Filmszenen I ..er erinnert mich an meinen Vater..in: Und Jimmy ging..Teil 2A. Heino Ferch – Manuel Aranda. Regie: Carlo Rola 2007 – 08

Teaser Film Und Jimmy ging zum Regenbogen. Heino Ferch - Manuel Aranda

Bildquelle und Bildrechte bei MOOVIE Produktionsgesellschaft und ZDF

…er erinnert mich an meinen Vater…in: Und Jimmy ging zum Regenbogen (2008). Teil 2A. Heino Ferch – Manuel Aranda, Drehbuch: Jürgen Büscher, Regie: Carlo Rola, 2007-08
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Achtung! neue Veröffentlichungszeit für neue Episode:
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Vor der Szene

Manuel Aranda (Heino Ferch) und Irene Waldeck (Dennenesch Zoudé) hatten sich am Grab der Mörderin und Selbstmörderin Valerie Steinfeld kennen gelernt.

Und Jimmy ging zum Regenbogen (2008) Irene und Manuel am Grab von Valerie Steinfeld (Heino Ferch Dennenesch Zoudé)

Manuel Aranda erfährt, dass Irene Waldeck die Enkelin von Valerie Steinfeld ist. Beide, Manuel und Irene versuchen gemeinsam, die Gründe für diesen Doppelmord mit dem typischen Nazi-Selbstmordgift aus zwei Blausäurekapseln (Zyankali) zu erforschen.

Manuel, selbst Arzt, liebte ganz offenbar – wir erinnern uns an seine Tränen – seinen Vater Rodolpho Aranda, einen argentinischen Chemiker und Besitzer eines der größten Chemischen Produktionsfirmen Argentiniens.

Und Jimmy ging zum Regenbogen Manuels Vater Rodolpho Aranda in einer Videoaufzeichnung (Edgar M. Böhlke)

Rodolpho Aranda (Edgar M. Böhlke) in einer Videoaufzeichnung

Bildquelle und Bildrechte bei ZDF Zweites Deutsches Fernsehen und MOOVIE – the art of entertainment – Produktionsgesellschaft

Manuel glaubt, sein Vater hätte niemals irgend jemandem irgend etwas angetan. Umso unverständlicher Valerie Steinfelds Tat.

Auch Irene, die eine sehr enge Beziehung zu ihrer Großmutter Valerie hatte, – sie war quasi von ihr erzogen worden – ist entsetzt über deren Tat und möchte verstehen, warum ihre Oma so etwas tun konnte.

Manuels und Irenes erster Versuch, das Ende des Ariadnefadens der Zusammenhänge aufzunehmen, führt die beiden zu Irenes Mutter Martha Waldeck (Elisabeth Rath).

Und Jimmy ging zum Regenbogen (2008) Manuel und Irene mit Martha im Archiv

Irene erfährt, dass ihre Mutter Martha einen Bruder, Heinz, hatte.

Heinz war Halbjude. Seine Existenz war über die Barriere Arier – Juden hinweg Martha, die  in einer arischen Familie lebte, in ihrer Kindheit und Jugend während des Dritten Reiches unbekannt geblieben.

Und Jimmy ging zum Regenbogen (2008) Rückblende Erinnerung an Arisierungsprozess Und Jimmy ging zum Regenbogen (2008) Rückblende Erinnerung an den Rassetest

links: Erinnerung an den Arisierungsprozess. Rechts: Erinnerung an den Rassetest von Heinz.

Bildquelle und Bildrechte bei ZDF Zweites Deutsches Fernsehen und MOOVIE – the art of entertainment – Produktionsgesellschaft

Heinz war 1938 über einen Arisierungsprozess zum Arier gemacht worden. Das rettete ihn vor den sadistischen Nachstellungen seines Chemielehrers Friedjung und vor der Vergasung in irgend einem der Konzentrationslager der Nazis.

Ein altes Foto von Friedjung irritiert Manuel. Er fühlt sich von der Abbildung an seinen eigenen Vater erinnert…

Manuels und Irenes Suche nach Zusammenhängen führt sie ins Chez Nora, das Etablissement von Nora Hill. Nora war während des Dritten Reiches mit Irenes Oma Valerie befreundet. Vielleicht kann sie etwas Wichtiges über die Vergangenheit berichten.

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Kommentar 0: Drehbuchautor Jürgen Büscher zum Film->

Kommentar 1:

Am Montag kündigten wir die neue Episode für Dienstag an. Am Dienstag schossen die Besucherzahlen hoch von durchschnittl 240 pro Tag auf über 480, also das Doppelte. Das bedeutet unserer Meinung nach zweierlei: 1. Es gibt eine beachtliche Anzahl von Medienkonsumenten, die sich für den Inhalt der aktuellen Verfilmung interessieren. 2. Es gibt eine beachtliche Anzahl von Lesern, die die Handlung wahrscheinlich nochmal langsam, Schritt für Schritt verfolgen wollen, da in der Schnelle der ablaufenden 90 Filmminuten die Fakten eigentlich nur unter angespanntester Aufmerksamkeit komplett verstanden werden konnten. Inhaltlich ist der Film von der Faktenfülle her mindestens so fordernd wie ein Bühnenstück Torquato Tasso oder Der Prinz von Homburg….

