Filmszenen I „…oder wenn das, was man noch hat, wertlos geworden ist.“ Szene Teil 1b aus: Julius Caesar. Vercingetorix – Heino Ferch 2002

Julius Caesar. Heino Ferch - Vercingetorix
Bildquelle und alle Bildrechte bei: Universal Pictures Germany GmbH Hamburg

Vercingetorix bei seiner ersten Begegnung mit Julius Caesar

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Vercingetorix wirkt ruhig. Ganz weit hinten fühlen wir einen Hauch Trauer, der aber tief unter der Oberfläche bleibt. Was er sagt, ist mehr eine realistische Feststellung, ganz ohne Pathos.

Caesar wendet sich Vercingetorix wieder zu.

Vercingetorix hat ein Anliegen.
Jetzt ist der Moment gekommen, in dem er es vorbringt: Wir sehen in der Dämmerung fast nur noch die klaren Glanzlichter seiner Augen, als wir ihn mit erhobener Stimme sagen hören:

Gewähre mir die Ehre, es allein zu beenden. Mit meinen eigenen Händen. Und nicht bei einem öffentlichen Spektakel vor dem römischen Pöbel.

Wir sehen Vercingetorix aus nächster Nähe unmittelbar ins Gesicht. Seine Miene ist ruhig, gefasst, stabil.

Beide Männer haben persönlichste Abschiede hinter sich. Caesar von seiner geliebten Tochter Julia, die bei der Geburt ihres ersten Sohnes gestorben ist. Vercingetorix hat alle Menschen, die er liebte, verloren. Seine gesamte Familie ist bei der Besetzung von Alesia durch seinen eigenen Befehl ums Leben gekommen. Vercingetorix hatte alle Frauen und Kinder vor die Tore von Alesia hinausgeschickt, in der irrigen Annahme, die Römer würden sie gnadenhalber aufnehmen. Die Römer taten es nicht. Sie liessen Tausende von Frauen und Kindern zwischen den Besetzungswällen verdursten und verhungern.

2002 Heino Ferch – Vercingetorix, Gaius Julius Caesar – Jeremy Sisto filmographie Sisto

Kommentar 1:
Beeindruckend ist die innere Haltung von Vercingetorix. Nach allem, was er hinter sich hat, Krieg, Demütigung, Verspottung, Verlust jeder irdischen Macht, Verlust seiner Familie, erwartet man einen gebrochenen und hoffnungslosen Mann.
Man erwartet einen zusammengesunkenen Körper, Augen, die ihre Strahlkraft verloren haben.
Nichts von alledem begegnet uns hier.


Dieser Mann nimmt die Dinge ohne sichtbare Traumatisierung hin. Er denkt nach vorne, an den nächsten Schritt. Er wird die Identifikation Caesars mit ihm selbst nutzen, um einen ehrenhaften Tod zu erbitten.

Kommentar 2:


Die kurze Szene im Kerker
wirkt neben den Massenszenen mit Tausenden von Komparsen klein und unwichtig.
Aus dem Blickwinkel der Handlungslinie – Aufstieg und Fall von Gaius Julius Caesar – ist sie der Höhepunkt des Filmes.

Zwei Giganten stehen einander gegenüber.

Beide haben tausendfache Todesschuld gegenüber denselben Menschen auf sich geladen. Vercingetorix durch das Hinausschicken der Frauen und Kinder aus der Zitadelle Alesia und Gaius Julius Caesar durch das Verweigern von Nahrung und Wasser für die zwischen den Festungswällen gefangenen Frauen und Kinder. Von den Zinnen ihrer Festungen hatten beide auf die sterbenden Menschen herabgesehen. Es hat sich in beider Gedächtnis eingebrannt.


Nach dieser Begegnung hat Vercingetorix nur noch wenige Stunden zu leben. Auch für Caesar markiert diese Begegnung den Glückswechsel, den Abstieg in seine persönliche Katastrophe, seinen Tod.

Wer war Vercingetorix? Caesars großer gallischer Gegenspieler. http://www.weltchronik.de/bio/cethegus/v/vercingetorix.html

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