Filmszenen I „…Los Komm! Einsatz! -….was machen Sie hier?“ Heino Ferch als Klaus Asmus in: Wedding. Teil 1a 1988-89


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„…Los Komm! Einsatz! -….was machen Sie hier?“ Heino Ferch als Klaus Asmus in: Wedding. Teil 1a Regie: Heiko Schier, Buch: Heiko Schier, 1988-89

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Klaus Asmus und seine Frau (Heino Ferch Angela Schmidt-Burgk)

Vor der Szene.

Wir begegnen Klaus Asmus, als seine persönliche Katastrophe bereits begonnen hat.

Wir begleiten ihn am Punkt des Umschlags von Normalität zu Amoklauf,- in dem Moment, in dem er beginnt, den Rahmen alltäglicher Handlungsmöglichkeiten zu verlassen.

Gerade hat er, von rasender Eifer- und Kontrollsucht gegen seine Frau Susanne getrieben, seinen Job als S-Bahn-Führer hingeschmissen.

Er ließ einfach seinen Führerstand und den S-Bahn-Zug in irgendeinem S-Bahnhof im Stich, weil er jetzt sofort seine Frau zur Rede stellen wollte.

Er sucht Susanne an ihrem Arbeitsplatz in einem Möbelhaus auf, macht ihr eine Eifersuchts-Szene, und als sie auf seine Frage:

Liebst Du mich noch? …..Du hast mich doch noch lieb? Foto Klaus und Susanne

entnervt und entmutigt mit der Antwort reagiert, dass sie sich jetzt, sofort, nach vier Jahren Ehe, von ihm trennen wird, verliert er ruckartig die Kontrolle und beantwortet ihr Sich-Abwenden mit extremer körperlicher Gewalt gegen sie.

Von diesem Punkt der Realität aus, die er damit geschaffen hat, gibt es definitiv kein Zurück mehr in die Partnerschaft.

Er zerrt seinen vielleicht vierjährigen Sohn aus dem Kindergarten und verbarrikadiert sich mit dem Kind zusammen zu Hause.

Dort hat er dann wohl – wir müssen es annehmen, da die Polizei gerufen wurde – randaliert.

Die Szene:

Einsatz! Komm! “..….was machen Sie hier?…“

Wir fahren im Polizeibus vor. Eine Wohnsiedlung.

Mehrere Wohnblöcke, Unterführungen, Durchfahrten für PKWs, Feuerwehrzufahrten zu rückwärts gelegenen Wohnblöcken. Der Polizeiwagen durchfährt einen dieser Zugänge, zu einem der weiter hinten gelegenen Wohnblock-Abschnitte, B, C, D oder E-Block im geschlossenen Areal.

Wir biegen um die Ecke, sehen die Fassade des betreffenden Hauses, tausend kleine Beton-Balkonverblendungen zeigen, dass das Haus in Massen winziger Apartments unterteilt ist.

Im Hof viele Kinder, es ist Nachmittag, Sommer, die Sonne scheint. Eigentlich ein schöner Tag.

Während wir im Polizeiauto in den Hof einfahren, hören wir das Klirren einer Fensterscheibe, die zerbricht. Dann den Schrei eines Mannes. Klingt nicht gut.

Kinder sammeln sich neugierig, eine Frau winkt den Polizei-VW-Bus heran.

Die Frau scheint die Polizei erwartet zu haben, wahrscheinlich ist es die Hausmeisterin und wahrscheinlich war sie es, die die Polizei gerufen hat.

Die Polizisten steigen aus, setzen ihre Dienstmützen auf. Wir bleiben im Polizeiwagen und sehen ihnen zu, wie sie zusammen mit der Hausmeisterin und begleitet von der Kinderschar, im Glas-Alu-Eingang des Mietblockes verschwinden.

Schnitt.

Treppenhaus.

Vor der Wohnungtür der Asmus.

Alles voller neugieriger Kinder, die herumstehen und zuschauen wollen, was da passiert.

Die Polizisten, ein älterer Polizeimeister Mitte Vierzig und sein blutjunger, höchstens zwanzigjähriger Kollege, klingeln.

Wir stehen zwischen den Kindern.

Von drinnen keine Antwort.

Der ältere Polizist:

Seien Sie vernünftig, machen Sie auf.

Stille.

Verstehen Sie mich?

Stille.

Der junge Polizist schafft auf Anweisung des älteren die Kinder weg. Der Ältere lauscht weiter. Immer noch Stille.

Die beiden und die Hausmeisterin warten. Lauschen. Stehen.

Warum machen Sie nicht auf? Wir können in Ruhe über alles reden. Machen Sie auf… ist doch nichts passiert..

Stille.

Verstehen Sie mich?

Der Ältere bedeutet der Hausmeisterin, aufzuschließen. Die tritt vor, öffnet und zieht sich schnell wieder von der Tür zurück.

Schnitt.

Wir blicken aus dem Wohnzimmer von innen auf die Wohnungstür, die gerade vorsichtig bis zum Anschlag nach innen aufgedrückt wird.

Die offene Tür zeigt die beiden Polizisten und die Frau in einer Reihe, wie sie vorsichtig-neugierig-gespannt in die Wohnung hineinlauern. Offensichtlich sehen sie Klaus.

Haben Sie keine Angst, wir wollen Ihnen helfen.

Stille.

Mein Name ist Korn. ……Verstehen Sie mich? ….Wir können Ihnen helfen, Herr Asmus.

….Lassen Sie doch den Jungen los.

Der Polizist streckt ihm langsam die Hand entgegen.

Schnitt.

Close up Klaus. Gesicht und Schultern.

Klaus steht vor den großen Wohnzimmerfenstern.

Er hatte die Polizisten gar nicht angeblickt, sein Kopf war gesenkt.

Seine Verfassung ist nicht gut. Er wirkt ganz zerlaufen, aufgelöst. Er scheint innerlich woanders zu sein.

Sein Gesicht ist grau, er wirkt krank, geschwächt. Das weiße T-Shirt mit dem ausgeleierten Halsbund lässt ihn noch zerflossener aussehen.

Als er aufblickt und langsam innerlich von irgendwoher in die Gegenwart des Zimmers kommt, scheint er schwer und langsam aus einem inneren Stillstand zu erwachen.

Sein Kopf hebt sich schrittweise immer weiter, in drei Anläufen, als versuche er mehrmals, sich innerlich einen Anstoß zu geben, aus dem Stillstand in irgendeine Bewegung hineinzufinden.

Sein Mund steht ein wenig offen, als brauche er Atemluft.

Als er den Kopf endlich ganz angehoben hat, saugt er, wie erstaunt, Luft ein.

Seine großen schwarzen Augen wirken, als wären sie noch von eben vorher tränenverklebt.

Er entdeckt endlich die Leute in seiner Wohnung. Leise, ein klein wenig aggressiv-erstaunt fragt er

Was machen Sie hier?

Sein Mund bleibt offen, wie atemlos.

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