Filmszenen I Kommentare zu: Hunt for Justice – Jagd nach Gerechtigkeit. (Heino Ferch als Thomas Keller) 2004-2005

Kommentare 1 zu: Hunt for Justice – Jagd nach Gerechtigkeit – Endspiel im Kosovo. (Heino Ferch als Thomas Keller) Regie: Charles Binamé, Deutschland/Canada 2004-2005

Hunt for Justice – Jagd nach Gerechtigkeit – Kommentare Teil 1

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Kommentar 1: Krieg und Menschlichkeit

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Mit der Verkörperung des stellvertretenden Anklägers des Menschenrechtstribunals der Vereinten Nationen

hat der Darsteller m.E. einen Höhepunkt in Bezug auf die Wichtigkeit seiner Figuren erreicht,

die eine Antikriegsbotschaft transportieren.

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Die Figur des Thomas Keller ist ein Fix- und Ankerpunkt auf einem langen zeitlichen Bogen mit Figuren,

die zuerst durch abschreckendes Beispiel

vor Fanatismus und Krieg warnen ( z.B. Raufeisen (Der Unhold), Klaus Barbie (Lucie Aubrac) Volker Bretz (Straight Shooter),

und später, in jüngster Zeit,

durch positives Beispiel vom Schutz der Menschlichkeit erzählen (z.B. Gens (Ghetto), General Philip Turner (Die Luftbrücke).

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Kommentar 2:

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Thomas Keller – Ein sprechender Name.

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Sprechende Namen kamen ja schon mehrfach vor. Zum Beispiel Dr. Maria Fender. Sie war der Fender zwischen den beiden hart aufeinanderprallenden Kräften von Arzt und Patient in „ Der Schutzengel“ und Christian Weller, der Anwalt mit den Christian Ethics.

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Jetzt also Thomas.

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Nur eine einzige Person nennt Keller beim Vornamen, es ist Louise Arbour, die Chefanklägerin gegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
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Louise nennt Kellers Vornamen das erste Mal in dem Moment, in dem Keller sich entschuldigt, weil er Louises Erfolg gesehen hat und sein Zweifel eines Besseren belehrt wurde. Er bedauert seinen bisherigen Unglauben am Erfolg ihrer Menschenrechtsarbeit, er bedauert, dass sein Glaube an die Sache nicht stark genug gewesen war:

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Thomas sagt sie zu ihm und es klingt wie ein Verzeihen.

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Dazu ein Blick ins NT, Evangelium des Johannes, Kap. 20, Verse 24-29:

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Der Ungläubige Thomas

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Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
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Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht [die Male der Nägel an seinen Händen] sehe [und wenn ich meinen Finger nicht die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege], glaube ich nicht.

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Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: [Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und] sei nicht ungläubig, sondern gläubig! [Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! ]
Jesus sagte zu ihm:
Weil du [mich ] gesehen hast, glaubst du.
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Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

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(Kleines marginales Bonbon: Zweieinhalb Jahre nach Aufnahme ihrer Tätigkeit hat sich Louises Team von vier Personen deutlich verstärkt. Wir sehen das Team in einer Szene vollzählig versammelt: es sind elf Personen, plus Thomas, ergibt zwölf. Zwölf war auch die Zahl des engsten Teams um eine historische Person, deren Botschaft Friede und Gerechtigkeit statt Rache war: Jesus: er versammelte zwölf Apostel um sich.)

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Regenschirmszene – Kommentar:

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Louise diktiert Keller die Anklageschriften, Keller tippt sie in den Computer. Noch in derselben Nacht bringt Louise die verdeckten Haftbefehle zum zuständigen Richter, damit die Kriegsverbrecher rechtens inhaftiert werden und die Prozesse gegen sie beginnen können.

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Thomas Keller begleitet sie. Wir sehen die beiden durch die regennasse Straße zum Haus des Richters eilen, Keller geht einen Schritt hinter der Chefanklägerin und hält einen Schirm über Louise und sich.

