Filmszenen I „….wir können sie doch jetzt nicht allein lassen.“ Heino Ferch als Dr. Michael Mühlhausen in: Das Konto. Teil 7a 2003 – 2004



Bild-Quelle: www.daserste.de, Bilder: Boris Laewen

„….wir können sie doch jetzt nicht allein lassen.“ Heino Ferch als Dr. Michael Mühlhausen in: Das Konto. Teil 7a Szene Hotel ; Regie: Markus Imboden, Buch: Markus Imboden, Martin Pristl. 2003 – 2004



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„Du, das is´so lange her…ich denk´ da gar nich´ mehr dran.“

Szene Nachts im Hotelbett in einem Hotel in Zürich, Vater und Tochter sind auf der Flucht.

Charlotte, Mama, ist tot.

Sie wurde aus dem dritten Stock aus einem Fenster des Hotels Atlantic in Hamburg gestoßen.

Der Mord ist erst wenige Stunden her, beide, Vater und Tochter (das Mädchen ist vierzehn), sind noch unter dem ersten lähmenden Schock, trauern, weinen immer wieder.

Es ist kein Licht angeschaltet im Raum. – Halbdunkel.

Vom Fenster her ein wenig mattes Streiflicht über den Gesichtern, den Bettdecken.

Kaum Farben. Kein Raum des Sehens, ein Raum des Lauschens, des Sprechens.

Das Kind schläft.

Mühlhausen liegt auf dem Rücken, bewegt sich ein wenig, wir bemerken, er ist wach.

Er trägt Reste seiner Tageskleidung, ein grünes kurzärmeliges T-Shirt.

Schnitt auf das Kind, wir sehen seine großen schwarzen Augen weit geöffnet.

Hannah ist aufgewacht.

Papa?

Mühlhausen liegt noch eine Weile reglos, mit offenen Augen.

Sieht in Richtung Fenster, dann dreht er ein paar Zentimeter den Kopf. Er blickt zur Decke. Er muss seiner Tochter jetzt nicht ins Gesicht sehen, er hört und fühlt nur halbwach in ihre Richtung.

Ja.

sagt er leise.

Hannah: Du wolltest doch links schlafen.

Die Beiden liegen genau anders herum, er rechts.

Er hebt mit einer sich in die Fakten ergebenden Geste ein wenig die Hände, lässt sie auf die Bettdecke zurückfallen.

Ja..

sagt er, leise, freundlich

Pause.

War Mama die erste Frau mit der Du zusammen warst?

Mühlhausen sieht weiter zur Decke, er liegt ganz flach auf dem Rücken, die Bettecke deckt seinen Brustkorb auf. Sein Körper wirkt ein wenig, wie aufgebahrt.

Er bewegt sich ein bißchen, wie man sich im Bett räkelt, wendet den Kopf noch etwas mehr in die Richtung seiner Tochter, sieht aber weiter zur Decke.

Pause.

Nein..

leise

Pause.

Warst Du der erste Mann für Mama?

Der Ton des Kindes wirkt ganz klein. Winzigkleine Wörtchen. Fast unwirklich.

Die Szene ist eine Szene „zwischen der Zeit“ „ohne Zeit“ in einem eigenen kleinen Raum.

Eine zart schillernde Seifenblase ernster Fragen und Antworten, die nur jetzt, im Kokon der Trauer, entstehen kann.

Nein, auch nich´…

Wie is´ das, wenn Du an eine von diesen Frauen denkst?

Das Kind ist ganz unter die Decke geschlüpft, nur der Kopf ist sichtbar. Die Gesichter der beiden sind kaum zu erkennen. Mageres Streiflicht von der Fensterseite her..

Hannah: …von früher mein ich..?

Pause.

Mühlhausens Stimme ist, als er antwortet, verschattet, überhaucht von einem Schleier der Melancholie, der schwerelos über seinen Worten liegt, sich seiner Stimme anschmiegt, wie ein Foulard aus Chiffon.

Du, das is so lange her…

Er scheint zu überlegen

…ich denk´ da gar nich´ mehr dran.


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