Filmszenen I ..ich glaub´ ich gehöre nur mir allein…in: Marlene. Teil C. Heino Ferch – Carl von Seidlitz. Regie: Joseph Vilsmaier, 1999-2000

Teaser Film Marlene. Heino Ferch - Carl von Seidlitz. Regie: Joseph Vilsmaier 1999-2000

Bildquelle und Bildrechte bei perathon Filmproduktionsgesellschaft

..ich glaub´ ich gehöre nur mir allein…in: Marlene. Teil C. Heino Ferch – Carl von Seidlitz. Drehbuch: Christian Pfannenschmidt, Regie: Joseph Vilsmaier, 1999-2000


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Vor der Szene.

Marlene ist aus Amerika zurück. Sternberg hat dort mit ihr und Gary Cooper „Marocco “ gedreht. Der Film wurde ein Kassenschlager.

Erste freudige Begrüßung der Familie in der Stadtwohnung in Berlin. Das Töchterchen Maria springt der Mama so froh an den Hals, dass die Berge von Geschenken zu Boden fallen.

Auch Probleme erwarten Marlene zu Hause. Das Kindermädchen Tammy ist schwanger von Rudi Sieber, Marlene´s Ehemann. Marlene weiß, dass ihr Gatte und das Mädchen sich ineinander verliebt hatten. Zu lange hatte sie die beiden allein in der Stadtwohnung gelassen, während sie Filme drehte, oft monatelang.

Schnitt.

Erfreulicheres.

Sonne. Nachmittag. Riesige grüne Linden, ein Englischer Garten.

Eine breite Kiesauffahrt – überwallt von grünen Baumriesen – führt von einem pfeilerflankierten Garten-Haupttor ganz hinten hierher zu uns. Hier parkt neben der niedrigen Eingangstreppe des Palastes ein kostspieliges offenes 30er Jahre Mercedes-Coupe . Große Stein-Akanter schmücken die Treppenbrüstung.

Die Kiesauffahrt befährt ein zweiter Mercedes mit Fahrer. Im Fond eine semmelblonde Frau: Marlene.

Plötzlich schießt ein schlanker Mann, circa 35, die wenigen flachen Stufen des Eingangsportals in schnellem Tempo herab, – schwarze Hose, weißes leger getragenes Hemd, die Ärmel bis zu den Ellenbogen aufgerollt.

Er springt auf die Fußtrittleiste des Automobils auf, hält sich am Rahmen des Wagendachs fest und küsst Marlene noch im Fahren. Marlene erwidert den Kuss, sie freut sich. Als der Wagen an uns vorbeifährt, springt der Mann ab, lacht Marlene zu.

Schnitt.

Wir erkennen die kannelierten Säulen des Eingangsportals: Es ist der Palast derer von Seidlitz. Marlene besucht Carl zu Hause.

Carl öffnet Marlene den Wagenschlag. Wir stehen auf der ersten Treppenstufe neben ihm und sehen den beiden zu. Sie umarmen sich so stürmisch, dass es fast aussieht, als wollte jeder den anderen in sich hineinziehen. Endlich läßt Carl sie los, hält sie nur noch leicht an der Taille, sie können sich jetzt ins Gesicht sehen. Carl:

Ich hab´ Dich vermisst.

Marlene lacht, berührt, erfreut:

Ich Dich…

Sie wischt die Rührung weg, tritt einen Schritt zurück. Sie zeigt sich. Sie musste in Amerika abnehmen, Sternberg hat sie neu erschaffen. Jetzt steht eine echte Filmgöttin vor Carl.

Er blickt an ihr herab, stößt einen Pfiff aus: Bewunderung. Auch Carl sieht nicht schlecht aus. Er ist braungebrannt, vital.

Marlene:

Wo ist Lotte?

Carl legt Marlene den Arm um die Schulter und führt sie ins Hausinnere. Carl:

Lotte sitzt mit Pommer in der UfA und denkt darüber nach, wie man Marlene zurückholen kann.

Wir sehen den beiden nach, wie sie im Haus verschwinden.

Schnitt.

Die Szene.

Abend. Totale.

Ein lauer Sommerabend. Es ist Nacht, ein Biergarten. An Tischen mit blaukarierten Decken sitzen Sommerfrischler in heller Sommerkleidung, in der Mitte glühen Lampiongirlanden wie Glühwürmchen über einer großen Tanzfläche, viele Paare bewegen sich darauf in langsamem Walzerschritt.

Eine kleine Musikkapelle , die Musikanten mit Westchen und Matelotes , spielt einen der Schlager, den Marlene berühmt gemacht hat:

Ich weiß nicht, wohin ich gehöre, ich glaub´ ich gehöre…..

Inmitten der vielen Paare auf der Tanzfläche entdecken wir ein weißes Hemd: Carl. Er und Marlene tanzen den Walzer.

