Filmszenen I „…ob sie mich heiraten möchte. “ in: Der Anwalt und sein Gast. Teil 5d. Christian Weller – Heino Ferch 2003


„…ob sie mich heiraten möchte. “ in: Der Anwalt und sein Gast. Teil 5d. Porträt Christian Weller ( Heino Ferch ). Regie: Thorsten C. Fischer. Buch: Jörg von Schleebrügge 2002 – 2003

Bildquelle und Bildrechte: ZDF/Hager Moss Film

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Juliette: Nein.


Juliette ist äußerst aufmerksam, signalisiert, weiter zuhören zu wollen. Er soll reden.


Er redet.


Sie schluckt Antidepressiva. Und sie glaubt, ich merk´ es nicht.


Er sieht dabei auf den Tisch.


Dann mit einem Klick, blickt er ihr in die Augen. Sein Gesicht ist völlig offen, völlig.


Die Karten liegen alle offen, das Blatt seines persönlichen Schicksals und das seiner Ehe ist hinab zur letzten Karte klar vor dieser jungen Frau aufgedeckt.


–Tja, das war´s. Kein Rollenspiel mehr. Keine Etiketten mehr, keine Eitelkeiten. In seinem Blick ist auch nicht der leiseste Hauch von Mitleidheischerei, er scheint keinen Kommentar zu erwarten. Er ist nur da. Er ist da. —


Sein wacher Blick ist da. Seine Situation ist da.


Und er appelliert nicht, er heischt nicht, er schämt sich nicht, er ist nur.

Schnitt auf Juliette.


Juliettes wacher Blick liegt ruhig in seinen Augen.


In diesem Moment ist ihr Alter nicht mehr nur etwa die Hälfte seines Alters. Er kein arriviert-wohlhabender Mann mehr, sie nicht mehr jung und mittellos, sie keine schöne Frau, er kein attraktiver Mann.


Das, was hier von Auge zu Auge geht, sind zwei ganz gleichwertige, gleichartige Ichs ohne Schutzschilde, ohne Rollen.


Da begegnet sich etwas, das tiefer liegt als die äußere Hülle der beiden. Und beide wissen das in diesem Moment. Aber sie wissen es nicht intellektuell, sondern ganz tief innen, wo es noch keine Worte oder keine Worte mehr gibt.

Da hat einer aufgeblättert und ein anderer zugehört.


Wir sind von Christians Blick getroffen, spüren einen rasch zunehmenden Druck in uns.


–so. Was jetzt?

Juliettes quellentiefer offener Blick bleibt ganz unverändert. Um ihre Mundwinkel beginnt ein schalkhaftes Lachen zu erwachen.


Dann sagt sie leise und staubtrocken:


Ich brauch ´Sonntags mein Stück gedeckten Apfelkuchen.


Zack!


Er ist zurück. Beide sind dem tiefen Brunnen, der Quelle, entstiegen, enthüpft. Er ist wieder da, muß lachen.


Ich bin auch ´ne Spießbürgerin.


Er holt Luft. Beugt sich vor, verschwörerisch, ganz verschwörerisch. Sie beugt sich auch vor, hoch erwartungsvoll.


Ich ertrag… (welcher Seelenstrip folgt jetzt?… )


Schnitt. Gegenschuß über Juliettes Schulter in seine Augen. Sein scharfer Blick trifft uns.


Huch, was jetzt?


Ich…. Ertrage Socken NUR zusammengerollt im Kleiderschrank.


Sie lacht ein unbeschwertes Jungmädchenlachen.


Pause.


Dann Juliette:


..schuldbewußt:


Ich bügle meine Unterwäsche.


Er prustet. Kleine, ganz inoffizielle kindlich lustige Blicke folgen, klicken hier- und dorthin, amüsiert.

Ende der Szene.

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2002-03 Heino Ferch – Christian Weller, Marie Zielcke – Juliette Roland Interview Filmmagazin „Schnitt“ mit Marie Zielcke über ihre Arbeit 2000

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