittel des Film erfahren wir den wahrscheinlichen Zusammenhang.

Antoine, der Friedliche, der Versehrte, war als Fremdenlegionär in Algerien Gewalttäter. Er hat Menschen die Hände zwischen Mühlsteinen zermahlen, damit sie gestehen.

Er wollte wohl irgendwann nicht mehr Gewalt ausüben. und so – jetzt sind wir wieder bei Moonstruck – „he was a wulf. He bit off his own hand to get rid of the trap (in Moonstruck: of the wrong love) hier: of being forced to use violence against other people.

Aber die Gewalt wirkt weiter, so lange, bis er fast tot ist.

Die Gegenkraft ist Freundschaft. Freundschaft wächst. Der Leuchtturmwärter, verheiratet, ungewollt kinderlos, wird eigentlich ganz gegen seinen eigenen Willen Antoine´s Freund. Er verletzt sich ungewollt zufällig an der Hand. Nun sind sie wie Brüder. Beide tragen einen Verband an der Hand.

Antoine und die Frau des Leuchtturmwärters sind in der Sturmflut ihrer ungewollten gegenseitigen se . uellen Attraktion einen Moment schwach. In diesem Moment der Schwäche, aber auch der Erfüllung und Freude, wird ein Kind gezeugt.

Antoine, der bald darauf wieder geht, hinterläßt dem Leuchtturmwärter das Geschenk seines Lebens: ein Kind. Der Leuchtturmwärter wird seine Tochter lieben, sie wird für ihn auch subjektiv ein großes ersehntes Geschenk sein. Weder Antoine noch der Leuchtturmwärter wissen, wer das Kind gezeugt hat. (siehe: Die Luftbrücke ) Das weiss nur die Frau.

Die Tochter erfährt das alles, als sie erwachsen ist. Die Mutter erzählt ihr die Geschichte mit Antoine. Die Tochter besucht das Leuchtturmmuseum auf der Insel. Sieht den altmodischen Brenner, die Lupengläser – und dann: ein Foto ihres Vaters und ihres Papa. Unterschrift: die Leuchtturmwärter von Jumet. 1971.

Sie hat ihre Vergangenheit gefunden. Sie weiss jetzt, woher sie kommt. „Weil wir besser verstehen, wer wird sind, wenn wir wissen, woher wir kommen. in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja: Die silberne Schale.

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20.11.2006

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