Filmszenen I …Créme Zabaione!….in: Scheidung a la carte Teil 2. Heino Ferch – Jungkoch Walter. Regie: Konrad Sabrautzky 1991

Teaser Film Scheidung a la carte. Heino Ferch - Jungkoch Walter

Bildquelle und Bildrechte SWR Südwestfunk

…Créme Zabaione…in: Scheidung á la Carte. Teil 2. Heino Ferch – Jungkoch Walter. Buch: Dorothee Dhan , Regie: Konrad Sabrautzky 1991

Hören statt Lesen Audio.mp3-> zum Soforthören

<-<- zurück zu Teil 1

Seniorkoch Paul (Vadim Glowna), vor die vollendete Tatsache gestellt, dass seine Frau Kikki (Elisabeth Trissenaar) die Scheidung möchte, geht zum Gegenangriff über. Trennung der geistigen Lebensgemeinschaft trotz gemeinsamer Wohnung, bzw. gemeinsamem Haus. Er kauft sich ein Taschenbuch: Scheidung von A bis Z.

T wie Trennung gemeinsam genutzter G wie Gebrauchsgegenstände. Die W wie Waschmaschine für ihn, das A wie Auto für die Frau. Sie muss schließlich die gemeinsame Tochter ins Ballett fahren.

Walter, der Jungkoch der Werkskantine, hört sich neben der Akkord-Kocharbeit die Fährnisse von Pauls Ehekrise an. Während dieser Ehekrieg variantenreich tobt, siehts bei Walter, der noch solo ist, ganz anders aus….

Die Szene

In der Kantinenküche. Walter, der Jungkoch schlägt mit einem riesigen Hand-Schneebesen Eiweiß zu Schaum.

Paul, daneben, probiert aus einem Topf.

Paul:

Zuviel Paprika – zu wenig Fingerspitzengefühl!

Walter schlägt ungerührt weiter.

Walter:

Besser als blaue Socken mitkochen.

Paul lacht verlegen.

Ja… aber das wär´ wenigstens mal etwas anderes.

Neues Thema. Paul lugt in Walters Schüssel:

Sachma, was machst Du da eigentlich?

Walter wie aus der Pistole geschossen:

Creme Zabaione

Paul:

Wieso ? Statt Quark?

Walter nickt, ein sattes:

Jap!

Paul:

Für die Vorstandssitzung?

Walter:

Für die ganze Belegschaft.

Paul:

Mit frischen Eiern?

Walter:

Japp!

Paul:

Ohne unseren schönen (?)..

Walter:

Ja!

Paul:

das sag mal der Verwaltung.

Walter:

Ja!

..heute geht´s auf meine Kappe.

Walter schlägt hingebungsvoll und unermüdlich. Eiweiß für die ganze Belegschaft.

Paul hantiert um ihn herum:

Hast Du im Lotto gewonnen?

Walter, stellt endlich seinen Schaumberg beiseite:

Ne.

Gekündigt.

Paul:

Ach!

Walter übergießt etwas in einer Pfanne mit Weißwein.

Walter:

zum fünfzehnten November.

Paul schüttet einen Teller Suppe voll.

Walter:

Aber ich geh´schon Montag. Resturlaub, weißt Du?

Walter tippt seinen Zeigefinger bis zum Grundgelenk in die Soße und leckt ihn ab. Dreht sich ruckartig zu Paul:

Ich hab´da ´ne Frau kennengelernt.

Verheißungsvoller Blick:

Verdammt tüchtige Person.

Wir wollen uns ´ne Existenz aufbauen.

Walter schmeckt sein Gebräu, er schleckt weiter von seiner Soße.

Kleines, feines Restaurant, französische Küche,

Der Soßentopf kommt vom Feuer. Blick zu Paul:

…und heiraten wolln wir auch.

Paul verärgert:

Walter…!

Walter wirft einen erschrockenen Blick zu Paul, zuckt dann die Schultern.

Schnitt.

1990-91 Heino Ferch (im Alter von 27) – Jungkoch Walter, Vadim Glowna – Ehemann und Chefkoch Paul, Elisabeth Trissenaar – Monika „Kikki“, seine Frau, Karin Baal- Monikas Freundin, die Anwältin Beate.

„Willst du immer weiter schweifen? / Sieh das Gute liegt so nah! / Lerne nur das Glück ergreifen, / denn das Glück ist immer da.“ – Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), Universalgelehrter und Dichter

<-<- zurück zu Teil 1

Hören statt Lesen Audio.mp3-> zum Soforthören

Kommentar 1:

Interessant ist, dass man hier HF noch komplett im Schaupiel-Stil eines Bühnenschauspielers agieren sehen kann.

