Filmszenen I „Er ist auch mein Sohn.“ in: Mord am Meer. Teil 5a (Heino Ferch – Anton Glauberg). 2004-2005

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„Er ist auch mein Sohn.“ in: Mord am Meer. Porträt Glaubergs Familie – Letzter Teil ( 5a )  (Heino Ferch – Anton Glauberg ) Regie: Matti Geschonnek. 2004-2005

Mord am Meer, Porträt Glauberg und seine Familie: letzter Teil.

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„Er ist auch mein Sohn.“

Es ist Abend.

Wir hören eine Türglocke, jemand klingelt.

Kamerafahrt am Garten entlang, Rasenfläche, Kinderschaukel, Spielzeug. Es ist der Garten von Glaubergs. Die Hauskante kommt ins Bild, dann die rote Backstein-Hauswand, die Fenster mit den weißen Fensterkreuzen.

Warm und freundlich leuchtet uns durch die Fenster Licht entgegen, die Gardinen sind offen. Wir können durch die Stores hineinsehen. Drinnen sitzt Sylvia Glauberg  und liest ein Buch. Felix, der siebenjährige Sohn, ist offensichtlich schon im Bett. Sie hört das wiederholte Klingeln und steht auf. Wir sehen sie, während sie von Raum zu Raum zur Haustür geht.

Schnitt.

Innen.

Sylvia öffnet.

Schnitt.

Draußen, wir blicken zur Tür, sehen Sylvia ins Gesicht. Sie sieht überrascht aus – negativ überrascht, unwillig.

Ihr Mund ist ein wenig geöffnet, ihr Blick driftet auf etwas, das sich auf Brusthöhe des Besuchers befindet, sie saugt Luft ein:

Der kommt mir nicht ins Haus! zischt sie.

Gegenschuß auf den Besucher. Es ist Anton Glauberg.

Da steht er mit seinen schwarzen Steifftier-Knopfaugen.

Im Arm hat er einen weißen wuschligen Welpen, ein Hund wie ein Watteflausch.

Glauberg hält den Welpen wie ein Baby, das man über die Schulter sehen lässt. Eigentlich kann man das, was er mit dem Tier tut, nicht unbedingt halten nennen, er kuschelt sich geradezu an den Hund. Es sieht aus, als drückten Mann und Hund ihre Köpfe aneinander.

Wir hören den Welpen leise winseln.

Glauberg flüstert. Unruhig. Drängend, flehend. Er redet schnell, als hätte er Sorge, dass Sylvia ihm das Wort abschneidet oder die Tür wieder zuknallt.

Ich verspreche Dir, dass ich ihn SOFORT zurücknehme, wenn er sich nicht um ihn kümmert.

Schnitt auf Sylvia:

Sie ist nicht einverstanden, schaut abweisend, abwehrend, aggressiv. Ihre Hände hat sie in den Hosentaschen versenkt, das Kinn vorgeschoben.

Du hättest anrufen sollen!…

Du gehst ja nie ran!

Glauberg flüstert immer noch drängend, jetzt auch vorwurfsvoll.

Erregte Pause.

Glauberg ist aufgeregt, geradezu alarmiert, steht stark unter innerem Druck.

Er ist auch mein Sohn.

Pause.

Sylvia wird weicher. Wir sehen sie nah, nur ihr Gesicht. Sie überlegt, ist hin und her gerissen, ihr Hundertprozentwiderstand bröckelt. Sie atmet tief durch.

Glauberg hat jetzt eine Halb-Halb –Chance.

Ihre Augen irren ab, sie überlegt, während wir aus dem off seine Worte hören:

Ich will nicht, dass er ohne Vater groß wird.

Sylvia legt den Kopf schief, hört zu, überlegt.

Schnitt auf Glauberg.

Er drückt den kuscheligen Hund immer noch wie ein Menschenbaby an sich, hält ihn im Arm, schützend, beschützend. Mann und Hund drücken noch immer ihre Köpfe aneinander.

…..Daß er Gefahr läuft, nicht zu erkennen, was er wirklich braucht, was er liebt. ….

Glauberg ist sehr erregt, der Blick aus seinen schwarzen Augen spiegelt tief eingebrannte Trauer und akute Alarmiertheit zugleich.
Ein Zug von bodenloser Traurigkeit liegt über den Brauen.

Für ihn geht es hier um extrem Wichtiges.

Eindringlichst:

….sein Bruder erst sterben muss, bevor er zur Besinnung kommt.

Jetzt ist klar, dass Glauberg auch über sich selbst redet. Sein Blick klickt immer wieder zur Seite, als hole er von dort Fakten. Er driftet in seine eigene Geschichte. Er war der Mann, dessen Bruder sterben musste, bevor er, Glauberg, zur Besinnung kam.

Seine Frau versteht ihn nicht.


Gegenschuß auf Sylvia: Sie steht da, die Hände in die Hüften gestemmt, zieht die Schultern hoch:

Was redest Du denn da für´n Mist? Er hat kein´Bruder! Bist Du bescheuert geworden…?

Glauberg sieht ihr irritiert ins Gesicht.

Auf einmal klickt sein Blick weg, fokussiert von nah zu fern, an ihr vorbei ins Hausinnere, er hat etwas gesehen. —————-

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