Filmszenen I Editorial zum zweiten Geburtstag von Filmszenen am 15.3.2007

Bergwanderung Sektion Otterfing - Gipfelbild Wildalpjoch

Ein neuer Höhepunkt- another summit:

Filmszenen feiert am 15. März 2007 seinen zweiten Geburtstag. Und: Der Neunzigtausendste Besucher war da. (Zähler Anormal-Tracker, startete mit gleichem Zählerstand wie blogigo-Tracker) Und auf Podster, dem Audio-Portal unseres Podcasts „Filmszenen“ begrüßen wir in Kürze den Tausendsten Besucher.

Wie Sie als Konsumenten von Filmszenen längst bemerkt haben, lieben die Written Comics (www.filmszenen.info) und Radio Comics (http://filmszenen.podspot.de ) besonders das Atmosphärische jeder Szene.

Filmanfänge und Filmschlüsse sind sind Leuchttürme und Ecksteine des Atmosphärischen.

Die Anfangsszene soll uns packen und festnageln, uns eintauchen lassen in die vorgestellte Welt der erzählten Geschichte.

Und am Ende gilt es, uns schlussendlich etwas mitzugeben, das uns den Film unvergesslich macht, das uns seufzen und weinen oder lachen lässt, das uns – noch betäubt von der Welt der Filmgeschichte- widerwillig aus dem Kinosaal ins Tageslicht treten und erstaunt den banalen Lärm des Straßenverkehrs dieser Welt als fremd empfinden läßt.

Unsere Lieblings-Anfangsszene ist immer noch die des hier als erstes besprochenen Films.

Der Tunnel.

Hören Sie.

Hören Sie, wie der Inhalt des Briefumschlages auf den Tisch fällt –es ist ein Schweizer Pass, Kaugummi, Geldmünzen, ein Päckchen Zigaretten – hören Sie die Musik, verhalten, leise und spannend.

Wir erwarten etwas.

Und dann – die Stimme:

Mein Name ist Harry Melchior. Dies ist meine Geschichte.

Heino Ferch gelingt es wunderbar, mit diesen zwei kurzen Sätzen alles gleichzeitig zu erschaffen,
verhaltene Spannung, den Charakter der Figur, wir fühlen, hier werden wir in ein Geheimnis hineingezogen,

wir hören der Stimme an, dass der Mann etwas erlebt hat, das ihn beeindruckt hat, bedrückt, wir hören aus der Intonation, dass wir einem pragmatischen kraftvollen Mann vorgestellt werden,

alles das und mehr nur in dieser einzelnen Männerstimme in zwei Sätzen – noch haben wir ihn gar nicht gesehen.

Dann schlägt die Emotion in der Stimme um, eine neue Facette, die Stimme wird berichtend, der Mann wird uns etwas erzählen, den Beginn seiner Geschichte….

– Er wird nur weitere zwanzig Sekunden brauchen, bis wir ihm mit Haut und Haar verfallen sind: Harry Melchior.

Herrlich.

Audio.mp3 Intro-Der Tunnel

Heino Ferch wurde im Jahr 2006 von 8 Millionen Fernsehzuschauern (Kerner-Umfrage) zum beliebtesten deutschen lebenden noch nicht im Rentenalter befindlichen Schauspieler gewählt.

Der beliebteste deutsche –verstorbene – Schauspieler ist nach dieser Umfrage Heinz Rühmann.

Beide, Ferch und Rühmann, beherrschen die Liaison mit der nahsichtigen Kamera in besonders eindrücklicher Art, sie erzeugen durch fortwährende feine Modulation von Stimme und Mimik emotional tragende Atmosphäre, die uns geradezu injiziert wird wie eine Droge.
Hier unsere Lieblings-Schlußszene (Copyright vor 2 Jahren abgelaufen) aus dem Film „Die Feuerzangenbowle

Schluss-Szene Feuerzangenbowle

(für download 11 MB auf Bild clicken – Film ist .wma -formatiert)

Beachten Sie den graduellen Stimmungsumschwung von lärmender Fröhlichkeit zu melancholischem Ernst. Sehen Sie die feine Veränderung der Mimik, zuerst noch von der humorigen Fröhlichkeit des Starschriftstellers, der die Rolle des Pennälers kommentiert, dann – in der Überblendung der Wechsel von Jugend zu älterer Gesetztheit, – humorig immer noch, das schelmische Zwinkern, das uns zu seinen Verbündeten macht. „Ja, sogar, mich selbst – hab ich erfunden…“