Kommentar 2: Das interessanteste an diesem Film scheint uns die Lichtführung. Man imitiert die Lichtgestaltung aus einem Film einer der Regiegrößen des Jungen Deutschen Films (Fassbinder, Wenders, Kluge, Schlöndorff, Herzog, Schröter (Palermo oder Wolfsburg, 1980)) Rainer Werner Faßbinders Film „Lola“ 1981 (mit Mario Adorf, Barbara Sukowa, Armin Mueller-Stahl, Rosel Zech, Udo Kier und: Karin Baal, die hier in Scheidung a la carte Kikkis Freundin, die Rechtsanwältin, spielt) . Fassbinder tauchte in Lola jede Szene in Buntlicht, oft in zwei unterschiedliche Buntlichtfarben von rechts und links.

 (zur Website des Fotos->)

Standfoto aus Lola (Bild: Barbara Sukowa als Lola) Regie: Rainer Werner Fassbinder

Lichtführung in Scheidung a la carte

Fotos aus Scheidung a la carte Bildquelle und Bildrechte SWR Südwestfunk

Beispiele Lichtführung in Scheidung a la carte

Fotos aus Scheidung a la carte Bildquelle und Bildrechte SWR Südwestfunk

Semi offtopic:

Rezept für Creme Zabaione oder mal was Spanisches: Creme Caramel. Rezept von Margit Proebst. Jedes andere ihrer Rezepte ebenfalls empfehlenswert. Margit Proebst , studierte Kunsthistorikerin und ehemalige Kommilitonin, ist zusammen mit Tanja Dusy und Cornelia Schinharl heute eine der drei Star-Kochbuchautorinnen des Graefe und Unzer Verlags. Viele ihrer Kochbücher sind Bestseller. Schauen Sie mal bei sich ins Regal. Wahrscheinlich besitzen auch sie ihr Erdbeeren oder ihr Italienische Blitzmenues -Buch.

– – –

In der Redaktion von filmszenen.info

Datum: 01. Julei 2008

Frau Wrobel:

Frau Ignaz, was ist eigentlich mit Ihnen los?

Frau Ignaz:

Los, wieso? Mit mir..?

Frau Wrobel:

Zuerst liefern sie mit sage und schreibe fünfzehn Stunden, fünneffzehehn Stunden (!!!) Verspätung und dann auch noch sowas.

Frau Ignaz:

was? Sowas?

Frau Wrobel:

Sie wissen ganz genau, was wir von Ihnen erwarten. Atmosphärische Schilderung, Exposition, Durchführung, Pointe…Schluss. Das da oben (deutet auf den Scheidung a la carte Eintrag) ist ein Torso. Ein Torso, jawoll, um nicht noch was ganz anderes zu sagen. Haben Sie mal auf die Besucherzahlen geguckt?

Frau Ignaz senkt den Kopf und guckt auf ihre großen Zehen.

Frau Wrobel:

Was ist- ich warte!

Frau Ignaz schiebt die Unterlippe vor.

Frau Wrobel:

..und ausserdem – wo waren Sie eigentlich heute Nacht? Haben Sie mal auf die Uhr gesehen? Es ist fast Null Uhr. Wo zum Teufel waren Sie den ganzen Abend?

Frau Ignaz: Wir schaffen es nicht ohne.

Frau Wrobel: Wie bitte?

Frau Ignaz: Wir schaffen das Projekt nicht ohne gute Wünsche.

Frau Wrobel: Dass es bei Ihnen ein bisschen piept wissen wir ja, aber…

Frau Ignaz fällt ihr ins Wort.

Wir brauchen den Segen einer Film-Ikone, einer lebenden Legende, eines guten Menschen. Against bad luck.

Frau Wrobel:.. und wie haben Sie sich das vorgestellt? Eine Kerze ans Grab von Billy Wilder oder eine Pilgerfahrt nach Hollywood??

Frau Ignaz: Ich war in Landsberg.

Frau Wrobel: Aha. Hollywood, Babelsberg und Landsberg am Lech. Toll.

Frau Ignaz: Ich hab´was mitgebracht.

Frau Ignaz kramt in ihrem Rucksack, fördert ein Taschenbuch hervor. Blättert zum Vorsatzblatt, schlägt auf. Stolz:

Da!

Autogramm Michael Ballhaus

Von einer lebenden Legende der Filmkunst. Persönlich. Für Andrea Ignaz. Das wird unser Good Luck Charm. Dann kann nix mehr voll daneben gehen. Gleich morgen lass´ich´s rahmen und häng´s in unsere Fachliteratur-Bibliothek.

Michael Ballhaus war nämlich PERSÖNLICH IN ECHT in Landsberg und hat sich dort eine Stunde lang mit dem Sohn des dortigen Kino-Stadttheater-Betreibers unterhalten.

Frau Wrobel:

Ach. Ok.

Gutgut.

Das ist ja… das..

…erfreulich, sehr erfreulich…

Und wie heißt der Kinobetreiber in Landsberg?

Frau Ignaz:

Tykwer.

Frau Wrobel:

..und sein Sohn?

Frau Ignaz:

Tom.

— –

29.6.2008

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.