Filmszenen I „…Da geb´ ich jetzt nicht auf. Nie.“ Paula Teil 1. Heino Ferch als Jan Ottmann in: Auf ewig und einen Tag. 2005-2006

Teaserbild Auf ewig und einen Tag Jan und Paula auf der Straße in NY


„…Da geb´ ich jetzt nicht auf. Nie.“ Heino Ferch als Jan Ottmann. in: Auf ewig und einen Tag, Teil 1. Regie: Markus Imboden, Buch: Christian Jeltsch. d.i.e-Film GmbH für arte ZDF. 2005-2006

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Zur Orientierung:

Filmszenen-ignazwrobel legt die Betonung nicht auf chronologische Nacherzählung des äußeren Handlungsablaufes. Infos über die Story Line, den Plot, sind hier->->(filmszenen-ignazwrobel)
oder hier->> (arte.tv)
nachlesbar.

Fotostrecke zum Film auf http://www.markusimboden.eu/detail.php

Vor der Szene.


Jan und Gregor sind jetzt um die Dreissig, vielleicht etwas älter. Beider Ziel ist New York. Wallstreet. Das ganz große Geld.

Jan, beschäftigt in einem Bankhaus, hat den Sprung via Fleiß und Eigeninitiative geschafft. Seiner Bewerbung für das New York Office – Wallstreet – wurde stattgegeben. Er hat sich durch fundierte Kenntnisse für den Posten profiliert.

Gregor bekommt über Beziehungen der Mutter eine Bewährungsstelle bei Saul & Bernstein in New York und Elsa ebenfalls eine Bewährungsstelle in der PR-Abteilung des Hauses. Das heißt, das Dreigestirn wird, zumindest für die nächsten Monate, in den Big Apple umsiedeln.


Die Szene

Nahaufnahme einer Dame, die in ein Mikrofon spricht.

Dies ist der letzte Aufruf für Gregor Luckner…

Halbtotale.

Wir sehen den Platz, an dem die Dame sitzt und die unmittelbare Umgebung: Unverkennbar ein Check-In Counter -Ausgang A05- am Flughafen Franz-Josef-Strauß München. Scheinbar stand gerade noch ein Reisender am Counter, ein Aktenkoffer ist auf der Taschenablage abgestellt.

…gebucht auf MX 001 nach New York .

Die Schlange der wartenden Passagiere hat sich schon nach draussen verflüchtigt, durch die Glasscheiben hinter dem Counter sieht man den Flughafenbus, der direkt hinter dem Check-In-Ausgang auf dem Flugfeld seine letzten Fahrgäste erwartet.

Nur eine einzige junge Frau im Minikleidchen steht noch an der Tür. Sie blickt nach draussen zum Bus.

Im Vordergrund ein wuchtiger weisser Rundpfeiler, hinter dem wir jetzt den Aktenkoffer-Besitzer hervortreten sehen. Es ist Jan Ottmann, im legeren grauen Anzug mit blauem Oberhemd, bequem, ohne Krawatte, für den langen Flug, der bevorsteht.

Er sucht, blickt zurück in die Eingangshalle, spielt mit seinem Boardingpass, beunruhigt und ungeduldig.

Die Dame am Check in ins Mikro:

Bitte begeben Sie sich unverzüglich zu Ausgang A05. Der Flug wird geschlossen.

Offline zu Jan:

Also, es tut mir leid, aber Sie müssen jetzt wirklich einsteigen!

Jan wirkt zerknirscht;

klein: ...ja.

Er wäre gerne mit Gregor zusammen geflogen.

Könn´ Sie ihn nich´ dochnochma´ aufruf´n?

Typisch Jan. Gibt nicht auf.

Hört man das überhaupt überall?

Er ist an den Tresen getreten. Seine Frage unterstreicht eine raumwischende Geste mit dem Boardingpass.

Ruckzuck wird er samt Pass beiseitegewischt von der jungen Frau, die gerade noch an der Schleusentür stand.

Sie wirft sich mit der Wucht ihres ganzen Körpers gegen Jan, hilft sogar noch mit der Hand nach, – sie drückt ihre Hand gegen seinen Brustkorb und zwingt ihn so, einen Schritt rückwärts zu weichen.

Jan ist fassungslos, bekommt jedoch nicht einmal die Chance, ein Widerwort zu geben, da die junge Frau redet wie ein Wasserfall.

Moment, ich bin jetzt dran, ja? Wenn ihr Freund nicht kommt, dann ist das jetzt mein Platz.

