Filmszenen I „…wovon träumst Du?“ in: Wer hat Angst vor RotGelbBlau? Teil 1a Porträt Müller ( Heino Ferch )1990

„…wovon träumst Du?“ in: Wer hat Angst vor RotGelbBlau? Teil 1a Porträt Müller ( Heino Ferch ) Regie: Heiko Schier, Buch: Heiko Schier 1990

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Cover VHS Wer hat Angst vor RotGelbBlau? Heino Ferch - Müller

„Es wächst doch jetzt alles wieder zusammen, auch die Kunst.“

Produktion 1990, Heino Ferch ist 27 zarte Lenze jung.


Situation:


Junge Maler aus Ost- und Westdeutschland in Berlin ganz kurz nach dem Mauerfall –also 1990.

Der Film war zu seiner Zeit ein Kultfim, wie später z.B. Lola rennt.

Die gezeigten Gemälde sind alle von Rainer Fetting, der damals zum Kern der Avantgarde „Junge Wilde“ gehörte.


Die Malerei der Jungen Wilden brachte in den Neunzigern ein Aufatmen in die festgefahrene Malerei-Szene.


Fetting gehört heute zur allerersten Garde deutscher Maler des 20./21. Jh.s. Seinen Karriere-Durchbruch hatte er zwei Jahre nach diesem Film, 1992.

Die jungen Akademieabsolventen Müller (Heino Ferch) und Banuscher Foto Banuscher (Max Tidof ) malen und leben in einer umfunktionierten großen Garage. Francis Foto Francis ist Banuschers Modell und Geliebte, eine junge Frau, die fest an Banuschers Genialität glaubt und durch Fließbandarbeit bei Osram für den gemeinsamen Lebensunterhalt sorgt. Solange, bis Banuscher reich und berühmt ist, meint sie. Dann wird er dran sein mit Lebensunterhalt.


Banuscher wird nichts von alledem tun. Sofort nach seinem ersten Galeristenvertrag und seiner ersten Solo-Ausstellung, die ein paar Tausend Mark gebracht hat, wirft er Francis weg.


Er will „ganz neu“ anfangen.


Müller, -er kommt aus dem Osten-, arbeitet als Daytimejob, (bis auch er berühmt und reich ist) – als Assi für den arrivierten Maler Stargard Foto Stargard. Seine vorherigen Daytime-Jobs waren Schlachthaus und Straßenbau gewesen, also gaaanz unten. Müller hat Stargard jeden Wunsch von den Augen abzulesen und tut dies mit perfekter Devotion.


Museumsdirektoren geben sich in Stargards Atelier die Klinke in die Hand, um einen der fast unbezahlbaren Stargards für ihre Sammlung zu erwerben.

Exposition. (wie isser denn so, unser Müller?) Szene in Stargards Luxusatelier:


Ein Ankäufer, den Stargard absichtlich allein mit Müller warten lässt, sagt zu Müller:


Sie haben eine privilegierte Position, junger Mann. Sie sind der erste, der seine Bilder sieht.

Pause, dann, neugierig:


Wie sind sie denn so? Seine letzten?


Müller sitzt in `Arbeitskleidung`, das heißt, in Malerhose und Unterhemd, aktmodellmäßig dekorativ hingegossen auf einem Stuhl und reagiert nicht.

Der Ankäufer ärgerlich:


Ich rede mit Ihnen!


Müller räkelt sich gelangweilt. Dann, endlich, gibt er dem Herrn Museumsdirektor die Ehre einer Antwort:


Meine privilegierte Position, ….Doktor Lisser,…. untersagt mir leider, mit Kunden zu reden.

Süffisant pseudoverbindlich freches Grinsen.


Unverschämt. Man möchte ihm eins in seine überhebliche Fresse hauen.


Die Überheblichkeit ist Auftrag. Sie erhöht Stargards Wichtigkeit.


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Es ist Sommer. Die jungen Leute tragen Klamotten, die sie mehr ent- als bekleiden, die Männer körperenge Trägershirts mit Ausschnitt bis unters Brustbein, nackte Schultern und Oberarme, Müller in weiß, ein Hauch von kurzämeligem Hemd mit halbmetertiefem V-Ausschnitt… die Mädchen Minis und durchsichtige Blusen, Badeanzüge oder einfach nur Unterwäsche oder – beim Modellsitzen oder Vögeln – gar nichts.


Francis sucht einen Weg, die Aufmerksamkeit der Sammler und Galeristen auf Banuscher zu ziehen, sie organisiert eine Gemeinschaftsausstellung von Banuscher und Müller.


Bei der Vorbesichtigung der Ausstellungsräume treffen sie auf eine junge Malerin aus der Ex-DDR: Clarissa. (Die junge Malerin ist niemand anderes als – Claudia Michelsen, noch so unbekannt, dass sie nicht mal in der Besetzungs-Liste erscheint.)


Szene im Strandkorb.


Francis sitzt in einem Strandkorb, Müller davor am Boden.


Müller: Diese Woche entscheiden sie über mein Stipendium [für New York, dem Brennpunkt avantagardistischer Malerei. Anm. d. Red.], ich kann vielleicht sogar jemand mitnehmen.

Francis Wen willst´ n Du mitnehmen?

Müller Vielleicht ´ne Frau.

Francis Haste eine?

Müller Nee……. Hälst Du das für ausgeschlossen?

Francis Man soll die Hoffnung nie aufgeben, hier laufen doch genuch rum..

Müller „- – -“

Müller schiebt sich auf die Sitzfläche des Korbs, legt sich genüßlich zurück, die Arme über dem Kopf verschränkt, schlägt ein Bein über, – von Francis weg.


Müller wirkt fast immer sorgenfrei, fröhlich fast, ausgeglichen, Ironie hilft ihm, Anwürfe abzupuffern, nichts kratzt ihn wirklich.

Ganz, ganz hinten allerdings fühlt man manchmal ein pudriges Flackern, eine leise Neugier, die mit offenem Mund beobachtet, ohne sich gehen zu lassen, ohne sich dazu verleiten zu lassen, vorzupreschen, sich eine Blöße zu geben.


Er ist entschlossen, eine stützende Säule zu sein, oder er ist so von Natur. Er wirkt zugewandt gutmütig, lässt sich oft am Kopf und Nacken knuddeln, stübern oder streicheln, wie man ein Haustier knuddelt.

Müller Wovon träumst Du, wenn Du bei Osram aufhörst?

Francis Weiss nich.

Müller Wovon träumst Du?

Francis Ach, Müller, mein Traum sitzt da vorn und redet dummes Zeug.


Der Traum, ihr Macker Banuscher, reißt gerade Clarissa auf. Kein großes Problem bei Banuschers Aussehen. Ein bißchen cooles Getue und die Festung fällt.


Francis muß laut werden, um den Aufriß zu unterbrechen, „DDR-Zicke“ schreit sie Clarissa an. Abgang Banuscher, Francis und Müller.


Szene Vernissage-Nachfeier bei Stargard.


Stargard (betrunken): Müller war eine faule Sau, der is heute noch eine faule Sau.


Stargard knuddelt seinen Assi am Kopf und schmatzt ihn auf die Stirn. Müller genießt bei Stargard Welpenschutz.


Banuscher will ganz nach oben. Ich wette: Müller schafft es [hört hört, wie wahr, wie wahr!] Banuscher schafft es nicht. Zu ehrgeizig….


Banuscher bekommt seinen ersten Vertrag mit einem Galeristen.


Er Warum glauben Sie an mich


Galerist Ich bin jetzt ihr Galerist, ich muß doch an Sie glauben.


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