Filmszenen I Inakzeptabel….. ist ein Wort..“ in: Napoléon. Porträt Caulaincourt ( Heino Ferch ) Teil 6, 2001-2002

Bildquelle und Bildrechte Lichtbildwerke: Universal Pictures und BETA-Film 2003

„Inakzeptabel….. ist ein Wort, das nicht mehr zu unserem Wortschatz zählt.“ in: Napoléon. Porträt Caulaincourt ( Heino Ferch ) Teil 6, Regie: Yves Simoneau, Buch: Didier Decoin, Max Gallo, 2001-2002

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Caulaincourt – Napoléon: Der Abschied.

Fontainebleau, 6. April 1814.

Es ist früher Morgen, das Renaissance-Schloß liegt noch im Halbdunkel der Nacht, wenige Fackeln erleuchten die Grundmauern der weitläufigen Gebäudlichkeiten.

Über eine Treppe sehen wir den Leibwächter Napoléons weggehen. Napoléon sieht ihm vom Fenster seines Arbeitssalons aus nach.

Der scheidende Ägypter wirft einen letzten, sorgenvollen Blick hoch zu Napoléons Fenster und dreht sich dann zum Gehen.

Napoléon: Auch er verläßt mich.

Schnitt.

Arbeitssalon, Bibliothek. Deckenhohe Bücherregale, wandmittig ein monumentales Quadro Riportato eines dionysischen Triumphzuges, goldkassettierte klassizistische Wandgliederungen, mit grüner Seide bezogene Louis Seize – Stühle, Napoléons grosser Arbeitssekretär mit Akten darauf. Auch hier alles in bläulichem Halbdunkel.

Caulaincourt erscheint durch die hohe Tür des Salons, in Uniform. Er wirkt bedrückt, traurig. Napoléon steht am Fenster. Er blickt hinaus. Caulaincourt spricht ihn an.

Sire.

Die Russen sind in Paris eingefallen.

Napoléon dreht sich, weit hinten am Fenster stehend, zu Caulaincourt hin, blickt zu Boden.

Er weiss, was das bedeutet: Das Ende.

Caulaincourt wartet bedrückt auf eine Reaktion Napoléons. Der sagt nichts. Der Marquis spricht weiter. Der Kaiser und sein Intimus machen einige Schritte aufeinander zu, Napoléon signalisiert, dass er zuzuhören bereit ist.

Caulaincourt: Die Bevölkerung wird jeder Art von Verrat zustimmen, um die Stadt zu schützen.

Jetzt sehen wir, dass Caulaincourt einen offenen Brief in der Hand hält. Er berichtet dem Kaiser den Inhalt.

Sie hat sogar dem feindlichen ….Dekret zugestimmt, …in dem Ihre Abdankung verlangt wird.

Abdankung…. unter diesen Bedingungen.

Caulaincourt deutet an, dem Kaiser das Schreiben geben zu wollen. Der Kaiser dreht sich weg.

Ich muss es gar nicht lesen, um zu wissen, dass es inakzeptabel ist.

Caulaincourt: Nicht anfechtbar… vielleicht.

Sire…. aber inakzeptabel….. ist ein Wort, das nicht mehr zu unserem Wortschatz zählt.

Sie müssen Frankreich….verlassen.

Aber man garantiert ihnen …. die Souveräntität…. der Insel Elba. Sie liegt… vor der Küste Italiens.

Napléon: Ich kenne sie. Ein Nest. Der Kaiser wendet sich Caulaincourt zu. Napoléon , König eines Nestes. Grotesk.

Ein uniformierter Adjutant erscheint an der Tür. Er meldet: Sire, eine polnische Dame möchte….

Napoléon: Gräfin Walewska.

Alle, für die ich gekämpft habe, lassen mich heute im Stich. Und sie, der ich den größten Wunsch verweigert habe,- die Souveränität ihres geliebten Polen-, sie kommt trotzdem heute.

Napoléon blickt Caulaincourt ins Gesicht. Very Close up Caulaincourt. Er fängt den Blick des Kaisers auf, ein winziges Zucken der Wangenmuskeln deutet ein erfreutes Lächeln an, das allerdings augenblicklich wieder verlischt.

Und gerade so, wie das Sinken eines Steines, den man in eine Wasserfläche geworfen hat, gleitet die seelische Gestimmtheit des Marquis ab in Melancholie, mitfühlend. Sanft. Traurig.
Er sieht weg, ins Nichts. Der Blick seines dunklen Auges scheint sich zu verlieren in der Leere einer gestaltlosen Zukunft.

Diener: Sind Sie bereit, sie zu empfangen, Majestät.?

Napoléon: Ja…

Nein… ich kann sie nicht empfangen.

Der Adjutant verbeugt sich und geht.

Zu Caulaincourt:

Schicken Sie sie fort.

Caulaincourt blickt wortlos erstaunt auf.

Der Kaiser erklärt sich:

Man könnte mir Ehebruch unterstellen, dann könnte es sein, dass man mir ein Wiedersehen mit Marie Louise und meinem Sohn verweigert.

Caulaincourt hört zu, die sanfte Traurigkeit seines Gesichts
nimmt uns mit
zu einem weiten Horizont,
an dem nichts greifbar ist,
wo eine Zukunft wartet, die ziellos ist und inhaltslos.
Fahlbleich bläulich schimmert seine Haut im Halbdunkel,
er wirkt schwer krank, so, als wäre eine innere Flamme gerade eben erloschen.

Napoléon: Meine sogenannten Bezwinger haben zu wenig Charakter. Maria versteht das, da bin ich sicher,… Maria wird das verstehen.

Caulaincourt legt das Schreiben auf den Tisch und zieht sich, wenige Schritte zunächst rückwärts gehend, zurück.

Durch die offenen Fenster dringt erstes Vogelgezwitscher. Er geht hinaus. Wir hören seine Schritte, die sich entfernen. Der Kaiser stützt sich – sehr bedrückt- auf den Schreibtisch und blickt vor sich hin.

Ende der Szene.

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