Kommentar 2: Die visuelle Umsetzung der Erinnerung von Martha, Irene und Manuel an den Arisierungsprozess von Heinz erinnert an eine gotische Kathedrale mit Kirchenfenster, bei der das Hoheitssymbol des Kreuzes durch das Hoheitssymbol des Naziregimes pervertiert ist. In seiner visuellen Auflösung verweist das Bild auf den DVD-Cover des Filmes „Der Stellvertreter – Amen.“ von Constantin Costa-Gavras mit Ulrich Tukur als Kurt Gerstein .

Und Jimmy ging zum Regenbogen (2008) Rückblende Erinnerung an den Arisierungsprozess von Heinz DVD Cover von "Der Stellvertreter" von Constantin Costa-Gavras

Kommentar 3:

Borkener Zeitung – Petra Noppeney sagt:

Weder hielt die Liebesgeschichte zwischen dem aus Argentinien angereisten Manuel Aranda (von Heino Ferch mit erschreckender Lustlosigkeit gespielt) und der Polizistin Irene Waldeck (Dennenesch Zoudé) dieses Versprechen…

Ignazwrobel für Filmszenen.net sagt:

Heino Ferchs Spiel kreirt mit der Figur Manuel Aranda eine Charakterstudie, die wunderbar leise in fast unmerklich zarten Veränderungen Schleier um Schleier emotionaler Farbnuancen auflegt oder abzieht. Aus akuter Trauer um den Vater wird Erkennen des Vaters und eine neue Form von reifer Trauer des Erwachsenen, des Anthroposophen, des Verantwortlichen, der so reif ist, dass er nicht einmal mehr mit Wut reagiert.

Und Jimmy ging zum Regenbogen (2008) Manuel und Irene

Die Zuneigung, die zu Irene wächst, zeigt rein im körperlichen Spiel ohne einen anstrengenden textlichen Überbau eine barrierelose Innigkeit, die Manuel nicht nur an Irene heran-, sondern ihn fast ihn sie hineinträgt.

Und Jimmy ging zum Regenbogen Manuel und Irene

(Unterstützt von Carlo Rolas und Frank Küppers wunderbaren Very Close Ups, die uns quasi in die Innigkeit des Paares hineinschlüpfen lassen)

Auf dem emotionalen Plateau eines eher introvertierten Charakters sehen wir in feinsten Nuancen eine Entwicklung der Befindlichkeit von Gefühlen, deren Veränderungen trotz elliptischer Darstellung störungsfrei immer weiter gleitet;

Die Entwicklung zeigt –  neben den Reaktionen auf die Fakten, die ihm zugetragen werden,-  in einer ganz leisen Veränderung bis hin zu dem Fluchtgedanken „nach Hause, ans Meer“, Irene Manuel als den, der er im Innersten ist.

In diesen Augen aus dem Süden…“ rezitiert er leise und nah irgendwann an einem alltäglichen Ort, in der Straßenbahn (den Irene nie mehr vergessen wird), als die grausame Entfernung voneinander schon ahnbar ist.

Keine zwei Szenen zeigen auch nur annähernd dieselbe Emotion.

Introversion – Extroversion:

Die Wut Manuels, der Zorn gegen die Verfolger, sein schnelles fast jähzorniges Zupacken wirft genug Gewicht in die Waagschale Action, Aktivität, Tatkraft des Charakters, um Manuel als starke mutige Persönlichkeit erlebbar zu machen. Die Introversion ist kein Zeichen von Energiemangel – eher von Innigkeit.

Diese Charakterstudie berührt die Grenze innen-aussen, inneres Erleben, äußeres Handeln immer wieder vorsichtig von beiden Seiten und macht deshalb Manuel auch irgendwie geheimnisvoll. Als Manuel Irene fragt, „tanzt Du?“ ist diese Frage, deutlich spürbar viel mehr als nur eine technische. Es ist die Frage eines Argentiniers, für den Tanz Leben, Welterleben ist und der Irene hier fragt, ob sie denselben Schlüssel zur Welt besitzt. Irene antwortet: Manchmal.

Wir hier von filmszenen.net finden, dass wir eine Meisterarbeit gesehen haben, technisch vollkommen wie ein Gemälde von Kalf oder vielleicht sogar eher in ihrer Demut von Chardin.

Wunderschön. Leises immens fein nuanciertes Porträt.

offtopic Wir sehen uns gerade einen Film von 1999 an. Jahrestage. Sehr überraschend, besonders in Verbindung des Foto-Features in brigitte Woman von – war es 2007 am Strand, vor dem langen Steg ins Wasser….und so weiter und so weiter. Da findet in Bildern über Projektgrenzen und Jahre hinweg eine wortlose Unterhaltung statt…. so ähnlich wie die fiktive Unterhaltung der weiblichen Hauptfigur mit ihrem imaginierten Mann Jakob….

12.10.2008

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