Filmszenen I Marginalien 1 Das Geheimnis in der Wüste / I Guardini del Cielo / La Tour Secréte / Tower of the Firstborn 1997/98

Bildquelle: www.amazon.co.uk

1. Marginalien… so daherg´schwätzt:
Der Film-Titel: „La Tour Secréte“ (im Folgenden TourS) , Englisch: „Tower of the First Born“ heißt in der Deutschen Version „Das Geheimnis in der Wüste“.

La Tour Secréte ist m.E. ein Steinbruch für einige Figuren, einige Handlungsmotive und viele Bildmotive im „Geheimnisvollen Schatz von Troja“ (im Folgenden SchvT genannt): Der Vergleich mit einem Steinbruch ist in diesem Fall besonders passend, da in beiden Filmen Archäeologen „Steine (aus-)brechen, um zu finden, was sie suchen.

2. Der Filmtitel „Das Geheimnis in der Wüste“ kombiniert mit dem Handlungsfaden der Schatzsuche, wird m.E Der geheimnisvolle Schatz (ergänzt: von Troja) (m. E. heißt meines Erachtens. Alle Ausführungen im Folgenden sind keine Tatsachenbehauptungen, nein, sie vertreten ausschließlich unsere subjektive Meinung, sind also Theoreme, Luftgitarrenspiel)

3. Beispiele:

Haupthandlungsfaden Zwo in TourS ist die Suche nach einem Goldschatz. Die „Bösen“ im Film erhoffen im Tower of the Firstborn im Geheimen Turm, dem „Tour Secréte“ einen unermeßlichen Goldschatz vorzufinden.
Die Anderen, die „Guten“ im Film suchen so etwas wie eine „Große Wahrheit.“, die der Turm birgt.

In „Der geheimnisvolle Schatz von Troja“,:Szene Der Archäologe Sch, auf der Suche nach einer geheimnisvoll verborgenen archäologischen Stätte, besucht erstmalig Sophias Familie:
Frage an ihn: Sie suchen also nach Gold und Silber? ( TourS.: Die „Bösen“ suchen nach Gold und Silber, das im geheimnisvollen Turm verborgen sein soll)
Antwort: Ich suche die Wahrheit! (TourS: die „Guten“im TourS suchen eine „Große Wahrheit“, die im TourS verborgen sein soll.

TourS: Die zwei angloirischen Hauptfiguren, eine junge Archäologin: Diane Shannon und ihr archäologisch hochaktiver Schatzsuchbegleiter, der junge Astrophysiker Dr. Neil Hogan haben eine ganz ähnlich witzig frotzelnde Beziehung zu einander wie Schliemann (im Folgenden Sch) und Sophia in SchvT.

Auf den ersten Blick erkennbar ist m.E. die Ähnlichkeit des jungen Fachmannes Dr. Neil Hogan (TourS) mit der Figur des jungen Stratografen Theo Glauser in SchvT. – inklusive Drahtgestellbrille und sommerlichem Borsalino.

Wer zusieht, wie Diane Shannon in der Kennenlernszene am Seil aus dem Licht in das Dunkel der unterirdischen Halle herabgelassen wird, erkennt sofort das SAT.1 Marketingmaterial wieder, das Sch auf einem unterirdischen Felsen stehen läßt- in einer Lichtaureole, die von oben kommt. Dieses Bild verstärkt sich am Ende von TourS im Schlußbild des Tour Secréte-Films, in dem sich ein „Fahrstuhl in hypäthrale Sphären“ öffnet, der die Figuren in ähnlichem Licht von oben zeigt, wie Sch im SchvT-Teaser.

Ähnlich auch die Geologische Beschaffenheit des Ortes, in dem der Tour Secrete (TourS) liegt mit dem Ausgrabungslager in SchvT, eine die schluchtartige, von Wänden eingekesselte langgestreckte Ortlichkeit. An beiden Orten wird jeweils der Schatz vermutet und gefunden.

Besonders schön finden wir die, wie wir glauben, Reminiszenz der Bazar – Szene in SchvT, Sch und Sophia durchschreiten einen farbenfrohen Bazar – mit der Bazar-Szene in TourS. Diane und Dr. Hogan durchschreiten einen lebendigen Bazar. In beiden Fällen wird in diesen Bazaren etwas erworben. Einmal in TourS Kamele, in SchvT ein Medikament, beides Dinge, die die Hauptakteure weiter bringen.

Beide Filme zeigen uns auch eine Szene in einem Harem mit verschleierten Schönen, in beiden Fällen sind es die Paläste von Gegnern der Protagonisten.


Wir ahnen, was für u.E. eine ungeheur riesige Phantasieleistung erbracht wurde, um für eine Story Line brauchbare Bilder zu finden, die Geschehen in dramaturgisch wirksame Bildergeschichten umsetzt. Wir finden die Phantasie- und Analogieleistung ungeheuerlich, die erahnte, erkannte, welche Bilder im TourS Film schön und dramaturgisch nutzbar sind, um eine ähnliche Kausalitätskette von Filmhandlung in eigenem Zusammenhang zu erzählerischer Wirkung zu bringen. Chapeau. Hut ab.