Sehen Sie den Ausdruck um die Augen, „Wahr an der ganzen Sache ist nur der Anfang“, bei „Anfang“ verliert sich der letzte Hauch an Verschmitztheit, Rühmann entspannt die Augen, silberne Glanzlichter springen auf. Hören Sie, wie die Musik lyrischer wird…

Die Feuerzangenbowle.“

Jetzt – wieder eine neue Farbe – größerer Ernst, Deklamationsstil – Tiefe, die zu Melancholie wird, begleitet die romantische Quintessenz: Vergangenheit – die Erinnerungen, Gegenwart – die Träume und Zukunft – die Sehnsüchte.

Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen,

Die Träume, die wir spinnen…

Die Flammen der Bowle lodern auf, züngeln hoch zwischen dem Sprecher und uns, entfernen ihn und die heile Welt der Geschichte aus unserer harten Realität…

Und die Sehnsüchte, die uns treiben…

Immer noch verändert sich der Ausdruck um die Augen, Sorge, Ernst, Trauer, Demut, Verzicht (der Film wurde im vorletzten Kriegsjahr 1944 gedreht) …

Damit wollen wir uns bescheiden…

..bevor die Flammen das Bild ausfüllen und den Sprecher langsam unsichtbar werden lassen.

Dann die letzten Töne des Melodiebogens – sie schließen das Thema ab.

Meisterhaft.

Wahr sind nur die Erinnerungen, die Träume und die Sehnsüchte…“ Spielen sie uns den Ausschnitt zwanzig mal vor und wir fangen wie auf Knopfdruck zwanzig mal zu heulen an. Na ja, wir sind eben Fans dieser Jugend-Alter-Metamorphose.

– – –

Rückblick-Ausblick:

In diesen zwei Jahren haben wir besprochen

Szenen aus

Der Tunnel 2001, Comedian Harmonists 1997, Der Unhold 1996 , 2 Männer 2 Frauen 1998, Es geschah am helllichten Tag 1997, Hölle im Kopf 2005, das Rilke-Projekt 2004, Ostern 2002, Straight Shooter 1999 , Grüne Wüste 1999, Winterschläfer 1997, Der Schutzengel 1997, Julius Cäsar 2002, Spiel um Dein Leben 1997, Nachts im Park 2002, Todfeinde 1998, Extreme Ops 2002, Napoléon 2002, Lucie Aubrac 1997, Deutschlandlied 1996, Mord am Meer 2005, Der Untergang 2004, Vom Suchen und Finden der Liebe 2005, Das Wunder von Lengede 2003, Der Anwalt und sein Gast 2003, Marlene 2000, Wer hat Angst vor RotGelbBlau 1991, Möwengelächter 2001, Wedding 1990, Das Konto 2004, Die Luftbrücke 2005, Buddies-Leben auf der Überholspur 1997, Hunt for Justice/Jagd nach Gerechtigkeit 2005 , Le Lion 2003, Das Baby der schwangeren Toten 1994, Ghetto 2006, Single sucht Nachwuchs 1998, Auf ewig und einen Tag 2006, Die Drei Musketiere 2006 und: Die Mauer-Berlin ´61 2006)

Im Schrank warten noch auf die Beleuchtung einzelner Szenen: The Unscarred 1999, Küß mich! 1995, Jutta oder die Kinder von Damutz 1995, La Tour Secréte 1998, Widows 1998, Wer Kollegen hat braucht keine Feinde 1995, Der Feuerteufel 1999, und Samstags, wenn Krieg ist 1994.

Im Kopf haben wir noch als dringendste „Grabungsdesiderate unterster archäologischer Schichten“: Gefährliche Verbindung 1993, Lauras Entscheidung 1994, Freundinnen 1994, Die Russenhuren 1995, Mordnacht 1995, Nur der Sieg zählt 1995 und, allen voran: Koma 1997.

Wir wollen also, anders als der Darsteller nach Fertigstellung seiner Digger-Trilogie (Tunnel, Lengede und Troja) den Spaten noch lange nicht aus der Hand legen.

Gold haben wir zwar schon reichlich gefunden – Wir schaufeln dennoch weiter –

so far, so good – so long: bis zum Hunderttausendsten Besucher,

Teaser Redaktionsteam Wrobel-Ignaz-Dito-Glaser

Euer Redaktionsteam

Stay tuned! -Unser Sender: Filmszenen- Kino für die Ohren auf Podster

2.3.2007

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