Filmszenen I „…überleg es Dir noch einmal, Magda!“ in: Der Untergang. 1b 2003-2004

Teaser Film Der Untergang. Heino Ferch - Albert Speer


Bildquelle Abb. Familie Goebbels (Ulrich Matthes, Corinna Harfouch), Albert Speer (Heino Ferch) , Magda Goebbels und Traudl Junge (Corninna Harfouch, Alexandra Maria Lara) und alle Bildrechte bei Constantin Film Produktion GmbH


„…überleg es Dir noch einmal, Magda!“ in: Der Untergang. 1b Heino Ferch als Albert Speer. Produktion Bernd Eichinger, Regie: Oliver Hirschbiegel, Buch: Joachim Fest, Traudl Junge, Bernd Eichinger, 2003-2004

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Close up auf Frau Goebbels, sie hört ihm aufmerksam und erregt zu, dann deutet sie ein Kopfschütteln an.

Speer: Lange dauert es so oder so nicht mehr.

Er ist angespannt, seine Stimme ist in extremer Besorgtheit leise, beschwörend. Ein nervöser Lidschlag – dann preßt er die Lippen aufeinander.

Frau Goebbels.

Ich möchte nicht, dass meine Kinder in einer Welt ohne Nazionalsozialismus aufwachsen.

Speer läßt das Gesagte einen Moment auf sich wirken. Er macht einen letzten Versuch, sagt:

Überleg´es Dir noch einmal, Magda.

Sein Lidschlag zuckt nervös, als er hinzufügt:

Die Kinder haben ein Recht auf ihre Zukunft.

Frau Goebbels kämpft mit sich, ihr Gesicht sieht zerquält aus. Sie atmet stoßend, ringt nach Luft.

Frau Goebbels:

Wenn die Idee des Nazionalsozialismus stirbt, gibt es keine Zukunft mehr.

Speer sieht weg von ihr, wieder zucken Lidschlag und Augenbrauen unkontrolliert nervös, die Wangenmuskulatur arbeitet, wir verstehen, dass er dabei ist, aufzugeben. Er fühlt, dass er hier an eine unüberwindliche Mauer stößt, er blickt zu Boden.

Jetzt öffnet er den Mund, wie um Luft zu holen, die Kamera fährt in die Totale, wir sehen, dass der Magda Goebbels Hand mit beiden Händen gehalten hatte. Er drückt ihre Hand noch einmal, läßt sie dann fahren.

Magda Goebbels Hand steht noch einen Moment in der Luft, so als wolle sie ihn zum Bleiben veranlassen, dann resigniert auch diese Hand.


Speer steht auf und geht zur Tür. Wir sehen von hinten Schultern und Kopf einen Moment lang zögernd unbewegt.

Plötzlich dreht er sich schnell, fast ruckartig, noch einmal zu Frau Goebbels um. Wir sehen in sein tief ernstes, fast fassungslos wirkendes Gesicht. Er sagt:

Ich kann nicht glauben, dass Du das wirklich willst.

Frau Goebbels hat die Augen geschlossen, sie will offensichtlich nicht mehr in dieses intensiv appellierende Gesicht sehen. Mit einer Handbewegung scheucht sie Speer weg, hinaus:

Geh, geh!

sagt sie.

Speer geht.

Close up Frau Goebbels. Wir sehen, dass sie zittert.

Als Speer draussen die Gänge des Bunkers entlang geht, ist sein Gesicht einen Moment lang eine Maske ausTrauer und Schmerz. Foto

Ende der Szene.

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2003-2004 – Heino Ferch – Albert Speer, Magda Goebbels – Corinna Harfouch

Filmografie Corinna Harfouch

Filmografie Alexandra Maria Lara

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Kommentar:

Dieser Film ist ein zweieinhalb-Stunden-Dokument eines kollektiven Selbstmordes. Die obige Szene erzählt uns in der Person Albert Speers die einzige Gegenbewegung, weg vom Tod, hin zum Leben. Speer versucht, die Mutter und die sechs Kinder der Familie Goebbels zu retten.

Heino Ferch zeigt uns – wir sehen einen Moment ab von der historischen Figur, die als Rüstungsminister und Architekt der Zwangsarbeitslager zehntausendfache Schuld auf sich geladen hat – in diesem Film in dieser Szene einen Mann, der versucht, Kinder vor einem gewaltsamen Tod zu bewahren.

Kommentar 2:

„Der Untergang“ bildet zusammen mit„Straight Shooter“ , „Der Unhold“, „Hunt for Justice“ und „Ghetto“ eine Gruppe in Ferchs Lebenswerk: die der Antikriegsfilme. Die Figuren, die Ferch verkörpert, formulieren zwar auf sehr unterschiedliche Weise, aber in einer gemeinsamen klaren Aussage eine Botschaft: es sind Plädoyers gegen Krieg, für das Leben, besonders das von Kindern.

Abbildung Kinder

BR-CollegeRadioBeitrag über das Leben und die Schuld Albert Speers

Website des Films

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