Filmszenen I „…wie heißen Sie?“ in: Das Konto. Teil 2A (Heino Ferch – Dr. Michael Mühlhausen ) Regie: Markus Imboden 2003-2004

Bildquelle: www.daserste.de, Bilder: Boris Laewen

„…wie heißen Sie?“ „ ….Dr. Mühlhausen…“ „So heiße ich. .. und Sie?“ „ … Heike Wagner.“ in: Das Konto. Teil 2A (Heino Ferch – Dr. Michael Mühlhausen ) Regie: Markus Imboden. Buch: Martin Pristl, M. Imboden, 2003-2004


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Vor der Szene



Wir hatten Mühlhausens Weg
per Siebener-Panzer in seine Firma begleitet und dabei ausreichend Gelegenheit gehabt, aus seiner Körpersprache auf seine psychophysische Fitness zu schließen.


Jeder Handgriff, den er setzt, wie zum Beispiel das Einschieben seiner Zugangscodekarte in den Kartenleser, zunächst an der TG, später in die Vorstandsetage, ist von einer derart schnellen zielsicheren Präzision, dass wir ihn unwillkürlich als fitten Macher kategorisieren müssen, dessen Denkvorgänge von ähnlich schneller pfeilartig auf den Punkt zuschießender Energie getragen sind, wie seine Bewegungen.


Gerade haben wir ausserdem miterleben dürfen, wie Mühlhausen cool und geschickt einen Firmenabschluß zu Stande bekam, indem er eiskalt pokerte.


Ein grandioser Auftritt, bei dem er verbal glänzend argumentiert und gleichzeitig körpersprachlich überzeugend blufft: er demonstriert scheinbar felsenfeste Informationskompetenz, mit deren Hilfe er Wissen über die prekäre Finanzlage des Auftragnehmers vortäuscht.


Er vermutet zwar aus Indizien, besitzt aber kein effektives Faktenwissen. Stimmt seine Vermutung, benötigt der Auftragnehmer den Auftrag der Olson AG verzweifelt dringend und wird also im Preis nachgeben.


Bohrende Blicke, dramatische Sprechpausen, präzise gezielte Bewegungen, die jede psychische Unsicherheit zur völligen Undenkbarkeit werden lassen und kontinuierlich gesetzte Dominanzgestik setzt Mühlhausen so ein, dass der Bluff gelingt.


Der Auftragnehmer hat zu Olson AG-günstigen Konditionen unterschrieben. Die Sitzung ist gerade vorüber, die übervorteilten Auftragnehmer kreideweiss um die Nase im Lift zum Ausgang gefahren.


Wir haben also gerade gelernt, dass Mühlhausen abgebrüht ist, dass er die Lieblingsbeschäftigung von Managern, namentlich Einkäufern, die Gegenpartei argumentativ sportlich auszutricksen, aus dem Eff Eff beherrscht.


Wer Mühlhausen zum Geschäftspartner hat, muss früh aufstehen und sich warm anziehen.


Dr. Mühlhausen kommt nun zurück in den Besprechungsraum, um seine Unterlagen zu holen, die er dort liegen ließ, während er, zusammen mit der Bereichsleitung, die Auftragnehmer hinausbegleitet hatte. Es sind seine Papiere und eine Probe des beauftragten Produktes, einer Instantsuppe, in einem Schraubglas.


Die Szene.


Close up auf eine große Weinbrand – Karaffe.


Zwei Frauenhände nehmen sie aus einem Sideboard, öffnen den Glasstopfen und schütten einen Schluck in eine blaue Kaffeetasse.

Die Hände stecken in karierten, nachlässig nicht zugeknöpften Blusenärmeln, darüber ein blauer langärmeliger Arbeitskittel: die Hände gehören einer Putzfrau, die das Besprechungszimmer nach der Besprechung säubern soll.


Die Putzfrau glaubt sich unbeobachtet und genehmigt sich einen schnellen Schluck aus der Bar der Konzernvorstände.

Während sie geduckt, weil schlechten Gewissens, sich hastig die Tasse zum Mund führt, hören wir ein Geräusch an der Tür. Die Tür wurde geöffnet.


Mühlhausen kommt zügig herein, läßt die Tür dabei weit offenstehen, weil er ja gleich wieder gehen will. Er geht auf seine Unterlagen auf dem Tisch zu.


Totale. Er hat bemerkt, dass er nicht allein im Raum ist. Wir sehen, wie er sich nach der Putzfrau am Sideboard umdreht, die Situation erfaßt.


Er macht einen Schritt rückwärts, als wolle er sich das Ganze aus übersichtlichem Abstand ansehen, oder als ob er aus Überraschung ein wenig rückwärts prallt, bleibt stehen, sieht die Frau an.


Wir hören sein leises, erstauntes:


Aha?


das er fast wie eine kleine Frage klingen läßt.


Die Putzfrau hat sich schon eine Hand vor den Mund geschlagen, sie erwartet alles mögliche. Mindestens ein einschüchterendes Donnerwetter mit Entlassungsdrohung.


Mühlhausen macht einen Schritt auf die Tür zu, schließt sie. Es wirkt, als wolle er der Frau einen möglichen Fluchtweg abschneiden, die Alkoholdiebin sitzt in der Falle.


Das – so scheint sie ihrem verzweifelten Blick nach zu denken, – ist das Ende ihres Arbeitsplatzes bei der Olson AG. Mühlhausen fragt sie, nicht laut, aber doch streng:


Wie heißen Sie?


Amerikanische auf die beiden, während er seine Frage stellt.


Er legt den Kopf schief, lauscht aufmerksam und auffordernd.

Wir nehmen, halb unbewußt, seine glatt makellose Erscheinung wahr.

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