Filmszenen I „…überleg es Dir noch einmal, Magda!“ in: Der Untergang. 1a Heino Ferch als Albert Speer. 2003-2004

Teaser Film Der Untergang Heino Ferch - Albert Speer

Bildquelle Abb.Familie Goebbels (Ulrich Matthes, Corinna Harfouch), Albert Speer (Heino Ferch) Magda Goebbels und Traudl Junge (Corninna Harfouch, Alexandra Maria Lara) und alle Bildrechte bei Constantin Film Produktion GmbH


„…überleg es Dir noch einmal, Magda!“ in: Der Untergang. 1a Heino Ferch als Albert Speer. Produktion Bernd Eichinger, Regie: Oliver Hirschbiegel, Buch: Joachim Fest, Traudl Junge, Bernd Eichinger, 2003-2004

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Albert Speer geht im Führerbunker von Raum zu Raum, um sich von den Personen, welchen er nahestand, -und zuletzt auch von Hitler selbst-, zu verabschieden.


Die Reichskanzlei mit dem darunterliegenden Bunker ist bereits von allen Seiten von den Russen eingekreist.


Ununterbrochen ist schwerer Beschuß zu hören.

Es ist mittlerweile allgemein klar, dass alle sich im Führerbunker befindlichen Personen dem Feind durch Selbstmord entziehen sollen oder werden. Speer selbst wird den Bunker noch durch das Hauptportal der Reichskanzlei verlassen.

Speer hat kurzes schwarzes glattes Haar, an der Stirn bereits gelichtet, Fassonschnitt, nicht im Nazistil, das heißt, Schläfen und Nacken sind nicht kahlrasiert.

Er ist bartlos, hat fast schwarze buschige Augenbrauen, die Pupillen seiner Augen sind opak rabenschwarz, poliert blank, wie Jettknöpfe. Iris und Pupille sind durch ihre vollkommene Schwärze nicht voneinander unterscheidbar, die Glanzlichter winzig klein, kaum sichtbar.


Sein Blick bekommt dadurch etwas undurchschaubar Anonymes und gleichzeitig sehr Ernstes.

Foto Speer

Er trägt zivil, weisses Hemd, Krawatte, hocheleganten Nadelstreifenanzug, Parteiabzeichen an der Brusttasche des Jackets.

Seine schlanke Figur und die in Rücken, Schultern und Nacken äußerst präzise aufgerichtete Körperhaltung verleihen seiner Erscheinung eine Aura unaufdringlicher Kultiviertheit.

Traudl Junge trifft Speer auf der Treppe. Treppe und Wände sind aus grauem Beton, alles sehr kahl, Zweckbau, Bunker.

Wir sehen beide bereits im Gespräch, als wir hinzutreten.

Amerikanische, Speer und Junge von der Seite.

Traudl Junge trägt eine weisse Bluse und einen schwarzen Rock. Sie knetet erregt ihre Hände.

Was wird denn jetzt aus uns? Gibt’s denn noch Hoffnung?

Speer dreht sich ein wenig weg, suchend, dann, nach einem kurzen Blick in die andere Richtung, mit dem er sich vergewissert, dass niemand zuhört, wendet er sich in gedecktem, aber sehr eindringlichem Ton an Traudl Junge.

Die Kamera zeigt uns jetzt im Close up in Schuss und Gegenschuss jeweils den Sprechenden.

Speer:

Frau Junge, Sie sollten hier raus, bevor es zu spät ist.

Junge.

Der Führer will dableiben, wir können ihn doch nicht alle einfach so allein lassen.

Sie wirkt entsetzt, atemlos und ratlos. Wir spüren eine starke verzweifelte innere Unruhe in ihr. Sie scheint kurz davor, vor Aufregung zu weinen.

Speer antwortet ihr sehr leise, immer leiser werdend, fast flüsternd am Ende des Satzes:

Bei dem, was den Führer erwartet – braucht er niemanden.
Am allerwenigsten Sie.


Von der kühlen Antwort ist Junge zuerst ein wenig zurückgedrängt. Dann löst sich ihr Ausdruck, sie hat einen neuen Gedanken, sagt mit einem angedeuteten Lächeln:

Aber der Herr Goebbels und seine Frau bleiben doch da! Die Kinder ja auch!

Very Close Up Speer.

Er sieht Junge mit einem langen Blick aus seinen schwarzopaken Jettaugen zutiefst ernst an, sagt nichts.

Dann, nach ein paar Sekundenbruchteilen, deutet er, ohne Veränderung im Ausdruck, mit einem leisen Heben und Senken des Kopfes ein Nicken an und blickt sie weiter intensiv an.


Sie beginnt, herauszuahnen, was dieser Mann ihr sagen will. Ihr Blick liest in seinen Augen, hin- und herklickend, mehr und mehr den ganzen Umfang dessen, was er ihr wortlos mitteilen will.


Als sie endlich versteht, erstirbt jede mimische Bewegung. Sie begreift, dass die Familie Goebbels den Bunker nicht lebend verlassen wird.

Sie wirft einen Blick zur zur Seite, in Richtung der Räume der Familie Goebbels, greift sich an den Hals.


Aber die Kin…


Die junge Frau kann ihre Fassung nicht aufrecht erhalten. Um sich vom Weinen abzuhalten, hält sie sich die Hand vor den Mund. Sie versteht, dass die Kinder sterben sollen.

Wir hören gleichzeitig, wie sie mit einem Räuspern versucht, sich wieder in den Griff zu bekommen. Ihre Wangen sind hochrot. Jetzt versagt ihre Stimme, sie flüstert, sieht Speer wieder an


ich hab geglaubt, da gibt’s noch einen Ausweg – irgendwie.


Schnitt auf Speer. Sein besorgter Blick hat sich nicht verändert. Als sie ihren Kopf sinken läßt, sieht er zuerst kurz zu Boden, dann geradeaus ins Nichts.


Schnitt.


Raum von Frau Goebbels.


Sie liegt im Bett.

Es klopft.

Frau Goebbels:


Herein.


Die stählerne Feuertür öffnet sich, Albert Speer tritt ein.


Er lächelt Magda Goebbels an, wir spüren eine Art verwandtschaftliche Vertrautheit zwischen beiden. Beide freuen sich, einander zu sehen.


Albert! Gruess Dich!

Speer tritt näher und setzt sich auf die Kante ihres Bettes. Magda Goebbels scheint Fieber zu haben, ihr Gesicht glänzt schweissnass.


Frau Goebbels nimmt ihre linke Hand unter der Bettdecke hervor und hält sie ihm mit einer Geste, die körperliche Erschöpfung zeigt, hin. Speer ergreift ihre Hand sachte, hält sie einen Moment und sagt dann:


Du hast Fieber!


Frau Goebbels:


Mein Herz hält das nicht aus.


Sie kann kaum sprechen, ihre Stimme bricht.


Speer:


Warum nimmst Du nicht die Kinder, Magda, und verschwindest von hier?

Verschwinden, – wohin denn?


Speer blickt sie an, nach einer kleinen Pause sagt er, nicht laut, aber drängend:


Ich hab Euch schon einmal gesagt…

….ich kann Euch in einem Lastkahn nach Schwanenwerder bringen….

Man kann ihn umbauen, so dass ihr euch darin verstecken könnt, bis alles vorbei ist.


Close up auf Frau Goebbels, sie hört ihm aufmerksam und erregt zu, dann deutet sie ein Kopfschütteln an.


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