Filmszenen I Potpourri: Figuren – Szenen – Blicke. Teil 5 (alle Figuren – Heino Ferch )

Filmszenen I Potpourri: Figuren – Szenen – Blicke. Teil 5 (alle Figuren – Heino Ferch )

Björn Theódór (in: Möwengelächter, Island 2001)

Entweder – Freyja tritt auf Armeslänge an ihren Mann heran

verschwindet Deine Mutter aus diesem Haus – oder ich.

Gegenschuß auf Björn Theodor.

Sein Gesicht ist jetzt verschlossen, eine tiefe Zornfalte spaltet seine Stirn, die Pupillen, schwarz und drohend, fixieren das Gesicht seiner Frau, seine Lippen ein fahler Strich, das Oberlippen-Grübchen ein böser schwarzer Punkt.

Plötzlich schnellt sein Arm nach vorne.

Er hat seiner Frau eine Ohrfeige versetzt.



Dr. Michael Mühlhausen (in: Das Konto)

Close Up Michael.

Sein Blick ist sanft und offen, jede Verkrampfung der Mimik verschwunden, die Lippen sind ein ganz klein wenig geöffnet.
Die Anspannung der Brauen, Schläfen und Wangen weggewischt, vergessen.

Er scheint plötzlich zeitlos jung.

Seine dunklen Augen, sternenblank und glänzend, sehen.

Er ist jetzt ganz bei seiner Frau.


Anton Glauberg (in: Mord am Meer)

Seine Mine ist verdüstert, die Brauen permanent zusammengezogen. Die Augenlider sind abgesunken- so, wie sie absinken, wenn man sehr lange unter seelischem oder körperlichem Schmerz steht und schon lange keinen Tag, keine Minute, keine Sekunde mehr gelächelt oder wenigstens seine Züge entspannt hat.

Resigniert wirkende Schatten liegen auf den Wangenknochen; tiefe Schmerzfalte zwischen den Brauen, grau unter den Augen.

Er wirkt wie ein Mensch, der sich schon lange und langsam immer mehr verkrampft hat, zusammengezogen, gleichzeitig von einem Schmerz gequält, der im Feuer geglüht wurde und heute zu hartem Eisen erkaltet ist.

Sein Herz scheint eingepanzert, eingemauert
. Es ist für uns schwer, Glauberg zu ertragen.

Er lauscht ihren Worten, sieht weiter in den Schrank.

Sein Gesichtsausdruck ist trotz äußerer Unbewegtheit, ja fast Glätte, innerlich aufgewühlt. Wir sehen nur seinen Kopf vor dem weißen Hintergrund des Küchenschranks.

Zuerst sieht er suchend in den Schrank, als er ihre Worte hört, sinkt sein Blick ab, der Mund ist immer noch einen Spalt geöffnet.

Seine Hantierungen sind unauffällig, die seelische Haltung dabei ist zwar nach außen geschlossen, ja fast verschlossen. Gleichzeitig fühlen wir seine innere, geradezu atemlose Schockiertheit.

Unter den Augen auf den Wangen liegt ein Ausdruck, wie man ihn nach dem Weinen hat, wenn die Wangen noch verquollen sind. Er wirkt verweint.


Armand Augustin Louis, Marquis de Caulaincourt (in: Napoléon)

Caulaincourt zögert, zieht Luft ein, sein Blick flackert weg, geht zurück zur Gräfin, sucht.

Seine Majestät….

Caulaincourt hat jetzt die Grenze des Offiziellen in einen Tabubereich hinein zu überspringen.
Es fällt ihm schwer, sehr schwer. Er überwindet diese Hürde mit einem kaum merklichen Atemstoß.

Der Hauch eines Lächelns gleitet in seine Augen, fast hilflos wirkt sein leises Kopfschütteln, mit dem er alle Möglichkeiten, etwas extrem Intimes, Persönliches in offizieller Form sagen zu wollen, für sich selbst beiseite wischt, wischen muss.

Walewskas Spannung steigt. Sie hebt die Brauen, ihr Blick versucht drängend in seinen Augen zu lesen.

Noch einmal macht er einen Ansatz, sieht Walewska an.

Er……

Jetzt öffnet er sich, sein Blick geht gerade und klar zu Walewska, er spannt sich ein wenig.

Madame,

…seine Majestät….

….. liebt Sie.

Klaus Asmus (in: Wedding. 1989)

Sein Kopf hebt sich,  schrittweise, in drei Anläufen, als versuche er mehrmals, sich innerlich einen Anstoß zu geben, aus dem Stillstand in irgendeine Bewegung hineinzufinden.

Sein Mund steht ein wenig offen, als brauche er Atemluft.

Als er den Kopf endlich ganz angehoben hat, saugt er, wie erstaunt, Luft ein.

Seine großen schwarzen Augen wirken, als wären sie noch von eben vorher tränenverklebt.

Er entdeckt endlich die Leute in seiner Wohnung. Leise, ein klein wenig aggressiv-erstaunt fragt er

Was machen Sie hier?



Franz Wolbert (in: Das Wunder von Lengede)

Jetzt hat er uns erreicht, ist direkt vor uns, vielleicht vierzig Zentimeter entfernt. Seine Arme sind noch seitlich ausgebreitet von den letzten Schwimmzügen, sie schweben im Wasser, die entschlossenen Bewegungen verebben.

Das Gesicht, – gerade noch immens angestrengt, – entspannt sich, die Wangen werden glatt, die Lippen liegen auf einmal ganz locker aufeinander, seine schwarzen Augen sind  groß, erstaunt. Er legt, fast kindlich überrascht, den Kopf ein wenig zur Seite.

Was er wohl zu sehen glaubt?

Wir blicken einen Moment lang mit ihm zusammen ins Licht. Licht, das jetzt alles, jeden Winkel unter Wasser, vollständig auszufüllen scheint.

Franz` Blick trifft uns aus nächster Nähe frontal…

Der Blick hat jetzt etwas namenlos und kindlich Erstauntes, Fragendes.

Dieses überraschte Fragen, direkt in unsere Augen, ist das letzte, was wir von ihm sehen. Dann ist alles nur noch überfüllt von bläulichweiss gleissender Helle.


Marc Hoffmann (in: Hölle im Kopf)

Es sind die kleinen zeitlosen Gesten der vertrauten erotischen Zuneigung, wenn Marc ihr einen Kuss aufdrückt, irgendwohin, ungezielt, vielleicht trifft er die Wange, vielleicht die Stirn, seine Lippen offen, empfangend, er mag die ganze Frau, überall. Marcs Blick auf seine Frau wacht dabei auf, transportiert wache Freude am anderen, Erinnerung an Lust.

Es ist wie ein Einatmen, ein Einlassen,
eine zarte Ungezieltheit,
ein Verströmen, Laufenlassen,
das sich fast horchend öffnet.
Es ist: das zarte Timbre der Vertrautheit.

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