Filmszenen I „…Gleich kommt ´n Kunde…“ Teil 4. Heino Ferch als Loader Weber in: Buddies – Leben auf der Überholspur. 1995-1996

Bildquelle und alle Bildrechte bei Hofmann & Voges Filmproduktionsgesellschaft für SAT.1


„…Gleich kommt ´n Kunde, der kriegt hier Wallstreet pur.“ Teil 4. Heino Ferch als Loader Weber in: Buddies – Leben auf der Überholspur. Regie: Roland Suso Richter, Buch: Holger Karsten Schmidt und Philip Voges, 1995-1996

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„…Gleich kommt ´n Kunde, der kriegt hier Wallstreet pur…„

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Henrik sonnt sich im Glanze seiner neu eroberten Position.

Wir sehen ihn auf Webers Chefsessel, das heißt, wir sehen nur seinen Arm mit dem Telefon in der Hand.

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Er hat sich samt Dreh-Sessel zum Fenster gewandt. Wir genießen zusammen mit ihm die Luxus-First-Class Aussicht auf das Wasser und die historische Speicherstadt des Freihafens.

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Fensterloses Broschen-Loch ade!

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Henrik hat den Rimko-Slang jetzt voll drauf:

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Ach, vielleicht! Vielleicht ist die Erde ja auch ´ne Scheibe, was weiß denn Ihr Banker schon!

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Stellt er Ihnen so viel Gewinn in Aussicht wie wir? Nein, tut er nicht! Der braucht Hinweisschilder, um sich in seiner eigenen Wohnung zurechtzufinden, der kann das Wort Börse nicht mal buchstabieren!

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Er dreht sich mit dem Sessel herum zu seinem Schreibtisch, zu uns.

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Sie lassen sich die ganze Sache durch den Kopf gehen und rufen mich in einer Stunde zurück.

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O.k.!

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Schmidt hat den Raum betreten. Er ist in äußerst seriöser Aufmachung, geleckte Frisur, weißes Hemd, eng gebundene Krawatte, dunkelblauer IBM-Nadelstreif, Schnurrbart frisch gestutzt.

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Henrik: Anzug?

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Schmidt.

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Ja, genau –  den stülpst Du Dir jetzt auch über. Gleich kommt ´n Kunde, der kriegt hier Wallstreet pur.

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Schnitt.

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Schmidt und Henrik in einer Seitenkammer, ein Lamellenrollo fährt hoch.

Dahinter eine Kleiderstange, brechend voller Herrenanzüge und weißer Hemden.  Schmidt greift einen heraus, hält ihn vor Henrik, drückt ihn ihm in die Hand.

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So – der passt bestimmt.

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Hinter Schmidt tritt Weber heran, nimmt mit einem zielgenauen Griff,- er hat das wohl schon tausend Mal gemacht – „seinen“ Anzug von der Stange.

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Henrik und Weber verlassen das Gelaß, kommen auf uns zu, ihre Schultern berühren uns fast. Dann sind sie draussen.

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Schnitt.

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Kamerafahrt durch das Großraumbüro.

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Geschäftiges Hin und Her, Leute laufen im Hintergrund durch´s Bild. Der Blick durch die monumentalen Glasfenster geht hinaus auf den Containerhafen, das Hafenbecken und Dutzende hoch aufgesteilter Löschkräne, die wie Dinosaurier-Gerippe in den grauen Hamburger Himmel ragen.

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Die Mannschaft zieht sich um – ein Kunde, der vor seiner Geldanlage die Räumlichkeiten der Firma persönlich in Augenschein nehmen will, wird in wenigen Minuten eintreffen. Er wird ein hochaktives WTG-Brokerbüro mit seriös fleißigen Mitarbeitern vorgeführt bekommen.

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Henrik kann sich keine Krawatte binden, eine der hübschen s xy  Empfangsdamen hilft ihm und bindet den Schlips. Henrik lacht jungenhaft unbeholfen.

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Zwischenschnitte auf Weber.

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Weber hat sich seines Karojackets und des blauen Polohemds entledigt.

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Er trägt jetzt dunkle Hose – wieder mit roten Broker – Hosenträgern – und ein blassblau gestreiftes Van Laack Hemd.

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Das Hemd ist frisch gebügelt und gestärkt. Es gibt ihm eine tadellos reingewaschene Aura von fleckenloser Perfektion und Glätte. Seine Haare sind nass gegeelt. Er wirkt tiefengereinigt, er glänzt wie eine Limou direkt aus der Waschanlage nach Extrashampooning und Lack-Sonderpflege.

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Winner! Winner! sagt sein Äußeres.

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(Hm? Ob der Duft eines Aftershaves zu uns dringt? Neiiin, natürlich nicht!! Nicht im Büro!! Keine eigenen Revieransprüche durch Duftmarken in Gegenwart des Königs Kunde!!)

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Er hat bereits den Hemdkragen hochgeschlagen, mit einer schnellen Geste zieht er den Krawattenknoten zuerst halsfern fester.

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Die Geste wirkt, als zücke er eine Waffe.

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Er lässt die Krawatte durch den halben Windsor gleiten, bis sie ihm eng um den Hals liegt.

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Dann hebt er die Arme, legt den Kragen im Nacken um.

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Seine gestreckten Zeigefinger
streichen von der Nackenmitte hinten

symmetrisch auseinander,

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gleiten am Kragenrund entlang,

nach vorne.

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Die Fingerspitzen

zeichnen eine imaginäre Linie
um seinen Nacken- und Halsansatz.

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Dabei dreht er seinen Körper
unter der Streifbewegung der Finger hindurch

präzise wie auf Gleitlagern
einhundertachtzig Grad um die eigene Achse,
— von uns weg.

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Für einen Augenblick drücken Schulter- und Rückenmuskulatur
durch die gestärkte Steifheit des Oberhemdes,
modellieren einen Lidschlag lang
die Ahnung geschmeidiger Schnellkraft.

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Ein wirklich cooler Hecht.

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So cool – wahrscheinlich gefriert sogar sein Pi pi noch beim P i..ke.ln zu einem glitzernden Bogen aus limettengelbem Wassereis.

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Minuten später ist das Büro eine Aussenstelle weltweiten Börsenhandels.

Wandtafeln mit Börsenkursen, Weltzeituhren, Leuchtdioden-Börsenticker, PC´s , Headset-Telefone, die Jungs frisch rasiert.

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´Ne schnelle Linie Kokain für alle. Als der Kunde kommt, herrscht Aktivität an allen Telefonen, die Manager brabbeln beim Gehen in ihre Kopfhörer. Herr Sörensen, der Kunde, hat den besten Eindruck und läßt gleich einen Koffer mit ein paar Milliönchen da.

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Die sieht er nie wieder. – so sicher, wie das Wasser nass ist.

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1995-1996 Heino Ferch (im Alter von ca. 32) – Opener/Loader Weber, Jürgen Vogel – Henrik Wedekind , Wolf-Dietrich Sprenger – Schmidt.

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