Carl von Seidlitz und Marlene Dietrich tanzen (Heino Ferch, Katja Flint)
Bildquelle und Bildrechte bei perathon Filmproduktionsgesellschaft

Schnitt. Nah. Wir sehen Carl nur einen Moment im Profil, einen Moment seinen Rücken und fühlen uns sofort angezogen. Seine Haltung, seine Ausstrahlung, äußerst viril, dabei die Haltung aristokratisch, elegant, wirkt er schmelzend, attraktiv. Er führt Marlene in eine Drehung:

Dein..Lied.. sagt er

Marlene, sehr glücklich, singt mit.

Wenn ich jetzt nur Dir Treue schwöre..wird wieder ein Anderer unglücklich sein.

Carl führt Marlene, er lächelt ihr leise zu, lässt seine Augen keinen Moment von ihr. Wir fühlen, wie die beiden glühen.

Als wir einen Blick auf sein Gesicht erhaschen, seine goldglänzende Stirn, als seine Schulter, sein braungebrannter Nacken, sein Rücken an uns vorbeigleiten, können wir verstehen, warum Marlene Carl nicht aufgibt, ihn als geheimen Liebhaber immer weiter besucht.

Er ist männlich, stark, attraktiv, dabei ganz unbewußt natürlich und ganz uneitel und: – voller Sehnsucht.

Er weiß gar nichts von seiner Belezza, seiner Schönheit, die in seiner Haltung, in seiner starken Emotion und: in seinem Genießen liegt.

Marlene gibt sich darüber wohl auch keine Rechenschaft ab, sie nimmt einfach den Abend, den Mann als Geschenk eines besonderen Augenblicks.

Ja soll denn etwas so schönes nur Einem gefallen?

Die Sonne, die Sterne, gehör´n doch auch allen!

singt sie.

Carl lacht leise auf, als er Marlene´s Text hört. Er zieht sie mit seinem Blick an sich, Marlene scheint darin ganz zu schweben, zu schwingen wie auf einer großen Schaukel.

Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre,

ich glaub´ich gehöre nur Dir ganz allein…

Carl wird ernster, die Tanzbewegungen verblassen zu einer leisen Andeutung. Marlene:

Ich glaub´, ich hab´ mich in einen Soldaten verliebt..

Carl:

..einen Soldaten, der Kästner mag.

Die beiden küssen sich. Marlene legt eine Hand in seinen Nacken. Als sie ihn wieder loslässt, bewegt sich ihre Hand behutsam wach über seinen Arm, als berühre sie etwas sehr Wertvolles.

Carl ist scheinbar von irgend einer Stelle weiter weg irritiert, so als hätte er fremde Aufmerksamkeit auf sich gefühlt. Er sucht mit zwei schnellen Blicken in der Menschenansammlung. Marlene bemerkt nichts. Carl legt seinen Arm um ihre Schulter, die beiden flanieren ein paar Schritte zu einem Tisch.

Ach, Carl, alles is´ auf einmal so anders. Nun bin ich eine öffentliche Person, sagt Joe.

Carl gibt ihr einen Kuß auf die Schläfe.

Marlene:

Hier is´ eben doch mein zuhause. Nich´ da drüben.

Die sind meschugge, die Amerikaner – keene Kultur! Goethe, Schiller – nie gehört! Mozart, Brahms, Schubert – was issn´das?

Die beiden haben einen Gartentisch erreicht. Carl ist Marlene beim Platznehmen behilflich, er bleibt hinter ihr, auf die Stuhllehne gestützt, beugt er sich leicht über sie…

Marlene:

Und das Essen erst! – naja , ich darf ja sowieso nich´..

Carl, nah, über Marlene:

Warum machst Du´s dann?

Marlene:

Weil ich berühmt werden will.

Carl:

Das bist Du doch längst.

Jetzt nimmt auch er Platz. Er nimmt Marlene´s Hand in beide Hände, ein wenig so, als wolle er ihr einen Handkuß geben, ein wenig so, als wolle er sie nicht mehr loslassen. Er ist sehr ernst. Er hofft.

Carl:

Pommer wird Dir ein gutes Angebot machen und Du kannst in Berlin bleiben – wo Du hingehörst.

Marlene:

Ich gehe zurück, Carl.

Wir sehen, wie Carls Gesicht mehr spiegelt, als Enttäuschung. Wir sehen, dass er begreift, etwas loslassen zu müssen, das er schon als einen Teil seiner selbst gefühlt hatte.

Marlene:

Ich habe einen Vertrag über vier Filme. Joe und ich bereiten den nächsten schon vor.

Carl versucht, sich abzutrennen. Seine Augenlider flackern. Langsam legt er Marlenes Hand zurück in ihren Schoß.

Marlene senkt den Blick. Ihn jetzt anzusehen, wäre….

Schnitt.

