Filmszenen I „…wir haben uns schon zu viel Zeit gegeben…“; in: Der Anwalt und sein Gast. Teil 7b. 2002 – 2003

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„…wir haben uns schon zu viel Zeit gegeben…“; in: Der Anwalt und sein Gast. Teil 7b. 2002 – 2003


Er sucht einen Augenblick lang eine akklamierende Reaktion bei ihr auszulösen, indem er sie ansieht, dann lacht er selbst trocken auf, stößt Luft aus.

Er findet die Sache zwar doof, prekär, ungut, aber doch auch irgendwie nur lachhaft, eine Lappalie. Das will er ihr signalisieren.

Katjas Haltung hat sich trotz seiner Bagatellisierungsversuche nicht entspannt.

Sie steht starr mit aufgerissenen Augen und offenem Mund.

Wir sollten lachen drüber???….fragt sie zutiefst konsterniert.

Er zuckt entschuldigend und beruhigend, bagatellisierend, die Schultern….

…ja !

sagt er künstlich fröhlich.

Jahh.

Katja bleibt starr.

Ihre Augen sind immer noch geweitet, der Mund offen.

Eine tiefe Trauerfalte zwischen den Augen lässt ihren Ausdruck atemlos entsetzt wirken.

Sie hat eine Hand immer noch in Halsnähe am Pullover und nestelt ununterbrochen daran.

Ich wollt´ mit Dir über was ganz anderes reden.

Er nickt.

..und?

Sein Blick fordert sie auf, zu sprechen.

Ich wollt´ mit Dir über Frank reden. sagt sie halb tonlos.

Christian kann es kaum fassen, dass sie Karman beim Vornamen nennt. Er will bestätigt wissen:

Karmann?

Katja: Ja, Karmann!

Ich hab´ lange drüber nachgedacht, glaubst Du mir das?

Einen Moment lang hofft Christian, einen Silberstreif am Horizont zu sehen. Er denkt offensichtlich, Katja möchte einlenken.

Seine Stimme klingt freundlich zugewandt, als er sagt:

Natürlich, ja.

Katja flüstert: Ich will nicht, dass der unglücklich is.

Pause.

Dann lauter, entschlossen:

Ich hoffe, dass wir  ´ne  Lösung finden.

Christians Blick klickt ungläubig erstaunt zur Seite

…“wir“ — heißt…

Und noch einmal nachdenklich suchend.

…wir beide?

Er sieht sie an.

Sie nickt. Sie mauert, ihr Tonfall klingt abschließend, als sie antwortet:

Ja.

Wir beide.

Close up auf Christian:

Ihre Worte hallen in ihm nach.

Im scharf weissen Seitenlicht wirkt sein Gesicht jetzt extrem sorgenvoll, die Stirn angespannt, faltenzerfurcht.

Er scheint zu lauschen – auf das, was da mit maschineller Unerbittlichkeit zunächst leise, dann immer lauter herannaht, bedrohlich,  donnernd wie ein Güterzug in voller Fahrt.

Er wiederholt ein letztes Mal das gemeinsame Wir:

…wir beide.

Jetzt ist er da.

Äußerlich ist alles ganz undramatisch, äußerlich ist das nur ein leise gesprochener Satz aus dem Mund einer, seiner Frau.

Innerlich herrscht Chaos. Innerlich donnern soeben tonnenschwere Waggons einer nach dem anderen über ihn hinweg.

Trennung,

Trennung,

Trennung,

wiederholt das ohrenbetäubende Tosen jedes Wagens, stroboskophaft wechseln Blendung und Schatten, so schwarzweiss, wie das Licht und die Schatten auf seinem Gesicht.

Sie sagt:

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