Filmszenen I Potpourri: Szenen – Figuren – Blicke Teil 7 (alle Figuren: Heino Ferch)

Filmszenen I Potpourri: Szenen – Figuren – Blicke Teil 7 (alle Figuren: Heino Ferch)

Opener Weber (in: Buddies-Leben auf der Überholspur)

Weber Close up.

Die kleine Zornfalte zwischen seinen Brauen züngelt hoch im Seitenlicht, wie eine kleine schwarze Flamme.

Er zeigt uns nicht den geringsten Hauch einer körpersprachlichen Antwort, die ihn als Rudelmitglied des einen oder andern Alphatieres kennzeichnen würde.

Er steht ganz für sich, er betrachtet seinen Chef vor sich kühl, wie man einen fremden Gegenstand durch eine Schaufensterscheibe betrachtet.

Seine Pupillen wandern nicht, sie rucken keinen Millimeter, trotzdem ist er nicht erstarrt, er forscht hochwach in Henriks Augen, ob er wirklich ein Winner ist.

(..)

Am Ende der langen Blick-Prüfung tut Weber nur eines.

Er schaltet seinen inneren Lügendetektor ab, er sieht kurz zur Seite, nach unten.

Nur die Pupillen und Augenlider sprechen.

Sein Blick schleift zurück in Henriks Augen.

Dabei senkt er seine Augenlider ein wenig, so daß er unter ihnen hervorlugt.

Eine ultrakleine Geste, die einen Mega- Wortschwall ersetzt. Sie sagt:

Ich bin bei Dir. Du cooler Hund.

———

Der jüdische Polizeikommandant Jakob Gens (in: Ghetto)

Gens hat während der Anklagerede weggesehen. Während Kittel spricht, fasst er sich immer mehr. Die Angst verläßt seine Züge.

Sein Gesicht nimmt einen konzentrierten Ausdruck an, hart, bewusst, wach. Er weiß, die Anklage reicht für eine sofortige Exekution.

Jetzt sieht er Kittel in die Augen. Leiser Hass härtet seinen Blick. Nach einer Sekunde:

Exactly.

Kittel hat die Antwort nicht erwartet. Überrascht:

Exactly?!

Is that all you´ve got to say?


Gens: Yes.

Wir sind so dicht vor ihm, dass unser Atemhauch ihn streifen würde. Er dreht den Kopf weg, senkt den Blick.

Die Oberlippe spannt sich. Das Gesicht hat diesen Ausdruck angenommen, der uns zeigt, dass da ein Mensch alle Waffen gestreckt hat, sich in die Situation ergeben hat.

Es ist eine gefasste Traurigkeit, die nur noch eines erwartet:

das Ende.

– – – –

Jan Ottmann (in: Auf ewig und einen Tag.)

Jans Blick.
Freude und Einladung, nach Hause zu kommen,
gibt uns das Gefühl, vor Wohligkeit laut schnurren zu müssen,
wie glückliche Angorakatzen. Jans Blick, ein Blick von der Köstlichkeit guter …Vollmilchschokolade !!- Stracciatella Mascarpone!! .
(Heyheyhey – wer lacht!!?)

Goodness, da steht das Große Los der Liebeslotterie, sieht aus wie Jan Ottmann und Paula hat´s gezogen.

Paula:

Bei..

Bei mein´ Affären.

Jans Blick: ein Fragezeichen gusto gelato bacio mit heißen Cranberries…

Paula:

..einigen, also…

..n-paar jedenfalls waren dabei, also…

Jan sucht ihr zu folgen. Er wirkt dabei ein bisschen wie mit bunten glitzernden Sternen angefüllt.

Ab zu entweicht ein Stern seiner Pupille,
löst sich aus seinem Mundwinkel,
entgaukelt seiner Ohrmuschel,
flirrt von seiner Wange
und schwebt zu Paula hin.

..in Liebesdingen, also den von, von..

Jan ergänzt:

Der großen Liebe..

