Filmszenen I …Mein Name ist Schliemann. Teil 1A in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. Heino Ferch – Heinrich Schliemann. Regie: Dror Zahavi. 2005-2007

Teaser Film Der Geheimnisvolle Schatz von Troja

Bildquelle und alle Bildrechte bei Stephan Rabold für teamworxx und ProSiebenSAT.1

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…Mein Name ist Schliemann. Heinrich.. Schliemann.
in: Der geheimnisvolle Schatz von Troja.


Heino Ferch – Heinrich Schliemann.
Buch: Don Bohlinger, hf. Dialogregie: Martin Rauhaus,
hf., Director of Photography: Gero Steffen , Regie: Dror Zahavi. Produzentin: Ariane Krampe. 2006-2007

3,5 Min Filmhandlung Summary „der Film im Schnelldurchlauf“ auf youtube.de->

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Frau Neumann Teil 1A

Vor der Szene.

Ein kleiner Junge rennt durch einen lichtdurchfluteten grünen Laubwald. Er hat sich mit einem Holzschild und einem Holzschwert bewaffnet.

Wir folgen seiner Phantasie.

Der Junge sieht sich selbst als erwachsenen Mann, als griechischen Krieger. Behelmt und bewaffnet durchreitet er den Wald, sprengt auf eine grüne Lichtung hinaus.

Norddeutschland. Wir wissen: Ankershagen, der Geburtsort von Heinrich Schliemann, dem Jungen, dessen Phantasie sich eben noch als griechischen Helden kämpfen sah.

Dort muss er sein, fabuliert der Junge, der Ort, an dem die schöne Helena gefangen gehalten wird…Doch der heldenhafte Achilles wird sie den Trojanern entreißen.

Der Knabe misst seine Kraft im Spiel mit einem zweiten Jungen, wieder folgen wir seiner Phantasie: Zwei große griechische Krieger mit goldenen Helmen und purpurner Helmzier kreuzen die Schwertklingen im Zweikampf.

Blick zum Himmel. Über grünen Laubbaumkronen zieht ein großer Raubvogel seine Kreise.

Close up das Gesicht des Knaben.

Die Kamera nähert sich den Pupillen seiner Augen, in ihnen lodert die Spiegelung von Flammen auf.

Überblendung in die brennende Stadt Troja.

Achilles hat es geschafft..
hören wir den Jungen
…. Und seine Männer eilen durch die brennenden Straßen Trojas…

..und Pfeile vom Himmel regnen auf sie herab.

Wir sind mitten in der brennenden Stadt, sehen die Panik ihrer Bewohner, hier versuchen Menschen zu fliehen, hier sammeln Hände Schmuckstücke und verstecken sie in einer Truhe.

Flammen lodern, dazwischen Reiter, Fliehende, Frauen weinen. Es wird kein Entrinnen geben.

Odysseus und seine Krieger sind dem Trojanischen Pferd entstiegen und haben die Stadt in Flammen gelegt.

Schnitt.

Die Szene. Frau Neumann.

Berlin 1868.

Eine Hand. Sie hält eine Lupe. Der Besitzer betrachtet sehr genau die Details der Linienführung einer hellenistischen Porträtbüste. Wir treten neben die Büste und können so dem Mann ins Gesicht sehen.

Er ist circa Mitte Vierzig, ovale Drahtgestellbrille, kurzes, der Wuchsrichtung nach gekämmtes blondes Haar, flache Koteletten fast bis zu den Ohrläppchen herab, Vatermörder-Kragen, dunkles Seiden-Plastron , dunkler Gehrock.

Der Mann wirkt, als hätte er eine harte Schale um sich, hart, wie die Schale einer Pekanuss. Angespannte Oberlippe und Wangen, über den Mundwinkeln ein fast unangenehmer verhärtet-säuerlicher Zug.

Der auf den ersten Blick nicht sehr anziehende Mann versucht sich an einer Datierung der Statue.

Jetzt hören wir das Ergebnis seiner Taxierung. In bestimmtem, sehr bestimmten, ja fast rechthaberischen Ton:

Siebtes Jahrhundert vor Christus.

Bevor Argos von den Dorern eingenommen wurde, würde ich sagen.

Er teilt seine Meinung einer Frau, – einer Dame – mit, die während seiner Betrachtung näher getreten ist. Sie scheint offensichtlich fasziniert von der Exaktheit der Datierung. Der Mann wendet sich zu ihr um. Ein wenig überheblich:

Ich habe schon bessere gesehen.

Er tritt vom Figurenpodest herab, wir sehen den ganzen Raum. Ein klassizistischer Saal, Gebälkdecke von ionischen Säulen getragen. Überall griechische Marmorstatuen, offenbar Originale.

..aber Sie haben hier die Anfänge einer recht beachtlichen Ausstellung.

Wir sehen jetzt auch, dass der Mann Stock und Zylinder in der Rechten hält. Er ist wohl gerade erst herein gekommen.

…und wer sind Sie, falls ich fragen darf.. möchte die Dame, die wohl hier Hausrecht hat, nun doch gerne wissen.

Selbstbewußt und selbstverständlich sagt er mit einer knappen Verbeugung.

Mein Name ist Schliemann.. Heinrich .. Schliemann.

Er löst ein erkennendes Lächeln bei der Dame aus.

Heinrich Schliemann im Gespräch mit Michaela Neumann (Heino Ferch - Claudia Michelsen)

Ach!! Ihr Blick flirtet.

