Filmszenen I „Eltern? Wir haben keine Eltern!“ in: Der Unhold. Porträt Rauffeisen Teil 5. Rauffeisen – Heino Ferch Regie: Volker Schlöndorff, 1996.


Der Unhold. Heino Ferch - Napolakommandant Rauffeisen

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Der Unhold – Finale – Kain und Abel


Kommentar : „Der Unhold“ bildet zusammen mit „Straight Shooter“ „Hunt for Justice“ „Ghetto“ und „Der Untergang“, eine Gruppe in Ferchs Lebenswerk: die der Antikriegsfilme. Die Figuren, die Ferch verkörpert, formulieren zwar auf sehr unterschiedliche Weise, aber in einer gemeinsamen klaren Aussage eine Botschaft: es sind Plädoyers gegen Krieg, für das Leben, besonders das von Kindern.

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„Eltern? Wir haben keine Eltern!“ in: Der Unhold. Porträt Rauffeisen Teil 5. Rauffeisen – Heino Ferch Regie: Volker Schlöndorff, 1996.

Nahaufnahme seines alten energievollen Charakterkopfes, graues Haar, strahlend blaue Augen, ruhig und gefasst. Sein Blick hoch zu den Burgmauern, seiner Heimat, ist untermalt von der sanften Tenorstimme des Sängers, der in diesem Moment singt:

Weil unsere Augen sie nicht seh’n

Der Text interpretiert von Kaltenborns Blick.

Schnitt. Totale von schräg oben.


Abel: Es wird keinen Endsieg geben, das waren alles nur Lügen. Alle Offiziere sind schon lange weg, sogar Rauffeisen war seit Tagen nicht mehr hier.

Die Kinder:

Er kämpft an der Grenze gegen das Russenpack.

Abel: Die Russen haben die Grenze längst überschritten, sie können jeden Augenblick hier sein.

Abel will mit den Kindersoldaten Wald fliehen. Die Jungen sind alle in Kampfuniform, teils weisser Winteruniformen und beten nun nach, was man ihnen eingeimpft hat.

Wir stehen an vorderster Front unseres Vaterlandes Wenn die Zeit reif ist, wird der Führer seine Geheimwaffe einsetzen.

Wir haben unser Leben dem Führer geweiht wir ergeben uns niemals.

Wir verstecken uns nicht. Nur Ratten verlassen das sinkende Schiff, ganz Deutschland schaut auf uns usw. usw.

Die Knaben funktionieren jetzt wie kleine Roboter, uns allein gehört der Sieg, Siegheil-in Schrei und Gegenschrei, Abel ist auf verlorenem Posten.

Wie Lothar werdet ihr alle verbrennen, ihr wollt doch Eure Eltern wiedersehen!

Eltern?

Wir haben keine Eltern!

Wir gehören dem Führer.

Abel versucht es mit Befehlston. Stillgestanden, Kehrt Marsch, Abrücken. Der Ton funktioniert zuerst, wie bei eingerittenen Pferden.

Ein Älterer schlägt Abel nieder. Er gehört nicht zu uns , er ist Franzose. Der Kindersoldat tritt Abel ins Gesicht. Sie verschanzen sich. Abel bleibt bewußtlos liegen.

Vorletzte Szene Rauffeisen.

Rauffeisen ist in Winteruniform, schwer behängt mit Waffen, Fernglas, er bereitet eine Verschanzung auf der Burg vor.

Laut, im Befehlston:

Jungmannen, schließt die Tore. Blockiert alle Ausgänge, besetzt die Geschütze, alles feuerbereit machen. Auf die Türme,

Er springt auf einen Kasten und hält eine einpeitschende Rede.

Er sieht völlig verändert aus. Seine Haut ist fahlbleich, er wirkt total übernächtigt, fanatisiert,

die Augen sind tiefdunkel unterlaufen, er ist unrasiert, trägt eine einfache Soldatenschirmmütze, hat Verletzungen über den Augen.

Sein Blick ist nicht wiederzuerkennen, wir sehen einen Menschen, der irr ist, verwildert, fanatisiert, sein Denken ist tunnelartig verengt.

Seine fanatische Wut ist Angst.

Die Zeit ist gekommen, der Feind steht dicht vor den Toren. Soll er nur kommen. Die Burg ist gerüstet und der Sieg wird unser sein. Wir zeigens ihnen wir schlagen sie wir vernichten sie, diese Burg wird sich niemals ergeben, niemals, Sieg

..heil..

…sieg…

…heil..

Sein Blick ist irr, geht unsteht wild hin und her. Die Augen sind weit aufgerissen, so weit, dass immer wieder die ganze Pupille sichtbar ist.

Er brüllt aus vollem Hals:

Auf Eure Gefechtsstationen Jungs los los…!!!

Die Kindersoldaten begeben sich zu den Waffen.

Abel hat inzwischen ein Konzentrationslagerkind gefunden, das auf einem Todesmarsch als totgeglaubt zurückgelassen worden war. Abel päppelt das Kind auf und wird mit ihm fliehen.

Abel hat durch den Fusstritt ins Gesicht auf die Brille Verletzungen an den Augen.

Das KZ-Kind versorgt die Wunde. Man hört bereits die russischen Panzer direkt vor der Burg. Der finale Showdown steht unmittelbar bevor.

Finale Szene: Rauffeisen stirbt.

Die Russen stehen vor dem Tor und fordern die Übergabe. Es ist Nacht.

Auf oberster Zinne steht Abel, weht mit einer weissen Fahne und schreit, dies ist nur eine Schule, hier sind nur Kinder, nicht schießen, nicht schießen. Ein Suchscheinwerfer setzt ihn ins Licht.

Rauffeisen dagegen läuft innen an den Schießscharten entlang und bereitet die Kindersoldaten auf das Gegenteil vor, sie sollen schießen.

Abel: Wir ergeben uns, nicht schießen.

Rauffeisen hört die Rufe, er ist im Burghof und sieht Abel auf der Zinne.

Er schreit:

Neein,…. ABEL… NEEIIIN!


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1995-96 Heino Ferch – SS Obersturmbannführer Rauffeisen, Abel Tiffauges – John Malkovich Filmografie John Malkovich Graf von Kaltenborn – Armin Mueller-Stahl Filmografie Armin Müller-Stahl, Frau Netta – Marianne Sägebrecht Filmographie

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