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Ja, zwar auch über sich selbst, aber die Geste teilt mit, er beschirmt vor allem Madame Arbour. An der Tür des Richters, er hält den Schirm noch immer über Louise, läutet er für Louise, die die  Anklageschriften in Händen hält.

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Ich habe mich lange gefragt, warum sich der Darsteller auf eine Szene einläßt, in der seine Figur, wie ein subalterner Diener, der Frau den Schirm hält.

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Nein, nein, im Film hat die Geste nicht den Charakter der Selbstverständlichkeit guter Manieren eines Gentleman. Sie fällt auf, da Keller anfangs so sehr an Louise und dem Gelingen des Tribunals gezweifelt hatte.

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Die Antwort ist ganz einfach, wenn man die Geste als Symbol sieht.

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Nicht ein Thomas Keller hält einer Madame Arbour den Schirm, sondern ein Vertreter der Instanz, die für die Vertretung der Menschenrechte auf diesem Globus steht,  hält der Chefanklägerin der Verbrechen gegen die Menschlichkeit, der Instanz, die sich für den Schutz von Menschen, von allen Menschen, einsetzt, den Schirm.
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Na und?

Und?

Na!

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Kommentare 2 zu: Hunt for Justice – Jagd nach Gerechtigkeit – Endspiel im Kosovo. (Heino Ferch als Thomas Keller) Regie: Charles Binamé, Deutschland/Canada 2004-2005

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Ein Schirm beschirmt. Beschirmen ist ein anderes Wort für beschützen.

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Kellers Geste ist, zart und halb versteckt in die Filmhandlung hineingehaucht, eine Schutzgeste.

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Er beschirmt, beschützt die Beschützerin der Menschenrechte.

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Er hat endlich verstanden, was er zu tun hat.

Madame Arbours Arbeit ist auf höchster Instanz Arbeit für die Bewahrung der Menschenrechte unter den Menschen.

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Madame Arbour hat auch den Status einer Mittlerin, einer Mittlerin und Fürsprecherin für die schutzbedürftigen Menschen bei den höchsten Instanzen, hier den Vereinten Nationen für die natürlichen Rechte der Menschen auf Leben, leiblicher Unversehrtheit und Menschenwürde. (Ja, wir nähern uns hier wieder Samuel von Pufendorf)

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Im Abendländischen Kulturkreis gibt es eine solche weibliche Schutz- Patronats- und Fürbitterfigur:

Deshalb erlaube ich mir hier einen symbolischen Brückenschlag zu dieser Figur der Volksfrömmigkeit, der

Schutzmantelmadonna (Abbildung)

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und dem Innsbrucker Schutzmantel-Lied von 1640, einem sehr bekannten Marienlied:

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Eine Zeile darin heisst: Maria breit` den Mantel aus, mach` Schirm und Schild für uns daraus; lass uns darunter sicher stehn, bis alle Stürm vorübergehn. Patronin voller Güte, uns alle Zeit behüte.

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und weiter:

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Dein Mantel ist sehr weit und breit, (..), er deckt die weite, weite Welt, ist aller Zuflucht und Gezelt. Patronin (..), uns allezeit behüte.

Maria, hilf (..) dein Hilf erzeig uns allezeit; komm uns zur Hilf in allem Streit, verjag die Feind all von uns weit. Patronin (..), uns allezeit behüte.

O Mutter der Barmherzigkeit, den Mantel über uns ausbreit; uns all darunter wohl bewahr zu jeder Zeit in aller G’fahr. Patronin (..), uns allezeit behüte. Innsbruck 1640.

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Tja. Schön. Nichwah?

Nee?

Langweilig?

Na, dann schaun´Se sich halt MATRIX Reloaded oder Das Kettensägenmassaker Part Two an, – good films, lot´s of action!

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