Völlig subjektive Filmkritik des Filmes La Tour Secréte :

1. Als Steinbruch für Figuren-, Bild- und Handlungsmotive ist La Tour Secréte sicherlich geeignet, damit ist m.E. sein Wert als Film allerdings bereits völlig erschöpft.
Die Dramaturgie, die Spannungskurven sind gut vergleichbar mit einer Strickmühle.

Siehe Abbildung.->->

Links der orangene Knäuel ist der Filmstoff, eine amorphe Masse, daraus wird ein Handlungsfaden gezogen, der an der Produktionsstätte, dem Drehort (siehe die kleine Plastikglaskuppel mit den zwei Stricknadeln) in immer gleicher Weise verarbeitet wird. Unten kommt eine Art Schlauch heraus, der unendlich lang sein kann und bei dem alle Maschen in derselben –monotonen – Weise verstrickt sind (siehe unten links der orangene Strickschlauch.)

Wenn Sie sich im Stande fühlen, einhundertachtzig Minuten lang beim Entstehen eines solchen Szenen-Strickschlauches zuzusehen, dann ist der Film etwas für Sie. Alternativ kann man die unendliche Reihung von gleichartig gestrickten Szenen ertragen, indem man immer nur die nächsten fünfzehn Minuten des Films ansieht und dann einen Tag wartet.

2. Personal. Der Film braucht ungefähr die Hälfte des ersten Teiles allein dazu, um uns die ungeheuren Massen von Figurenpersonal vorzustellen, deren Schicksalsfäden dann im Anschluß per Strickmühle verarbeitet werden sollen. Nehmen Sie Papier und Bleistift zur Hand und schreiben Sie alle Namen mit. Sie werden sie brauchen.

Um das Ganze noch weiter zu verkomplizieren, haben mehrere Personen zwei Identitäten mit bis zu vier verschiedenen Attributen. Eine Person hat, je nachdem , wer von ihr spricht bis zu vier Namensbezeichungen. Das vervielfacht scheinbar das Personal noch weiter.

Mancher Name wird eine halbe Stunde lang nicht mehr genannt, wenn er dann wieder genannt wird, sollten Sie tunlichst sofort wissen, wer gemeint ist und zu welcher Gruppe er gehört, sprich: zu welchen Guten oder welchen Bösen, sonst verlaufen Sie sich high and dry im Gestrüpp des komplizierten Handlungsgeflechts, bzw. der Schnitzeljagd, die sehr dem Strickmuster von PC-Games ähnelt: Der Held muss B suchen, dafür aber erst A finden/erkämpfen/erobern, um anschließend damit C zu vollbringen/erhalten/erobern.

3. Sie können sich die Sache auch vereinfachen, gar nichts zu verstehen versuchen und nur das makellose Gebiß der weiblichen Hauptdarstellerin, der Archäologin, bewundern. Sie erkennen sie daran, dass fast alle ihrer zweiunddreissig Perlen-Zähne bereits auf Kilometerdistanz schneeweiss aus ihrem Gesicht leuchten. Aber Achtung! Sie beißt!

4. Kamera. Der Director of Photography ist in der imdb.de nicht genannt. Wahrscheinlich Selbstschutz, damit er nicht gesteinigt wird.

Unglaublich. Die Kameraperspektiven und die Beleuchtung entsprechen m.E. in ihrer Qualität etwa dem Kameradesaster von „Widows“.

Beispiel: Als León dem Tode nah (durch Vergiftung) von seinem Widersacher zu Boden geworfen wird, blickt die Kamera zwischen seinen gespreizten Beinen hindurch (wir blicken in Leóns Schritt) von unten in seine Nasenlöcher. Bei einer derartigen Kameraführung geht m.E. schlicht und einfach die Würde verloren. Ergebnis: unfreiwillige Komik. Schon seit Caravaggio wissen wir, dass ein Bildwinkel, der die Fußsohlen eines Menschen zeigt und uns erlaubt, in seine Nasenlöcher zu blicken, den Abgebildeten die Würde nimmt….

5. Licht. Ebenfalls unfassbar… hatten die kein Geld für Scheinwerfer? Streikte der Oberbeleuchter, war kein Stromanschluß da, ist der Generator verreckt? In vielen Aufnahmen laufen in den Close Ups den Darstellern Schattenkanten mitten durchs Gesicht. .- ungewollte Schattenkanten ohne dramaturgische Bedeutung. —no comment…

6. Synchronisation. Schön Gesprochenes kann, ebenso wie gute Filmmusik, noch viel retten – oder darstellerisch schlecht Gesprochenes alles in den Orkus reissen… Gleich zu Anfang zählt eine Schwadron den Gleichschritt …eins zwo drei vier, eins zwo drei vier… unverkennbar mit Bayerischem Akzent. Francobavarier, also, diese Legionäre… sozusagen. usw. usw. ….möge der Ruf des Muhezzin mein Gefasel bedecken und die samtenen Schwingen gnädigen Schweigens weiteres harsches Unbill verdunkeln. Assalam… habibi, assalam.

4.10.2007

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