Filmszenen I „…Reicht das?…“ in : Hölle im Kopf. Teil 3 (Heino Ferch – Marc Hoffmann) 2004-2005

Bildquelle und Bildrechte: Zweites Deutsches Fernsehen

„…Reicht das?…“ in : Hölle im Kopf. Teil 3 ( Heino Ferch – Marc Hoffmann ) Regie: Johannes Grieser, Buch: Holger Joos. 2004-2005

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Sie weint trotzig infantil weiter:

Du wolltest mich lieben und ehren. Bis dass der Tod uns scheidet.

Ihr Gesicht verzerrt sich zu einer weinenden Grimasse.

Klack.

Ihre Züge sind ruckartig ruhig, kalt, offen – entladen;
zeitgleich  mit dem klackenden Geräusch.

Sie hatte abgedrückt.

Gott sei Dank waren Lauf und Magazin der Pistole leer.

Marc sieht sie weiter unverwandt an.

Seine Rechte greift in die Tasche seiner Hose und holt eine Handvoll Patronen heraus.

Sarah ist ungläubig überrascht, zielt weiter auf ihn.

Marc sagt leise, ohne Veränderung des Ausdrucks:

Reicht das?

Sie weiß damit nichts anzufangen, starrt ihn fragend an:

Was–?

Reicht das?

wiederholt er. Sie folgt seinem Blick, an ihr vorbei nach hinten.

Schräg hinter ihr steht der Kommissar. Er war Zeuge der gesamten Szene.

Die Polizei führt Sarah ab.

Draußen, vor beider Haus, wartet der Polizeiwagen im Hof.

Marc steht dabei, vor seiner offenen Haustüre, als Sarah in den Wagen einsteigen muss.

Während sie zum Wagen geführt wird, blickt er zu Boden.

Kurz, bevor sie einsteigt, ein steinharter Blick von ihm zu ihr.

Sarah erwidert den Blick, steinern, voller Abscheu, latent hassend.

Er weicht ihrem Hassblick aus, blickt weg, zu Boden.

Das Polizeiauto fährt weg. Zurück bleibt die weiße Wand der Gartenmauer. Sie ist kahl, leer. Marcs und unser Blick fällt darauf. (Wir erinnern uns an das Symbol der Wand im Schlußbild von „Der Anwalt und sein Gast“ Dort nahm die Wand den sprachlosen Schmerz des Mannes auf. Hier nimmt sie seinen Blick auf und zeigt uns — nichts, Leere, tabula rasa. )

Schnitt.

Schlußbild:

Marc steht da, vor seinem Haus, vor der offenen Haustür.

Kalt hart, versteinert, dunkel, grau – allein.

Direkt hinter ihm bemerken wir das schwarze Relief eines japanischen Schriftzeichens an der Wand seines Hauses.

Es hat die Form eines Kreuzes.

Davor ein schwarzes Geländer aus einem Rechtkantträger.

Diese Schlußeinstellung ist ein Symbolbild.

Wir, die wir in der christlich geprägten Kultur Deutschlands assimiliert sind, erkennen in Relief und Geländer nicht dessen japanische Bedeutung.

Wir vergleichen mit unseren traditionellen Symbolbildern und erkennen:

Ein schwarzes Kreuz, ein Karfreitagskreuz

– und davor: eine Betbank, ein Altartisch.

Das ganze: ein Altar, ein Karfreitagsaltar.

Davor steht Marc; wie ein Priester beim Altar steht.

Das  ist das Bild eines Gerichtstands, einer Richtstatt.

Am Karfreitag wurde Gericht gehalten und verurteilt.

Reicht das?
hatte Marc den Vertreter des Gesetzes gefragt.

(Wir meinen: Es reicht.)

Die Kamera verlässt den Mann und seine Gefühlswelt, sie fährt nach oben, in die Überblicksperspektive. Dort unten sehen wir jemanden stehen, vor seinem Haus, allein. Er wird kleiner, es ist irgendein Haus, irgendein Mensch steht davor.

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2004-2005 Heino Ferch – Marc Hoffmann, Claudia Michelsen – Sarah Hoffmann, Michael Gwisdek Filmographie Michael Gwisdek – Inspektor Galleo.

Kommentar 1:

Der eiskalt bohrende Blick, das stur erstarrte, zu unnachgiebiger Härte geronnene Schmerz des Verlassen-Worden-Seins – dieses Herz, es will nicht verzeihen. Es schließt sich selbst in einen bleiernen Kerker der Unnachgiebigkeit ein.

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