Filmszenen I ….wieviel? …alles! In: Krupp – eine Deutsche Familie Teil 3. Heino Ferch – Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Buch: Christian Schnalke, Regie: Carlo Rola, 2008-2009


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….wieviel? …alles! In: Krupp – eine Deutsche Familie Teil 3. Heino Ferch – Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Buch: Christian Schnalke, Regie: Carlo Rola, 2008-2009

Vor der Szene

Man ist auf Schloß Blühnbach in der Sommerfrische.

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Bertha Krupp ist hochschwanger angereist, auf dem Schloß mit einer kleinen Tochter niedergekommen, Waltraud, das siebte Kind, und liegt jetzt im Wochenbett.

Vater Gustav und Sohn Alfried sehen wir – wohl auf einem Ausflug – in Salzburg in einem Biergarten, Gustav bespricht mit zwei Führungskräften der Firma die Zukunft von Friedrich Krupp Essen, nun, 1920, nach dem ersten Weltkrieg. Die Direktoren müssen Gustav mit dem Fakt konfrontieren, da  ss Massenentlassungen nicht zu verhindern sind. Die Zahlen sind katastrophal. Es geht um Einhunderttausend Mitarbeiter. Unfassbar.

Schnitt.

Die Szene.

Die Hände von Gustav Krupp nah. Sie schließen den Deckel seiner goldenen Taschenuhr, schieben sie in die Westentasche seines hellen ländlichen Anzugs.

Bertha im Wochenbett:

Wieviel?

Wir sehen den Raum, er ist vollständig holzgetäfelt, Berthas hohes Wochenbett ist reich verziert im retrospektiven Gründerzeitstil; durch die Fenster mit gemusterten Bleiverglasungen fällt angenehm freundliches Tageslicht und lässt die Dinge im Raum in den sanften Farben eines Gemäldes von Malerfürst Franz von Lenbach aufleuchten.

Gustav bedeutet dem Zimmermädchen, den Raum zu verlassen. Ein kurzer Blick, einer konventionelle Entlassungsgeste, das Mädchen knickst und geht.

Was nun zu besprechen ist, sollte nicht vor der Dienerschaft gesagt werden.

Gustav, er steht am Fußende von Berthas Bett:

Alles.

Es ist nur für eine begrenzte Zeit. Wir verhandeln mit den Russen über einen riesigen Auftrag.

Bertha, sie sitzt im Bett, hoch geschlossen in  Wolken weisser Baumwollspitze gehüllt, ihr braunes Haar ist offen. Bertha:

Mit Lenin.

Mit diesem Verbrecher.

Gustav´s Blick will abwiegeln, er sagt jedoch nichts.

Bertha:

Er hat den russischen Industriellen alles gestohlen.

Bertha fühlt sich noch nicht wieder ganz wohlauf. Sie scheint noch schwach, spricht schleppend:

Wir fliehen aus Essen vor den kommunistischen Umstürzlern und Du verhandelst mit Lenin…

Gustav:

Er wird Eisenbahnstrecken bauen. Tausende Kilometer.

Babygequake im Hintergrund. Gustav und Bertha sind nicht allein. Neben dem Bett steht die Wiege mit der Kleinen

Gustav.

… mit unseren Schienen, mit unseren Bahnen.

Schnitt.

Bertha sieht in die Wiege. Das Baby nah.

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Bertha schaukelt die Wiege ein wenig.

Gustav:

…und er wird in Gold bezahlen. Nicht mit Wechseln, nicht mit Geld, sondern mit Gold.

Bertha:

…das er den Adligen gestohlen hat und dem Zaren.

Gustav fällt ihr ins Wort. Korrigierend:

Bertha!

Bertha schweigt. Ihrem Gesichtsausdruck ist anzusehen, dass sie nicht schweigen will. Ihre Rolle als Frau und Mutter erwartet jedoch genau diese Reaktion. Letztendlich zählt der Wille ihres Gatten.

Gustav, er beugt sich vor, beschwörend:

Krupp ist am Ende.

Gustav setzt sich auf einen Hochlehner neben Bertha´s Bett.

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Gustav:

Willst Du, dass wir unsere Kruppianer auf die Straße setzen? ..alle?

Gustav wartet. Bertha ist gar nicht erfreut. Schweigen. Dann, endlich sagt sie:

…also….?

Gustav:

Ich verspreche Dir, ich werde Krupp retten. Aber bis das Geschäft mit den Russen steht, muss ich Zeit gewinnen. Dazu brauch´ich Dein Vermögen.

Bertha dreht sich wieder zur Wiege, das Baby quakelt.

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Wir blicken über die Wiege hinweg an Bertha vorbei auf Gustav:

So, sagt er, haben wir es schon mehrmals getan.

Bertha wendet sich ihrem Mann wieder zu. Sie scheint zu fühlen, dass keine Alternativen vorhanden sind. Sorgenvoll, fatalistisch:

..diesmal willst Du alles…

Gustav sagt nichts. Er sieht sie an. Besorgt, intensiv. Er scheint keine weitere Diskussion zu erwarten. Er scheint von ihrem Verständnis für die Situation ebenso überzeugt, wie von ihrem Vertrauen in seine Handlungsweise. Er wartet auf ihre formale Zustimmung.

Bertha schüttelt leicht den Kopf. Sie verweigert nicht das ja zu den Plänen ihres Gatten, ihr Kopfschütteln wirkt wie ein Sich – Ergeben in die fatale Situation.

Bertha´s Hand nah. Sie liegt mit der offenen Handfläche auf dem Laken, die Hand wartet auf eine zweite Hand. Die ihres Gatten.

Als Gustav näher kommt und einschlägt, ist der Händeschluss nicht nur das Besiegeln eines Vertrages. Berthas Reaktion zeigt etwas, was wir von der disziplinierten Frau selten zu sehen bekommen. Zuneigung zu ihrem Mann. Gustavs Lächeln scheint dieses Gefühl innig, ja, gerührt,  zu erwidern.

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Beide gemeinsam haben für Krupp entschieden.

Schnitt.

2008 – 2009 Heino Ferch (im Alter von 45) – Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, Valerie Koch – Bertha Krupp von Bohlen und Halbach.

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