Sie knallt ihre bunte Häkeltasche auf die Ablage und beginnt in zügigem Tempo, das Innenleben ihrer Häkelhandarbeit auf dem Tresen aufzuschichten. Papiere, DIN A4, noch mehr Papiere A5 (schon kleiner) diverse Briefumschläge (leer) und Briefe (mit Eselsohren), Zettel (zerknittert).

Der Boden der Mary Poppins Tasche ist noch weit, das Ticket auch.

Langweilig wird uns nicht. Ihr erstaunlicher Wortschwall erfordert unsere ganze Konzentration, obwohl wir die eigentlich für unser wachsendes Staunen über ihre Reisegarderobe brauchen.

Ihre milchweisse Haut scheint ihre Hauptbekleidung zu sein, denn das kurzärmelige Twiggy-Häkelhängerchen, das sie trägt, hat einen beinahe bodentiefen Ausschnitt. Zu sehen gibt’s allerdings nicht viel- Twiggy war wohl auch figurmäßig ihr Vorbild.

Zur Check-In-Dame

Ich hab schließlich gebucht. Bisschen spät vielleicht, aber – immer noch früh genug für Warteliste.

Endlich kann Jan, der vor empörter Ungeduld schon vibriert, einhaken:

Eben. Warteliste. Wieso heißt die denn wohl so.

Böser Schulterblick unserer Wartelistennachrückerin.

Kramt weiter nach dem Ticket. Irgendwie ist sie süß. Sie lispelt leicht, ungewollt, aber kokett. Ihre blauen Ohrring-Kugeln baumeln unter einem rabenfedernschwarzen Bob hervor. Sie scheint in einer Wolke aus Chaotik zu schweben, in der sie einen Ariadnefaden sucht: Ihren Weg zum Ticket, zum Großen Sprung über den Großen Teich.

Weiter zur Check-In-Dame

Wenn also dieser Gregor nicht kommt, dann krieg ich den Platz im Flieger. Pünktlich und jetzt und zwanzig Minuten vor Flug.

Die Höhe des Papierbergs auf dem Tresen reicht inzwischen für eine mittlere Schlittenpartie.

..dafür hab´ich so lange geackert und gespart…
..hab´sogar mein´Ex angepumpt (
erzähl mehr von daheim!)
…na ja , egal.



Oh, der Geldbeutel! Ne, doch nich, der verschwindet wieder in der Tasche. -, aber jetzt: Ha. Das Ticket.

Da geb´ich jetzt nicht auf. Nie.

Überreicht das Ticket zur Abwicklung.

So. Jetzt ist Zeit für eine Nachbearbeitung des empörten Herren:

War das ein Witz eben mit der Warteliste. Nich´ komisch, wirklich nich´.

Grimassgrinst ihn an.

Jan muss aufgeben. Er murmelt einen Quittungston und geht weg.

Very close up auf die frischgebackene Platzinhaberin mit den blaugoldenen Bommelohrringen. Sie sieht Jan noch einmal an.

Wenn Sie woll´n, wir könn´uns drum prügeln…Ich mach ´das. Alles.

Jans Blick bleibt während ihres Sermon sorgenvoll. Sein Kommentar auf ihre lächerliche Demonstration unbedingter Zielstrebigkeit ist wortlos.

Er zieht ihr eine Grimasse, die, wäre er ein Vierteljahrhundert jünger, ein zungerausstreckendes Bäähh!!! wäre.

Unsere Bommelohrringträgerin weiter zur Check-In-Dame (sie darf den Grund der Reise erfahren):

Sowas gibt´s nur einmal im Leben – Praktikum bei Donna Karan !

Jan steigt in den Bus.

Wieder Halbtotale.

Die Donna Karan Praktikantin am Counter, von hinten.

Lange milchweisse Beine, rührend strumpflos, mit flachen weissen Turnschuhen, Kleidchen, schmale Mädchensilhouette. Schwarzer Wuschel am oberen Ende. Ein großes Kind auf großer Reise.

Ende der Szene

Audio.mp3 (Sprecher: ignazwrobel)


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2005-2006 Heino Ferch – Jan Ottmann (dargestelltes Alter in der Szene: ca. 30), Donna Karan-Praktikantin Paula Schmitt – die Göttliche Gedeck (Martina Gedeck).

Die Szene spielt 1988, der Flughafen FJS wurde 1992 in Betrieb genommen.

18.9.2006

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