—- – –

Volker Bretz, der Straight Shooter (in: Straight Shooter)

Wir hören den pfeifend dumpfen Knall, den der Schalldämpfer beim Abdruck erzeugt,
sehen, wie Paufler von der Wucht des Projektils rückwärts gegen die Bücherwand geschleudert wird und zusammensackt.

Während er fällt, verfolgt Shooter sein Ziel ruhig wie ein Sportschütze und gibt regelmäßige gezielt verfolgende Schüsse auf sein Opfer ab, als stünde er in einem Trainingsschießstand.

Schnitt. Innen.

Wir stehen vor Bretz. Er nimmt nach dem letzten Schuß ruhig die Waffe aus dem Anschlag nach unten.

Halbtotale.

Sein Gesicht zeigt jetzt eine Veränderung, die wir fast übersehen hätten.

Aber: Sein Gesicht wirkt entladen –

alt,
leer, ausgelöscht, einsam.

Wie Asche.

Das leise Glühen seines Hasses ist verschwunden.

– – –

Hans Kuhlke (in: Die Mauer – Berlin ´61)

Schnitt auf Hans.

Er hört den aufmunternden Ton nicht. Er will ihn nicht hören.

Wir fühlen, dass mit Hans eine Veränderung geschieht. Er wirkt ablehnend, verschlossen, bleiern. Sein Blick, seine Augen zeigen etwas, was uns beunruhigt. Da ist kein Wille mehr, kein Blick, der eine Zukunft sähe.

Uns weht etwas an, das sich anfühlt, wie die resignierte Traurigkeit eines im Zwinger vergessenen Tieres.

Erwin: Oder?

Als Hans den Kopf hebt, die Lippen zusammenpresst, wissen wir, dass seine Antwort, würde er etwas sagen, ablehnend wäre.

Es scheint, als würde etwas in ihm abgleiten, abrutschen, in die Tiefe fallen, wie ein Stück Erde, ein Stein, der über eine Kante ins Bodenlose fällt.

– – –

Skinhead Wolf Kleinhaupt (in: Samstags, wenn Krieg ist. 1994)

Wolf sieht Renate fröhlich und ausgelassen tanzen. Er saugt mit einer geradezu aggressiven Gewalt an seiner Zigarette. Er entsaugt ihr den Rauch so gierig, wie er vorher das Bier aus Krügen und Dosen in sich hineingezwungen hineingewürgt, hatte. Als enthalte der Stoff eine Lösung, eine Erlösung.

Close up.

Glattes böse verhärtetes Gesicht. Er sieht Renate. Wie sie und ein Partygast sich küssen.

Schwarze geschockte, traurige Kinderaugen in einem böse ekelhassenden Jungmännergesicht.

Wut, eine blitzartig speiende Bewegung. Spuckt die Zigarette weg, speit sie aus mit einer Geste der Verachtung.

Close Up. Wolfs Augen durch das Gebüsch hindurch.

Er haßt das alles, schmollender Hass des Nicht-Landen-Könnens. Brütet, brütet Rache.

– – –

Ferdinand Korten (jung) in: Der Tod kam als Freund 1990

Die beiden Gestapobeamten treten vor wie auf Stichwort und setzen sich Direktor Tyberg an die Seiten.

Tyberg, die Soldaten, die Gestapoleute verlassen den Raum.

Selb bleibt noch stehen, blickt Korten an.

Korten wendet sich Selb zu, erwidert den Blick.

Wir versuchen vergeblich, eine Regung in Kortens Gesicht zu finden:
Angst, schlechtes Gewissen, Triumph, Frage….

Keine Emotion gewinnt Oberhand.

Unsicherheit vielleicht. Verständnislosigkeit.

Selb hält Kortens Blick einen Moment, dann setzt er sich seinen Borsalino wieder auf und dreht sich zum Gehen.

Das Ende einer Vertrauensbasis.

Das Ende einer Freundschaft.

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