Filmszenen I “…Du bist ein ganz besonderer Mensch…“ Paula Teil 4 in: Auf ewig und einen Tag. Heino Ferch – Jan Ottmann. 2005-2006

Teaserleiste Auf ewig und einen Tag Paula und Jan

“…Du bist ein ganz besonderer Mensch, Paula..“ in: Auf ewig und einen Tag. Paula Teil 4. Porträt Jan Ottmann – Heino Ferch. Regie: Markus Imboden, Buch: Christian Jeltsch. d.i.e.-Film für arteZDF ORF 2005-2006

Bildquelle und Bildrechte bei d.i.e.-Film GmbH arteZDF

<-<- zurück zu Teil 3B weiter zu Teil 5->->

Hören statt LesenKino für die Ohren Audio.mp3

Juni 1989. (..und ff.)

Im Thai-Schnellrestaurant an der Ecke, dem Meeting-Place all over the years.

Paula ganz im China Look mit Chinesischem Blüschen und China-Make-Up. (Foto)

Sie erzählt Jan während der heiligsten aller Handlungen – der Nahrungsaufnahme – von ihren Männern. Sie isst. Sandwich mit Salat und Ketchup.

Paula:

(…)…, genau wie Ron und Bob. ….Und Zack. Die verstehn´ mich nich´.

Beisst herzhaft in ihr Sandwich.

Jan sieht ihr zu. Blaues Oberhemd, Hosenträger, offener Kragen. Jan hat Pause. Er scheint ruhig zuzuhören.

Seine Augen sind nicht ruhig. Sie sind knallvoll Wohlwollen und noch ein bisschen mehr – für die Frau, die ihm da gegenüber sitzt.

Viel zu machen ist da allerdings nicht. Jede Bewegung in ihre Richtung würde sie zurückscheuen lassen. Und weg wäre sie. Bleibt nur noch „der gute Freund“.

Paula:

Die kapier´n nich´ was mir wirklich wichtich is´. …so wie Du das verstehst.

Sie kaut, leckt sich gutgelaunt mit ihrer rosa Zungenspitze die Ketchupreste von den Rosenlippen.

mich verstehst.

Kaut.

Meine Bestimmung.

Ihre Riesenaugen – two chinese coins with dollops of caviar in the center- blitzen auf, dann verliert sich ihr Blick in Endloseinstellung. Sie scheint nachzudenken.

Paula kaut fertig, schluckt runter.

Wirklich zu blöd, dass ich dich nich´ lieben kann.

Wir dürfen Jans Reaktion sehen.
Er hat gerade nichtsahnend einen Schluck aus seiner Kaffeetasse genommen.

Jetzt reisst er sich gerade noch schnell genug zusammen, um sich nicht zu verschlucken oder die Nummer „guter Freund“ durch ein Entgleisen des Gesichtsausdrucks Richtung Megaenttäuschung als Farce erkennen zu lassen.

Er nickt ihr zu, bestätigt. Die brave Freundesantwort:

Hatten wir schon paar Mal, das Thema.

Seine Augen bleiben freundlich. Nur ein aufmerksamer Beobachter sieht die harte Frustration, die sich eine Hundertstelsekunde lang in den Mundwinkeln festfrisst.

Paula ist kein aufmerksamer Beobachter, sondern ein gutgelaunter Sandwich-Esser.

übrigens(Hör´zu Jan, ich muss Dir noch was erzählen…)…. Howard


(Jan! Zurück auf die Bühne! )

Jan: Howard?

Paula: Howard ist beim Theater…

Paula präsentiert ihren Howard wie ein Angler einen kapitalen Barsch.

und tagsüber kocht er.

Wieder beisst sie ab von ihrem Sandwich.
Wir sehen ihre grünmetallic lackierten Nägel und gleich darauf auch Howard. Howard kocht nämlich nicht irgendwo, sondern genau hier. Paula eilt liebeshungrig zu ihm und küsst ihn.

Jan soll ihn begutachten.

Jetzt langt´s. Jan dreht sich weg und schaufelt seine Portion Glasnudeln in sich hinein.

