Filmszenen I Ostern: Heino Ferch liest die Texte über den Leidensweg Jesu, seine Kreuzigung und die Auferstehung. Auricula, 2003

Ostern: Heino Ferch liest die Texte über den Leidensweg Jesu, dessen Kreuzigung und die Auferstehung. Auricula, 2003


Textprobe zum Reinhören: aus der Website „Soforthören“

Kommentar:

Spannend gelesen – mitreissend.

Im obigen Hörbeispiel liest Heino Ferch die Szene, in der Jesus von der Polizei abgeholt wird. Jesus weiss, dass jetzt, in diesem Moment, die grausame Maschinerie ihre Bewegung aufnimmt, die ihn in Folter bis zum Tod führen wird. Ein Ablauf, auf den Jesus keinen Einfluss hat, unentrinnbar.

dazu s.a. Archivbeitrag Verhörszene aus „Es geschah am hellichten Tag….“ – ecce homo.

Techn. Daten:

Die Luther-Hörbibel. Sprecher: Heino Ferch. Verlag: Auricula. ISBN 3-9354022-28

Kommentar 2:

So. Soeben habe ich die ganze CD angehört.

Zum Teufel, das gibt’s doch nicht.

Was ist da los? Wieso ist der auf einmal Text ganz neu, wieso so interessant, packend?

Es ist der Vortrag.

Der Sprecher ist nicht ruhig, er ist erregt, als würde er etwas sehr Wichtiges, Einmaliges erzählen.

Dynamik von laut und leise, die präzise Intonation; pathetische Textstellen sind völlig in einen Sprachduktus übertragen, der autentisch, wie zwischen Dir und mir hingesagt, gesprochen ist.

Die künstliche Überhöhung der Sprache ist entschärft und uns zugänglich macht, modern.

Der Charakter der Stimme transportiert Wachheit, wir spüren Intelligenz, Kultiviertheit und – Demut.

Demut??!

Der Erzähler stellt sich ganz in den Dienst des erzählten Inhalts. Er rezitiert nicht. Er scheint stark persönlich involviert, er teilt uns etwas mit, was ihn angeht, mit grossem Ernst – wir reagieren. Wir sind beteiligt. Plötzlich geht der Inhalt auch mich, ganz persönlich mich, etwas an.

Die Dynamik folgt der Szene. Ist Pilatus weit weg, ruft er wirklich laut. Die Unterschiede zwischen Erzähler und direkter Rede sind so deutlich, dass nicht nur das oft verwendete Präsens die Szene präsent macht, sondern auch die stimmliche Darstellung.

Immer wieder sind da Momente, die hinreissen, meine Aufmerksamkeit blitzartig anziehen, etwa, wenn in der Begegnung Jesu mit Maria Magdalena nach seinem Tod er die Frau anspricht.

Maria weiss, dass Jesus nicht mehr lebt.
Sie wird erschrecken.
Jesus sagt nur ein Wort:

„Maria?“

Ich erschrecke.

Der Tonfall, zart leise, aber gleichzeitig hochwach und unmittelbar, schießt ins Herz.

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Illu: Gianlorenzo Bernini, Capella Cornaro, Sa Maria della Vittoria, Rom

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