Sie kokettiert: Dann wundert mich allerdings nichts mehr.

Schliemann versteht ihre Antwort als Kompliment.

Ah – Sie kennen meine Arbeit.

Sie, fleißig:

Ich habe Ihr Buch gelesen.

Schliemann scheint geschmeichelt, auch ein wenig schüchtern, aber zuversichtlich:

Tja, da gehören Sie – bisher noch – zu einem… recht kleinen Kreis.

Die Dame: …was Sie nicht daran hindert, ziemlich radikale Ansichten zu vertreten, Herr Schliemann.

Schliemann geht auf diese Aufforderung zur Selbstverteidigung aus Höflichkeit nicht ein. Er senkt den Blick, steckt seine Lupe in die äußere Brusttasche seines Gehrockes und sucht dabei einen Themawechsel:

Werden Sie den Vortrag von … Professor Virchow besuchen?

Seiner Frage unterliegt eine deutlich wahrnehmbare Aufregung, die auf ein Ja hofft.

Die Dame:

Vortrag? Nach allem, was ich höre, verspricht es eher, eine Hinrichtung zu werden.

Daher also Schliemanss Erregung, der Vortrag ist ein heißes Eisen.

Schliemann lächelt ihr zu, fast ein wenig schelmisch.

Erstaunt bemerken wir, dass unser anfänglicher Eindruck von harter Kühle, die uns eher ein „Nein“ denken ließ, plötzlich umschlägt in Sympathie für den Mann. Da leuchten für Augenblicke Qualitäten auf, die wir ihm anfangs nicht zugeordnet hätten.

Der Nachklang seines Lächelns hat einen Hauch von Siegesgewissheit.

Schnitt.

Großer Hörsaal der Universität. Die Professoren- und Gelehrtenschaft ist versammelt.

Schliemann im Großen Hörsaal der Universität Berlin

C Stephan Rabold

Es folgt eine erregte Diskussion der Lager Schliemann-Virchow pro Hissarlik als historisch existentem und als geografisch korrektem Suchort nach Troja und Lager Neumann contra Hissarlik und Schliemanns Thesen.

Oskar Neumann (Justus von Dohnany)

C Stephan Rabold

Kein Ergebnis. Verhärtete Fronten.


2006-2007 Heino Ferch (im Alter von 43) – Heinrich Schliemann, Claudia Michelsen Michaela Neumann, Justus von Dohnanyi – Oskar Neumann

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Die Spanische Variante des  DVD-Covers:

DVD Cover: Der geheimnisvolle Schatz von Troja

Kommentar 1:

Es gibt eine erhebliche Anzahl struktureller Verbindungen zu dem Abenteuerfilm:

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in der Art, wie inszeniert wurde, das schrittweise Erzählen in klaren Bildern, (deren Ästhetik u.a. aus der Orientalismus-Malerei des 17. Jh Niederlande z.B. entnommen ist), natürlich die Ähnlichkeit vieler Motive (Ausgrabungslager, Zelt, Sitzungen von Entscheidungträgern in prachtvoller Umgebung (auch ähnlich: Die Luftbrücke.
Wechsel zwischen Handlungs- und Verhandlungs/Sitzungsszenen) die grundsätzliche Aufgabe des Helden, in beiden Fällen ein Archäologe, jagt hinter einer einzigen bestimmten Sache her. Und: auch identische Schauspieler sind in beiden Projekten zu finden: Matthias Koeberlin zum Beispiel und Peter Gavajda (der auch in Und Jimmy ging zum Regenbogen wieder dabei ist.

Die Art der Inszenierung beider Filme, Der geheimnisvolle Schatz und Die Luftbrücke haben im Erzählstil viel Gemeinsames, ja der Stil kann als identisch bezeichnet werden, darüber hinaus sind in beide letztgenannte Filme sehr viele Szenenstrukturen aus früheren Projekten unseres Protagonisten eingebaut, was, all in all, keinen anderen Schluss zuläßt, dass Letztgenannter von der Idee über die Stoffentwicklung, Inszenierung bis hinunter in die Sprache, die ganz deutlich sich auf dem semantischen Feld der Sprache unseres Rollenträgers bewegt, vom ersten Strich bis zur Schlussklappe originär von HF stammt, bzw. unter seiner Regie entstand.
Ein Film allein – das kann noch Zufall sein – aber diese beiden Projekte sind aus dem Blickwinkel des Inszenierungsstils so ähnlich, dass eine einzige „Hand“ erkannt werden kann.
Für die Bewerbung des Schliemann-Films wurde ein Bildmotiv gewählt (Schliemann steht in einer Art Höhle, von oben ergießt sich wie aus einem Himmelsloch eine Strahlenaureole über die Stelle, das in Das Jesus-Video gleich in der ersten Szene ähnlich vorkommt. Der Held fällt in eine Höhle. Er liegt unten und von oben ergießt sich aus dem Loch eine Strahlenaureole über ihn. Die Ähnlichkeit ist stupend.)

Darüber hinaus läßt sich eine Anlehnung an den Erzählstil des o.g. Projektes Das Jesus-Video

erkennen, eine sorgfältig die Ereignisse chronologisch abarbeitende meist single Thread  Erzählung ohne den beliebten „Andeutungs“-Stil, der dem Zuschauer die Aufgabe gibt, aus vielen  Mosaiksteinchen verschiedenster Andeutungen selbst ein Bild korrekt zusammenzusetzen.

21.5.2007

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