Schnitt

Es folgen im Lauf der Zeit: A-K und L-Z. Gonzales, z.B. Er macht Musik. Großartig.

(Markus Imboden hat seinen Film hier in Hitchock-Manier als Cameo-Charakter signiert. Der Freejazz-Trompeter „Gonzales“ in der vernebelten Kneipe ist Markus Imboden himself.)

Mensch, Paula, sagt Jan bei einer der tausend Eckrestaurant-Sitzungen.

Mach mal ne Pause.

Dann, intensiv, mit großem Ernst:

Du bist ein ganz besonderer Mensch.

Das bist Du auch ohne einen Mann an Deiner Seite.

Paula, nervös: (Sie möchte es Jan ja auch gerne recht machen, wie allen anderen. )

Ok.

Ok, Du hast recht.

Paula lächelt ihm zu.
Versucht dann, ernst und wichtig zu werden. Ist ja auch wichtig.

Ja.

Sucht noch einmal tief in sich nach.
Da tief drinnen, ganz unten, da muss er doch irgendwo liegen. Der ungeschliffene Brillant ihres wertvollen Ich. Jan hat ihn ja gerade gesehen.

Du hast recht. …Aber….

Zögern.

Ratlosigkeit.

..wie sag´ ich das Roderick?

(Guter alter Witzklassiker. Unverstaubt vorgetragen – immer wieder frisch.)

<-<- zurück zu Teil 3B weiter zu Teil 5->->

2005-2006 Heino Ferch (im Alter von 41, gespieltes Alter etwas über 30) – Jan Ottmann, Paula Schmitt – Martina Gedeck

Kommentar 1:

Da HF gerade (Okt. 2006) Danny Kaye erwähnte: – Roderick ist übrigens nach bester Robin Hood-Manier der böse König in „The Jester“ – Der Hofnarr„- dem Historienfilm-Parodie Klassiker-Evergreen und einem der beiden bekanntesten Filme von Danny Kaye (Der andere: White Christmas.) Roderick regiert unrechtmäßig, bis er abgesetzt wird und den echten und wahren König anerkennen muss. Auch dieser Roderick hier regiert unrechtmäßig (über Paulas Herz), bis später der echte und wahre Herzenskönig, nämlich Jan, der Löwenherzige, erkannt und an seinen ihm zustehenden Platz eingesetzt wird: dem Platz an Paulas Seite.

Der Hofnarr hatte zu seiner Zeit ungeheure Breitenwirkung.

Zufall? Vielleicht. Solche und ähnliche Verknüpfungen zu Figuren, Darstellern, Regisseuren oder Namen aus der Filmgeschichte kommen projektübergreifend immer wieder vor und verweben mit feinen Ariadnefäden HF-Projekte mit wichtigen Projekten oder wichtigen Personen der Filmgeschichte.

Beispiel: Widows. Mit Eva Mattes auf der Besetzungliste. Eva Mattes war Fassbinder-Darstellerin. Fassbinder ein ultrawichtiger Regisseur der Filmgeschichte. Oder: Le Lion. Mit Alain Delon auf der Besetzungsliste. Alain Delon war der Gatte von Romy Schneider.
Romy ist eine deutsche Filmschauspielerinnenlegende. Oder mit Götz George auf der Besetzungsliste. Götz George ist Sohn von Heinrich George, einem Zentralstück deutscher Filmgeschichte.

Kommentar 2:

der unverbrüchlich zugetane Freund, der nicht offen zeigt, dass er verliebt ist und der mit immer wieder neu sich stabilisierender Zuversicht wartet, bis er erkannt werden wird: s.a. Müller in Wer hat Angst vor RotGelbBlau?)

Kommentar 3:

„Two chinese coins..“ Zitat aus: „Dead men don´t wear plaid“ mit Steve Martin und Rachel Ward.

———-

Für unser Archiv, ein von journalistischer Seite endlich mal angenehm friedliches Interview: Interview vom 4.10.2005 Berliner Zeitung

9.10.2006

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.