Filmszenen I “ ..wie lange?..“ in: Wer hat Angst vor RotGelbBlau? Teil 2a Schluß. Porträt Müller ( Heino Ferch ) 1990


“ ..wie lange?..“ in: Wer hat Angst vor RotGelbBlau? Teil 2a Schluß. Porträt Müller ( Heino Ferch ) Regie: Heiko Schier, Buch: Heiko Schier 1990


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Vespa: die zweite.

Francis steht im dunkelblauen Business-Kostüm und mit Handtasche an der Uferbalustrade. Wir blicken mit ihr über den glitzernden Fluß auf die Stadtsilhouette am jenseitigen Ufer.

Von hinten tritt jetzt Banuscher an sie heran, im schwarzen Schniegelanzug.

Er sagt: Es tut mir leid.

Francis: Lieber Gott, schick ihn weg.

Banuscher schnippt seine allfällige Zigarette weg, sieht nach Francis.

Sie geht weg, Stechschritt, straffes Tempo.

Er sagt ihr hinterher: Ich will Dich malen.

Dieser Satz hält sie ruckartig an.

Sie dreht sich um, geht zu ihm zurück und knallt ihm ordentlich eine.
Sein Kopf fliegt zur Seite.

Sie dreht sich sofort wieder in ihre Richtung, läuft die Uferstraße entlang.

Da rattata-töfftöfftöfft Müller auf seiner Vespa heran, Jeansjacke und –hose in sorglos hell- und himmelblau, bleibt neben ihr stehen.

Francis schreit ihn an: Du auch noch!!

Stiefelt wütend weiter. Er guckt ihr nach.

Sie fährt herum:

Haut doch endlich ab!!!! Verschwindet aus meinem Leben!!! schreit sie und rennt weiter.

Müller bleibt auf seinem Töfftöff sitzen, sieht ihr nach, dann sucht er – Verständnis heischend – Blickkontakt zu Banuscher.

Schnitt.

An der Balustrade. Banuscher steht da und raucht.

Mit einem Ruck steht Müller vor ihm. Mit dem Rücken zu uns.

Plötzlich Gary Cooper Stimmung: High Noon.

(Song (-imaginiert-)….Rattatam-rattatam..
Do not forsake me, oh my darling (…)-
I do not know what fate awaits me,
I only know I must be brave
And I must face a man who hates me,
a lying coward, a grieving coward….)

Banuscher merkt, dass Müller ihn aggressiv fixiert. Sowas kennt er von ihm nicht.

Banuscher lächelt süffisant: Glaub´ mir Müller, sich wegen einer Frau schlagen lohnt nicht.

Er zündet sich die Zigarette an und wendet sich cool ab.

Close up Müller.

Müller, angefressen: Warum eigentlich nicht?

Huch – auf einmal hat er suppentassengroße schwarze Augen. Auch ein Lieblingshund kann beißen.

Schnitt.

Wir begleiten Francis, die langsam und ausgepowert dahingeht, dahinwankt.

Da, auf einmal, zack!- Müller schießt von links ins Bild, schiebt die Vespa, läuft wieder neben ihr her, wie damals.

Francis starrt beim Vorwärtsschwanken geradeaus, nutzt ihn sofort als Plauderwand, als kathartischen Resonanzboden, wie immer. Sie sieht ihn nicht an. Deshalb bemerkt sie nicht, was wir sehen.
Müller hat eine Platzwunde an der Lippe.

Francis: Hat zu Dir schon mal n´ Hase gesprochen?

Müller antwortet sofort, obwohl er noch leicht außer Atem ist:

Nein, nur ein Mops.

Lächelt sie an: Was hat er denn gesagt?

Francis: Geh´ nach Hause, die haben Dich reingelegt.

Bleibt stehen, schaut immer noch geradeaus. Eigentlich ist alles Deine Schuld!

Müller: Wieso meine Schuld?

Durch Dich hatten wir diese Ostausstellung, dann kam der Erfolg, ohne Dich wären wir heute noch zusammen.

Müller fällt ihr ins Wort: Ich war dagegen! Ich hab´s für Dich getan.

Francis: Sag´ ich doch, alles Deine Schuld.

Müller Du wolltest mir nicht glauben.

Francis Nein.

Müller: Und… glaubst Du mir jetzt ?

Sie sieht ihn an.

Du blutest ja.

Greift ihm an den Mund, um das Blut abzuwischen. Prüft die Verletzung. Ihre Hand liegt auf seiner Wange, die Berührung ist halb medizinisch, halb tröstend.

Er steht immer noch da mit den Händen am Lenker der Vespa, dreht den Kopf ganz zu ihr hin, in ihre prüfende Hand hinein.

Francis Was hast Du hier überhaupt verloren?

Müller lächelt süffisant, beugt sich ein wenig zu ihr.

Mit mir muß man immer rechnen ! [ha!]

Sie geht weiter, er lächelt ihr nach. Es sieht aus, als zöge sie ihn an einem unsichtbaren Faden hinter sich her.

Sie geht wieder weiter. Ich lieb Dich nich. Starr, trotzig.

Er, sofort: Wie lange?

Sie wendet sich ihm zu, er beugt sich ein wenig über den Lenker, sieht aus wie ein fluffiger junger Hund, ein erwartungsfroher Welpe.

Wie lange wirst Du mich nicht lieben,.. zwei Tage, ..drei Jahre …oder überhaupt nich?

Francis: Das ´s doch egal! Geht weiter.

Müller: Nein.

Schiebt seine Vespa wieder an, gibt ihr einen Drive nach vorne, holt auf.

Es is wichtich.

Also.

Hat sie überholt, guckt ihr ins Gesicht.

Wie lang?

Wartet fröhlich, froh, hundertprozentig sicher, dass er geliebt werden wird, unverbrüchlich.

Francis: Ich weiß es nich.


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