1999-2000 Heino Ferch (im Alter von 36) – Carl von Seidlitz, Marlene Dietrich´s geheimer Geliebter, Katja Flint – Marlene Dietrich; Herbert Knaupp – Rudi Sieber, Marlene´s Ehemann; Christiane Paul – Tammy, das Kindermädchen, Theresa Vilsmaier – Maria Sieber, die Tochter

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Kommentar 1: Die Szene spielt mit der Liedzeile „ich glaub, ich gehöre nur mir allein..“ als Marlene das Lied für Carl singt, variiert sie den Text dieser Zeile auf „ich glaub´, ich gehöre nur Dir allein…“ Die Trennung am Ende der Szene bestätigt eher den Originaltext. Marlene gehört nur sich allein.

Kommentar 2: Frau Ignaz heult schon wieder. Sie sagt, das kennt sie. Da sei sie auch schon gewesen. Es sei der Biergarten am Kleinhesselloher See in München Schwabing. Und der Mann habe William geheißen, Student aus Stanford, USA. Da am See sei er weggegangen und sie geblieben . Ach ja, die Gute….Kleenex, bitte!!

Kommentar 2: Lotte ist Carls Schwester. Ein Projekt später, in „Der Tunnel“, wird der Name der Schwester des Protagonisten, (den dort ebenfalls HF spielt), derselbe sein: Lotte.

semi offtopic

Unser Filmszenen – Podcast:

Sehr beliebt sind – neben den Dauer-Best of aus Der Untergang mit Albert Speer und dem Kaffeegießen aus Winterschläfer – im Moment:

Die Mauer – im Möbelhaus – diese Episode hat alle anderen überholt.

Johann – ein guter Vater aus Jeder Stirbt – The Unscarred – He is a good father wird gerne gehört und oft „gezogen“. auch das Versprechen auf Verbindlichkeit Widows- Wenn Du willst bin ich für Dich da…

Der geheimnisvolle Schatz von Troja: Die drei Episoden um Michaela Neumann erfreuen sich gleichbleibend hohen Interesses:

http://podster.de/episode/341750
http://podster.de/episode/342393
http://podster.de/episode/339757

Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde: Dass Du auf so grossem Fusse lebst…? Auch die Episode mit der Schuhanprobe hat ihre Liebhaber…

Das interessierte Herantreten an Peter Bender: Wieso IHR Bild..?! hat viele Hörer

und der Überraschungs-Sieger der letzten acht Wochen ist:

Gefährliche Verbindung – der Fenske ist tot

Manchmal wüßten wir gerne, wer unsere Leser und Hörer sind. Wahrscheinlich sind wir die „Bravo“ der Gilde der Drehbuchautoren. Was interessiert das Publikum?— warum ist diese und jene Szene so beliebt…? Große Entscheidungen sind beliebt, Schmerzliches, auch der genaue Blick in die eine oder andere psychische Momentanverfassung. Sehr beliebt z.B. aus Auf ewig und einen Tag: Im Atelier. – Erotik ist nur dann beliebt, wenn sie nicht platt und überdeutlich daherkommt, sondern leise. Blicke, Gesichtsausdruck, ein Wort, ein Satz, ein Beinahe.. mehr nicht.

Also Freunde Neighbours and Fans, ich muss Euch doch mal..ich muss mal eine Seite von einem Drehbuch-Beurteiler (Wochengage bei Warners Dollar 300) vorlegen, DER konnte was, der KONNTE wirklich gut erzählen:

Zitat Anfang:

Read by: Stephen Karnot 12/11/1941

Everybody comes to Rick´s by Murray Burnett & Joan Alison. (Ohne die Empfehlung dieses Lektors wäre CASABLANCA, einer der beliebtesten Filme of all times, nie entstanden… )

Smart, Sophisticated, luxurious Rick´s Cafe is the most popular night spot in Casablanca, French Morrocco. To the flamboyantly decorated bar, and the gaming rooms in the rear come the wealthy French expatriates, the richer refugees, the consular officials and the French, German und Italian military attaches.

Under the cynically indifferent and watchful eye of Rick, an American of indeterminate age, an atmosphere of strict neutrality, both political an personal, prevails.

On this warm summer evening of 1941, the mood of Rick´s cafe epitomizes the mood of Casablanca: tense, hectic, desperately gay.

Rick , as usual, sits at an out-of-the-way table near the bar, admitting or barring people from the gaming rooms with an imperceptible nod to the major-domo, greeting a patron here, there refusing to take the check of an imposing four-flusher. Sam, Negro entertainer at the mobile piano, plays softly.

Ugarte, a distinguished, sleekly tailored man enters, and at a nod from Rick is seated at an adjoning table.

When the waiter brings a magnum of champagne, Ugarte asks Rick to join him, but Rick refuses. Poker-faced Rick evidently has little use for Ugarte, and when the latter announces his coming departure from Casablanca, Rick remains….“ Zitat Abbruch..

Chapeau vor einem großen Szenen-Nacherzähler-„Kollegen“ aus den Warner-Studios von 1941, fast siebzig lange Jahre vor Erfindung von Weblog und Podcast.

29.5.08: Danke! 🙂

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offtopic

i.m. Maria Antretter. (+ 3. Mai 2008)

22.5.2008

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